Politik

Schwarz-Rot in der Steiermark: Voves tritt zurück

Heute Redaktion
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Der steirische Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) ist am Mittwoch zurückgetreten. Hermann Schützenhöfer (ÖVP) folgt ihm nach. Neuer SP-Chef in der Steiermark wird der noch recht junge Michael Schickhofer, Voves Wunschkandidat. Das SP-Team wird komplett umgebaut. Schützenhöfer will aber auch in Richtung FPÖ "die Hand ausgestreckt" lassen.

Der steirische Landeshauptmann ist am Mittwoch zurückgetreten. Hermann Schützenhöfer (ÖVP) folgt ihm nach. Neuer SP-Chef in der Steiermark wird der noch recht junge Michael Schickhofer, Voves Wunschkandidat. Das SP-Team wird komplett umgebaut. Schützenhöfer will aber auch in Richtung FPÖ "die Hand ausgestreckt" lassen. 

 
"Ich hab gewusst, dass meine Enkerln mehr von mir haben werden", mit diesen Worten nimmt Franz Voves den Hut als steirischer Landeshauptmann und zieht sich aus der Landespolitik zurück. Auch sein Stellvertreter Siegfried Schrittwieser dankt ab. 

Schützenhöfer: Landeshauptmann mit "Demut" und einem breiten Grinsen

Neuer Landeschef ist nun Hermann Schützenhöfer von der ÖVP, der "mit Demut" aber auch mit einem breiten Grinsen den Posten übernimmt. SPÖ-Landesrat Michael Schickhofer (35), bisher zuständig für Bildung, Familie und Jugend, steht ab sofort Schützenhöfer als Stellvertreter zur Seite. Einige Insider bezweifeln, dass Voves' "Musterschüler" der Aufgabe voll gewachsen ist. "Er muss erst in seinen Posten hineinwachsen", warnte man im Vorfeld der Pressekonferenz.

Alles neu in Steiermarks SPÖ

Voves' Abgang wird zum Anlass genommen, die Landes-SP komplett umzubauen:

Michael Schickhofer übernimmt persönlich Gemeinden, Finanzen, Sicherheit und Regionalentwicklung

Ursula Lackner: Jugend, Bildung, Familie

Bettina Vollath: Landtagspräsidentin

Jörg Leichtfried: Verkehr, Umwelt, erneuerbare Energie und Sport

Doris Kampus: Soziales und Integration

Hannes Schwarz: Klubobmann

Voves lehnte Koalition mit FPÖ ab, nun mildere Töne

Eine Koalition zwischen SPÖ und FPÖ wie im Burgenland hatte Voves (62) persönlich ausgeschlossen. Sowohl die hatten bei den Landtagswahlen herbe Verluste hinnehmen müssen.

Nun hört man vom neuen ÖVP-Landeshauptmann mildere Töne. Zwar ist die SPÖ nach wie vor Wunschpartner, doch man wolle auf die Wünsche der Bevölkerung eingehen und auch in Richtung FPÖ "die Hand ausstrecken". 

Auf den nächsten Seiten: Der Rücktritt Sekunde für Sekunde im Live-Ticker zum Nachlesen; Franz Voves' Politkarriere. 

Der Live-Ticker zum Nachlesen

Auf der nächsten Seite: Das war Landeshauptmann Franz Voves

Der ehemalige Eishockey-Nationalspieler Voves war seit 2002 Landesparteivorsitzender und seit 2005 Landeshauptmann. Zuvor hatte er 13 Jahre lang im Vorstand der Merkur Versicherung gesessen.

Seit 1995 ist Franz Voves im Landesparteivorstand der SPÖ Steiermark. Am 2. März 2002 wurde er zum SPÖ-Landesparteivorsitzenden gewählt.
Der Rebell

Im Frühjahr 2009 wurde Voves von Bundeskanzler und Parteichef Werner Faymann beauftragt, mit Ferdinand Lacina ein neues Wirtschaftskonzept für die SPÖ zu erarbeiten. April 2009 wurde dieses unter dem Namen NEW (Neue europäische Wirtschaftspolitik) präsentiert. Dieses Programm enthält unter anderem die Forderung nach höherer Vermögensbesteuerung und Wiederverstaatlichung von privatisierten Unternehmen, die dem öffentlichen Auftrag nicht nachkommen. In der SPÖ und deren Umfeldorganisationen entfachte das neue Konzept eine Debatte über einen wirtschaftlichen Linksruck.

Bei der Landtagswahl am 2. Oktober 2005 errang Voves mit der SPÖ über 41 % der Stimmen, womit die SPÖ das erste Mal in der zweiten Republik die Mehrheit der Sitze in der Landesregierung innehatte.

Nach Waltraud Klasnic

Am 25. Oktober 2005 wurde Voves von 45 der 56 Landtagsabgeordneten zum steirischen Landeshauptmann gewählt und damit Nachfolger von Waltraud Klasnic (ÖVP). Am 28. Oktober wurde er als erster SPÖ-Landeshauptmann der Steiermark in der zweiten Republik von Bundespräsident Heinz Fischer angelobt.

Die Landtagswahl am 26. September 2010 brachte der SPÖ zwar Verluste, sie behauptete sich mit 38,3 Prozent jedoch als stimmenstärkste Partei. Am 21. Oktober 2010 wurde Franz Voves mit 51 der 56 Abgeordnetenstimmen wiedergewählt.

In Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP, die mit 37,2 Prozent der Stimmen bei der Landtagswahl nur knapp hinter der SPÖ gelegen war, war zuvor eine "Reformpartnerschaft" vereinbart worden. Aufgrund der fiel auch der FPÖ, der 2010 der Wiedereinzug in den Landtag mit 10,7 Prozent der Stimmen gelungen war, ein Sitz in der Landesregierung Voves II zu.

Voves hat im Jahr 2001 ein Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich erhalten.