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Joggerin bei Vogelattacke mit Hasenpest infiziert

Eine Joggerin aus dem Schweizer Kanton Aargau wird von einem aggressiven Greifvogel angegriffen. Auf die Attacke folgt eine monatelange Leidenszeit.

Heute Redaktion
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Eine 41-jährige Frau aus dem Schweizer Kanton Aargau war im März letzten Jahres am helllichten Tag beim Joggen auf dem Heitersberg von einem Mäusebussard (Buteo buteo) angegriffen worden. Zwar trug sie nur einen kleinen Kratzer am Kopf davon, doch was sich daraus entwickelte, erstaunte selbst die Mediziner. Sie zog sich eine bakterielle Infektion mit Francisella tularensis, der Hasenpest, zu.

Sechs Tage nach dem Angriff verspürte die Frau Schmerzen und bekam Fieber. Ihre Lymphknoten am Hals schwollen an, der Gang zum Hausarzt war unvermeidlich. Dieser vermutete eine Hirnhautentzündung und verschrieb ihr Schmerzmittel und fiebersenkende Mittel. Weitere drei Tage vergingen, eine Heilung war nicht in Sicht, weshalb sie in ein Krankenhaus eingeliefert wurde.

Selber aus dem Krankenhaus entlassen

Dort stellten die Ärzte eine Virusinfektion der oberen Atemwege und geschwollene Lymphknoten hinter dem linken Ohr fest und gaben der Patientin Schmerzmittel und Entzündungshemmer. Nach fünf Tagen entließ sich die Frau selbst aus dem Krankenhaus, ohne jedoch geheilt zu sein.

Es folgten weitere Hausarztbesuche und Einnahmen von Medikamenten. Vier Wochen nach dem Angriff wurde die Frau letztlich ins Kantonskrankenhaus Baden zugewiesen, Abteilung Infektiologie. Dort vermuteten die Ärzte eine Tularämie (Hasenpest) und kamen damit erstmals dem Leiden der Frau auf die Spur. Erst nach einer intensiven mehrwöchigen Behandlung mit Antibiotika wurde sie geheilt. Im Herbst klangen auch die letzten Schwellungen am Hals ab.

Bis sie sich wieder ans Joggen wagte, verging fast ein Jahr. Um den Heitersberg macht sie aber einen großen Bogen.

Bakterium auch als Waffe tauglich?

In einem Bericht aus dem Schweizer Archiv für Tierheilkunde heißt es, es sei bislang noch nie dokumentiert worden, dass auch von aggressiven Greifvögeln eine Gefahr ausgehe, Menschen mit Tularämie zu infizieren.

Die Hasenpest ist laut dem Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf dem Vormarsch. 2015 habe es in der Schweiz 50 registrierte Fälle von Tularämie gegeben, schreibt das Amt. Seit 2004 besteht bei den Eidgenossen eine Meldepflicht.

Eine Tularämie äußerst sich beim Menschen durch Symptome wie Fieber, fortschreitende Entzündung der Eintrittsstelle sowie Lymphknotenschwellungen und kann unbehandelt in 5 bis 15 Prozent der Fälle einen tödlichen Verlauf nehmen, informiert das Gesundheitsministerium (BMASK) auf seiner Website.

In der Schweiz fürchtet man sich unterdessen, dass aufgrund des verbreiteten Vorkommens, der geringen infektiösen Dosis, der Stabilität in der Umwelt und des schweren Krankheitsbildes bei Befall der Lunge das Risiko bestehe, dass Francisella tularensis als biologische Waffe eingesetzt wird. (20 Minuten)