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Schwuler in Schweizer Hotelbar verprügelt

Ein Züricher ist beim Ausgehen verprügelt worden, weil er schwul ist. Die Wunde musste er im Spital nähen lassen.

Heute Redaktion
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Der Schädel brummte mehrere Tage, eine Narbe ist bis heute erkennbar – der 31-jährige Zürcher Ben Haemmig war am 23. Februar in der St. Moritzer Stübli-Bar im Ausgang. "Es war eigentlich ein ganz normaler Abend." Nachdem er kurz vor 1 Uhr auf der Toilette gewesen war, packte ihn aber ein unbekannter Mann auf dem Rückweg zur Bar.

"Der Typ fragte mich, ob ich auch so eine Schwuchtel sei, wie mein Kollege. Ich antwortete mit Ja, weil ich offen zu meiner Homosexualität stehe", so Haemmig. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, habe ihm der Unbekannte dann mit der Faust ins Gesicht geschlagen. "Mein Gesicht war voller Blut und ich musste sofort in die Klinik, wo ich mit vier Stichen genäht wurde und ein Verdacht auf Hirnerschütterung diagnostiziert wurde." Laut dem 31-Jährigen sei niemand eingeschritten, als der unbekannte Mann auf ihn einprügelte.

"Ein aktuelles Problem in unserer Gesellschaft"

Nicht nur er, auch sein gesamtes Umfeld sei schockiert über den Vorfall: "Ich bin nun viele Jahre im Ausgang unterwegs, aber so etwas habe ich wirklich noch nie erlebt. Ich habe sowohl St. Moritz wie auch Zürich immer als sehr offen und tolerant kennengelernt, bin auch öfters in Hetero-Clubs und hatte nie Probleme."

Deshalb hat der 31-jährige Modedesigner und Inhaber des Labels Ben David sich auch dazu entschieden, den Fall publik zu machen. "Es darf einfach nicht sein, dass man wegen seiner Sexualität angegriffen und verletzt wird – auch die Vorfälle in Zürich haben gezeigt, dass das ein aktuelles Problem ist in unserer Gesellschaft und dass man die auf keinen Fall verharmlosen darf." Er hoffe nun, dass der Täter geschnappt werden kann. Eine Anzeige gegen unbekannt hat er bei der Polizei erstattet. Die Kantonspolizei Graubünden bestätigt das: "Die Ermittlungen laufen."

"Es tut uns außerordentlich leid"

Beim 4-Stern-Superior-Hotel Schweizerhof, zu dem die Bar gehört, hat man Kenntnis vom Vorfall, wie die Hoteldirektion auf Anfrage sagt: "Dass einer unserer Gäste verletzt wurde, tut uns außerordentlich leid." Die Security habe laut Rapport einen Gast mit aufgeschlagenen Augenbrauen angetroffen und erste Hilfe geleistet. «Es kommt leider immer wieder einmal vor, dass sich Gäste zu fortgeschrittener Stunde in unglückliche Händel verstricken.» Meistens gelinge es aber, diese zu schlichten, bevor es zu Handgreiflichkeiten kommt, und Verletzungen seien glücklicherweise höchst selten.

Im Hotel sind zudem alle Gäste ungeachtet ihrer sexuellen Ausrichtung willkommen und werden gleichermassen herzlich bedient, heisst es bei der Hoteldirektion. Gleichzeitig relativiert diese aber Haemmigs Vorwurf, dass diese Auseinandersetzung eine homophobe Motivation hatte: "Aus einem für uns alltäglichen Problem, dem Kontrollverlust Einzelner unter Alkoholeinfluss, eine homophobe Tat abzuleiten, ist sehr gewagt."