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Seltene Begabung: Bist du ein "Super Recognizer"?

Nur ein bis zwei Prozent der Bevölkerung sollen so genannte "Super Recognizer" sein. Doch was steckt hinter diesem Begriff?

Sabine Primes
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Können Sie sich Gesichter außergewöhnlich leicht merken? Dann sind Sie womöglich ein "Super Recognizer".<br>
Können Sie sich Gesichter außergewöhnlich leicht merken? Dann sind Sie womöglich ein "Super Recognizer".
Getty Images/iStockphoto

Die entwicklungsbedingte Prosopagnosie ist ein Zustand, der durch eine außergewöhnlich schlechte Fähigkeit zur Gesichtserkennung gekennzeichnet ist, obwohl das Sehvermögen normal ist und keine Hirnschädigung oder andere kognitive Defizite vorliegen. Der erste Fall von entwicklungsbedingter Prosopagnosie wurde erst 1976 beschrieben und die Erkrankung wurde als sehr selten angesehen. In den letzten Jahren gab es jedoch Schätzungen, die davon ausgehen, dass 2 - 2,5 Prozent der Allgemeinbevölkerung von der Erkrankung betroffen sind.

Es gibt aber auch das Gegenteil von Prosopagnosie. Nämlich Menschen, die beim Erkennen von Gesichtern viel besser als der Durchschnitt sind. Sie erinnern sich sogar an Menschen, die sie nur einmal flüchtig gesehen haben, auch wenn diese sich verändern oder inzwischen Jahre vergangen sind. Diese Begabung sollte mit einer Studie von Forschern der Universität Harvard (USA) und Universtität London (GB) objektiv festgestellt werden. Dafür wurden neue, schwierige Tests zur Gesichtserkennung entwickelt.

 Diese Tests wurden angewendet

Tests zur Gesichtserkennung

Es wurden vier Personen getestet, die behaupteten, eine deutlich bessere als die gewöhnliche Fähigkeit zur Gesichtserkennung zu haben. Die außergewöhnliche Fähigkeit wurde in jedem Fall bestätigt. Alle vier Versuchspersonen schnitten bei zwei verschiedenen Tests zur Gesichtserkennung weit überdurchschnittlich ab. Bei einem Test zur Erkennung vertrauter Gesichter und einem Test, der das Erlernen unbekannter Gesichter erfordert, waren ihre Ergebnisse besser als die der 25 Kontrollpersonen. Die Ergebnisse unterstützen ihre Behauptung, dass sie eine außergewöhnliche Fähigkeit zur Gesichtserkennung haben. Dies ist ein erster Beweis für die Existenz von Menschen mit einer weit überdurchschnittlichen Gesichtserkennungsfähigkeit: "Super Recognizer" oder "Super-Erkenner".

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese 'Super-Erkenner' etwa so gut in der Gesichtserkennung und -wahrnehmung sind, wie entwicklungsbedingte Prosopagnosiker schlecht sind. Die Ergebnisse belegen die Existenz von Menschen mit außergewöhnlich guter Gesichtserkennungsfähigkeit und zeigen, dass die Bandbreite der Gesichtserkennungs- und -wahrnehmungsfähigkeit größer ist als bisher angenommen.

Nicht immer von Vorteil

Laut den Autoren sind nicht alle Betroffenen glücklich mit ihrer Begabung. Im Beruf kann es mitunter ein Vorteil sein, sich auch beim nächsten Meeting an Teilnehmer zu erinnern, die nur am Rand dabei waren. Privat hingegen kann es schnell sonderbar wirken, wenn man behauptet, wildfremde Menschen wiederzuerkennen.

Worin sich die Gesichtsprofis bzw. ihre Wahrnehmung von anderen Menschen unterscheidet, ist noch unklar.

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