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Sexvideo in Moskau: Russland soll Donald Trump erpre...

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Hat Moskau Information, mit denen Donald Trump erpressbar ist? Das soll aus einem Dossier eines britischen Ex-Agenten hervorgehen. Die Rede ist unter anderem von einem Sexvideo mit Prostituierten in einem Moskauer Hotel. Die Quellen des "kompromittierenden Materials" sind jedoch unklar.

Hat Moskau Information, mit denen Donald Trump erpressbar ist? Das soll aus einem Dossier eines britischen Ex-Agenten hervorgehen. Die Rede ist unter anderem von einem Sexvideo mit Prostituierten in einem Moskauer Hotel (s. S. 2). Die Quellen des "kompromittierenden Materials" sind jedoch unklar.

CNN, die "New York Times", die "Washington Post", das "Wall Street Journal": alle melden, dass Barack Obamas designierter Nachfolger Donald Trump von den US-Geheimdiensten gewarnt worden sei, dass Russland allem Anschein nach "kompromittierendes Material" über ihn besitze, um ihn "zu erpressen".
"Politische Hexenjagd"

Diese "unverifizierten" Erkenntnisse stammten zwar nicht von den Amerikanern selbst, sondern aus einer britischen Quelle, seien aber "so explosiv", dass man nicht nur Trump unterrichtet habe, sondern auch Obama und Mitglieder des Kongresses. Auch habe das Trump-Team im Wahlkampf regelmäßige Kontakte zu Moskau unterhalten.

Trump sprach in einem ersten Tweet von "Fake News" und einer "politischen Hexenjagd" - eine Wortwahl, mit der er auch Berichte über Russlands mutmaßliche Cyberangriffe auf die US-Wahlen abgetan hatte. Noch am Mittwoch will er dennoch seine erste Pressekonferenz seit dem Sommer geben.

FAKE NEWS - A TOTAL POLITICAL WITCH HUNT!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump)

Seite 2: Sexvideo & Co: Die pikanten Details

Der deutsche "Spiegel" hat die wichtigsten Fragen zur Causa aufgearbeitet:

Was genau soll in dem "Russland-Dossier" stehen?

Den Berichten zufolge bespitzelt Russland Trump schon seit Jahren, um ihn "zu beeinflussen", zunächst bei potentiellen Geschäftsdeals, dann politisch. So habe Moskau "kompromittierende persönliche und finanzielle Informationen" über seine "persönlichen Obsessionen und sexuelle Perversion" zusammengetragen. Die Rede ist unter anderem von einem Sexvideo mit Prostituierten in einem Moskauer Hotel.

Darüber hinaus habe es im Wahlkampf 2016 mehrere Treffen zwischen russischen Beamten und Trump-Vertretern gegeben, um "Angelegenheiten von gegenseitigem Interesse" zu besprechen. Die sehr konkreten Inhalte des Dossiers müssen mit Vorsicht genossen werden, da sie die US-Geheimdienste demnach nicht bestätigen konnten. Trotzdem fänden sie die Behauptungen überzeugend genug, um sie an die höchsten Stellen weiterzugeben.

Woher stammen die Angaben in dem Dossier?

Die Herkunft des Dossiers selbst ist undurchsichtig. Die US-Geheimdienste sollen ihre Informationen aus Memos gezogen haben, die ein pensionierter Agent des britischen Geheimdienstes MI6 im Sommer 2016 gesammelt habe. Der Mann - dessen Name den US-Medien bekannt ist, aber nicht genannt wurde - sei in den Neunzigerjahren in Moskau stationiert gewesen. Seine "Ermittlungen" seien erst von Trumps republikanischen Vorwahlrivalen finanziert worden und dann von Anhängern Hillary Clintons, um Trumps Kandidatur zu sabotieren. Der Ex-Spion werde von den US-Geheimdiensten dennoch als "glaubwürdig" eingestuft, er gelte "als kompetenter und zuverlässiger Agent mit umfassender Erfahrung in Russland", so die "Times".

Woher haben die US-Medien ihre Informationen?

CNN und die "New York Times" beriefen sich bei ihrem Berichten am Abend auf zwei anonyme US-Regierungsquellen. Die Formulierungen legten nahe, dass diese Informanten "Kenntnis vom Briefing" im Trump Tower hatten, so die "Times", wenn nicht sogar dabei waren - das Durchstechen wäre also eine Straftat. Die Vorwürfe gegen Trump und das Dossier selbst kursieren schon seit dem Herbst unter vielen Journalisten und Politikern in Washington, ohne dass die Inhalte bisher bestätigt wurden. Das Magazin "Politico" sei der Geschichte bereits "im September nachgejagt", twitterte Reporter Ken Vogel, bleibe aber "skeptisch".

Wer sonst wusste davon?

Obama sei am selben Tag unterrichtet worden wie Trump, hieß es in den Berichten. Tags darauf seien die führenden Republikaner und Demokraten im Geheimdienstausschuss des Kongresses - die "Gang of Eight" - informiert worden. Der republikanische Senator John McCain habe das Dossier aber bereits am 9. Dezember zwecks Prüfung dem FBI übergeben, meldeten CNN, die "Times" und der britische "Guardian". Bei einer Anhörung am Dienstag fragte der demokratische Senator Ron Wyden den FBI-Chef James Comey schon vor Bekanntwerden der Geheimdienstwarnung an Trump, ob das FBI eventuelle Verbindungen Trumps zu Russland prüfe. Comey verweigerte die Antwort.

Wie geht es nun weiter?

Trump dürfte weiter versuchen, die Vorwürfe gegen ihn - und damit in einem Handstreich auch die russischen Cyberangriffe - als "Fake News" zu diskreditieren. Doch das FBI hat nach Informationen des "Guardian" schon vergangenes Jahr eine richterliche Genehmigung beantragt, vier Mitglieder des Trump-Teams wegen "irregulärer Kontakte" mit russischen Beamten zu überwachen. Das Gericht habe dies als "zu breit ausgelehnt" abgewiesen. Es sei unklar, ob das FBI seinen Antrag konkretisiert habe. Mehr Enthüllungen sind zu erwarten - und mehr Fragen.