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Shisha-Raucher landen oft mit Vergiftungen im Spital

Sie riechen nach Apfel, Kirsche oder Minze und schmecken manchen besser als Zigaretten: Shishas. Doch sie können lebensgefährlich sein.

Heute Redaktion
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Der feine Duft täuscht: So unschuldig wie Shishas wirken, sind sie nicht, warnen Mediziner der Düsseldorfer Uniklinik. Immer häufiger müssen sie Shisha-Raucher mit schweren Kohlenmonoxid-Vergiftungen (siehe Box) behandeln.

Hatten sie es im Jahr 2015 mit nur einem solchen Fall zu tun, waren es im Jahr darauf schon fünf. 2017 mussten bisher fast 40 Wasserpfeifen-Raucher medizinische Hilfe beanspruchen, heißt es in einer Mitteilung.

Zunahme auch in der Schweiz

Auch in der Schweiz kennt man die Problematik, wie Aris Exadaktylos, Chefarzt und Klinikdirektor des Universitären Notfallzentrums (UNZ) vom InselKrankenhaus in Bern sagt. Und auch hier steigen die Zahlen: Während das UNZ in den letzten fünf Jahren insgesamt rund 50 Shisha-Notfälle verzeichnete, waren es im letzten Jahr allein 18.

Das giftige Gas, das man nicht riecht

Kommt zu wenig Sauerstoff zum Feuer, entsteht Kohlenmonoxid. Dieses ist geruchlos. Kohlenmonoxid dringt in die roten Blutkörperchen ein und verhindert, dass das Blut Sauerstoff aufnehmen kann. Die Sauerstoffzufuhr zu den Organen wird unterbrochen. Als Erstes sind jene Organe betroffen, die am meisten Sauerstoff benötigen: das Hirn und das Herz. Man kann zwar noch atmen – erstickt aber innerlich.

Rauchstopp: So erholt sich der Körper


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"Betroffen sind besonders Nichtraucher und Jugendliche ohne Erfahrung im Wasserpfeife-Rauchen", so Exadaktylos. Aber es treffe auch erfahrene Nikotinkonsumenten.

Trotz des Risikos möchte der Mediziner das Shisha-Rauchen nicht verdammen. Er empfiehlt jedoch, dabei den gesunden Menschenverstand nicht auszuschalten. So sollten die Wasserpfeifen-Fans es ruhig angehen lassen und in Maßen konsumieren, sich nicht zusätzlich mit Alkohol oder Drogen berauschen und auf Frischluftzufuhr und Rauchpausen achten. Auch den Tabak oder die Aromen mit anderen Substanzen zu mixen, ist keine gute Idee.

Schnell reagieren



Das Problem beim Shisha-Rauchen: Bei der Verbrennung der Wasserpfeifenkohle entsteht Kohlenmonoxid. Besonders beim schnellen Rauchen ohne Absetzen in geschlossenen Räumen und geringer Luftzufuhr gelangt zu wenig Sauerstoff in den Organismus, schreibt die Düsseldorfer Uniklinik. Bemerkbar mache sich die Vergiftung mit Müdigkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit und Übelkeit. Im schlimmsten Fall komme es zur Bewusstlosigkeit.

Wer diese Anzeichen wahrnimmt, sollte sofort alle Fenster öffnen und den Raum verlassen sowie die Feuerwehr verständigen, empfehlen die Experten. Denn "Kohlenmonoxidvergiftungen sind lebensgefährlich", sagt der Düsseldorfer Notfallmediziner Sven Dreyer. Für eine Vergiftung reichten bereits wenige Atemzüge.

Letzte Rettung Druckkammer



Sind die Shisha-Raucher hohen Dosen des giftigen Gases ausgesetzt gewesen, müssen sie zur sogenannten Hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) in die Druckkammer. Dabei wird mittels Überdruck 100 Prozent Sauerstoff verabreicht, um das Kohlenmonoxid aus dem roten Blutfarbstoff und lebenswichtigen Organgeweben wie dem Gehirn zu verdrängen.

Wie lange der Betroffene in die Druckkammer muss, hängt davon ab, wie viel Kohlenmonoxid eingeatmet wurde. Die Behandlung kann zwischen 45 Minuten und über sechs Stunden dauern. (Red)

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