Gesundheit

Sind Probiotika die besseren Antidepressiva?

Darmbakterien kommunizieren mit dem zentralen Nervensystem und beeinflussen möglichweise die psychische Gesundheit. Ein Ansatz für künftige Therapien?

Sabine Primes
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Probiotika könnten in Zukunft eine Alternative zu Antidepressiva sein.
Probiotika könnten in Zukunft eine Alternative zu Antidepressiva sein.
Getty Images/iStockphoto

Der menschliche Darm mit seiner komplexen mikrobiellen Lebensgemeinschaft ist verstärkt ins Forschungsfeld der Neurowissenschaften gerückt. Aktuelle Studien zeigten, dass der Darm und die im Darm lebenden Mikroorganismen mit dem zentralen Nervensystem (ZNS) kommunizieren und dadurch Gehirnfunktionen und Verhalten beeinflussen können. Störungen dieses Kommunikationssystems, welches auch als „Darm-Hirn-Achse“ bekannt ist, könnten an der Entstehung von neurologischen und psychischen Erkrankungen beteiligt sein.

Positive Effekte bei Probiotika-Einnahme

Wie das Magazin Medical Tribune berichtet, haben Hanna Huber und Mitarbeiter vom Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Universität Bonn in einer systematischen Literaturrecherche den vorliegenden Nachweis zusammengetragen. So konnten sie an Versuchstieren mit verändertem Mikrobiom und erhöhter Stressreaktivität mittels  verschiedener Probiotika positive Effekte auf das Verhalten erzielen. Die Tiere waren neugieriger und weniger ängstlich. Probiotika senkten das Stresshormon, die erhöhte Plasma-Cortisol-Konzentration, im Blut.

Weiters berichtet wird von Humanstudien, in denen der Effekt von Probiotika auf die Psyche von Gesunden, Risikopersonen für psychische Störungen und Patienten mit Depression anhand von Selbstbeurteilungsskalen untersucht wurde. Es zeigten sich in allen drei Gruppen stimulierende Effekte auf die Stimmung. Menschen mit schwerer Depression zeigten ein deutliches Abklingen depressiver Symptome. Gesunde empfanden psychische Belastungen als leichter, wenn sie Probiotika einnahmen. Die Risikogruppe für psychische Erkrankungen berichtete über bessere Stimmung oder weniger Angst.

Lösungsansatz zur Behandlung psychischer Erkrankungen

Präklinische und klinische Studien weisen darauf hin, dass der Einsatz von Probiotika eine Modulation der Darmmikrobioms herbeiführt und sich günstig auf besagte Erkrankungen auswirken kann. Durch die Aufklärung der zugrundeliegenden Mechanismen und mittels weiterer klinischer Studien könnten Probiotika möglicherweise in naher Zukunft als neuer Lösungsansatz zur Behandlung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen in Betracht gezogen werden.