Wintersport

Ski-Ikone Maier: "Hätte mir mehr Unterstützung erhofft"

Vor den Hahnenkamm-Rennen spricht Sechsfach-Sieger Hermann Maier über die Streif und seine unnachahmliche Karriere.

Sebastian Klein
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Ski-Legende Hermann Maier.
Ski-Legende Hermann Maier.
ServusTV

Zweifacher Olympiasieger, dreifacher Weltmeister, vierfacher Gesamtweltcupsieger, sechs Triumphe auf der Streif und 54 Weltcupsiege – Hermann Maier ist eine wahre Ski-Legende. Am kommenden Wochenende steigen in Kitzbühel die Hahnenkamm-Rennen. Wegen der coronabedingten Verlegung der beiden Slaloms finden zwei Abfahrten und ein Super-G statt.

Maier weiß wie kein Zweiter, wie die Steif zu bändigen ist. Im ServusTV-Interview verrät er, was ihn an der "heiligen Stätte des Skisports", wie er selbst sagt, so schnell machte: "Weil ich dort gewisse Teile so gut gefahren bin, wir so viel getüftelt haben und der Servicemann den Ski dermaßen malträtiert und so runtergefeilt hat, dass er eigentlich fast eine Fasstaube war. In den Bereichen, in denen ich normalerweise nicht schnell war, war ich auf einmal so schnell. Das war der ganze Trick dahinter. Und, dass ich dort, wo Fehler machen verboten ist, keine gemacht habe. Andere Strecken kannst du vom ersten Training weg gewinnen. In Kitzbühel brauchst du einfach die Erfahrung."

Die haben Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr, für den 48-Jährigen zwei "super Burschen", denen er den Sieg zutraut. 

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    Maier vermisste Unterstützung

    Maier blickte im offenen Interview auf seine Karriere zurück. Sein Kitz-Sieg 2003, der Comeback-Erfolg nach der schweren Motorrad-Verletzung, sei eine besondere Erinnerung. Den Siegerski habe er gemeinsam mit anderen aufgehoben. Seine Laufbahn verlief aber nicht immer reibungslos. Maier hatte große Hindernisse zu überwinden. Legendär: Sein Olympiasieg in Nagano 1998 nach dem Sturz in der Abfahrt, als er über die Fangzäune hinweg segelt und sich wie durch ein Wunder nicht verletzte. Sein Motorrad-Crash kostete ihm 2001 fast sein Bein.

    "In meinem Leben war es immer eher der schwierigere Weg", sagt Maier. Er gesteht, dass er sich dabei mehr Unterstützung vom ÖSV gewünscht hätte: "Die sogenannte Lobby im Hintergrund, die hat eigentlich nie stattgefunden. Vielleicht war ich nie der Typ dafür, sondern eher den ehrlichen Weg zu gehen. Im Nachhinein gesehen hätte ich mir natürlich gewünscht, mehr Unterstützung zu kriegen, mehr Privilegien vielleicht sogar zu haben."

    Warum es die nicht gab? "Wir waren einfach eine Mannschaft und das wäre in dieser Zeit einfach unvorstellbar gewesen. Das einzige: Ich habe dann einen Pressesprecher bekommen, ich hatte aber auch jeden Tag jede Menge Interviews. Mit dieser Lawine hatte ich nie gerechnet. Nach diesem Sturz in Nagano war ich auf einmal interessant für Leute, die noch nie auf einer Piste waren. Das war teilweise wirklich eine Überforderung. Bis sich das gelegt hat, war eh schon die Verletzung da. Da mehr Unterstützung zu bekommen, wäre sicher noch ein großer Vorteil gewesen. Dann hätte ich mich auf das Wesentliche konzentrieren können: das Skifahren, das eigentlich das Schönste an dem ganzen ist."

    Darum hält er das Team im Team, wie es zuletzt bei Dominator Marcel Hirscher im ÖSV der Fall war, für das erfolgsversprechendere Modell: "Das Spezialisieren auf einen Typen ist immer das Beste. No na ist es das Zielführendste, wenn man seine ganze Entourage von vorn bis hinten hat, irgendwo hinfliegt, Rennen fährt und wieder weg ist. Aber es gibt Typen, die es nicht aushalten würden. Die brauchen ihre Kumpel, ihre psychologische Unterstützung, ihre Zimmerkameraden."

    Hermann Maier in der Ski-Pension

    Seine Ski-Pension genießt er ohne in "ein schwarzes Loch" gefallen zu sein. Trotz Corona-Krise, die ihm persönlich wenig Schwierigkeiten bereitet: "Der Vorteil ist, wenn man am Land wohnt, man hat seinen sogenannten Auslauf. (...) Das ist das gleiche jetzt mit dem Skifahren. Es waren noch nie so leere Skipisten. Es ist wie in den 80er-Jahren. Jetzt habe ich den Komfort des 21. Jahrhundert. Leute sind hier aber wie in den 80ern. Man muss es einfach annehmen. Von dem her kann ich überhaupt nicht sagen, ich hätte mich in irgendeiner Form großartig einschränken müssen. Da kann man schon sehr froh und glücklich darüber sein. Weil ich weiß es auch von sehr vielen anderen, dass es auf keinen Fall so war."

    Ob es auf den Pisten auch zu einem Geheimtraining mit Stangen käme, wie zuletzt bei Marcel Hirscher auf der Reiteralm? "Nein, ich trainiere nirgends geheim. Ich bin froh, dass ich weg bin von den Stangen. Die Stangen haben die Landschaft ja immer ein bisschen zerstört – das Rot, Blau. Ich bin froh, wenn ich mich jetzt nicht immer einordnen muss in einen gewissen Lauf." Hirscher trainierte im Dezember mit dem Riesenslalom-Team des ÖSV mit, schloss ein Comeback aber aus.

    Die beiden Ex-Skistars haben ihre Vorliebe für den Motorsport gemeinsam. Hirscher wischte zuletzt auch Spekulationen vom Tisch, er könne womöglich wie sein Kumpel Matthias Walkner bei der Rallye Dakar teilnehmen. Maier erzählt nun, dass er einst selbst tatsächlich knapp vor einer Teilnahme stand: "Das stimmt, das war früher wirklich nah dran. Das wäre ein großer Reiz gewesen. Ich glaube, ich wäre zu der Zeit nicht einmal so schlecht gewesen. Jetzt wäre ich eher schlecht. Aber andererseits, es sind nicht immer alle lebend zurückgekommen aus der Wüste. Man muss nicht immer alles so herausfordern."

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