Österreich

So einfach ist es, eine Polizei-Pistole zu stehlen

Heute Redaktion
13.09.2021, 18:46

Unglaublich! Weil die Türen der Waffenschränke zweier Polizeidienststellen in OÖ nicht richtig verschlossen waren, konnte ein 17-Jähriger Waffen samt Munition mitgehen lassen.

Einem Polizisten der Dienststelle Sattledt (Bez. Wels-Land) wurde während seines Urlaubs die Dienstwaffe gestohlen. Bekannt wurde der Fall Ende Oktober, weil ein Polizist der Dienststelle behauptete, er habe die Waffe einem unbekannten Kollegen gegeben – für einen "sehr gefährlichen Einsatz". Wir berichteten.

Wie sich jetzt rausstellte, ist diese Geschichte des Beamten mehr als fragwürdig. Denn als Dieb hat das LKA einen 17-jährigen Türken mit österreichischer Staatsbürgerschaft ausgeforscht. Er putzte für eine Reinigungsfirma in mehreren Polizei-Dienststellen in Oberösterreich, konnte so die "Glock 17" aus dem Waffenschrank der PI Sattledt mitgehen lassen. Und nicht nur die, auch eine zweite Waffe selben Kalibers aus der Dienststelle in Kremsmünster soll er laut LKA mitgenommen haben. Erst vor gut einer Woche habe man davon erfahren.

Waffen samt Munition am Dachboden gefunden

Nach eingehender Ermittlungsarbeit wurden die beiden Waffen, samt Munition (!), schließlich Dienstagnachmittag am Dachboden in der Wohnung des 17-Jährigen in Pasching gefunden, so Alexander Riedler vom LKA in der Pressekonferenz.

Wie aber kann das sein, dass innerhalb von zwei Monaten zwei Polizei-Dienstwaffen abhanden kommen? Die Erklärung der Polizei: Bei der Dienstübergabe um 7.30 Uhr seien die Türen zu den Waffenschränken nicht richtig geschlossen – sprich nicht "zugepresst" worden, erklärt Alexander Riedler vom LKA. Der Bursch dürfte – unbeobachtet – die Waffen dann in einer Tasche an den Beamten vorbei aus der Dienststelle geschmuggelt haben.

"Wollte eine Waffe wie im Film besitzen"

Der Grund, warum er die Pistolen mitgehen hat lassen? Er wollte auch einmal echte Waffen besitzen. Waffen, wie man sie aus Film und Fernsehen kennt, gab er dem LKA gegenüber an. Ein extremistisches Motiv schließt die Polizei nach derzeitigem Ermittlungsstand aus.

Stellt sich aber noch die Frage, warum der Sattledter Polizist behauptete, er habe besagte Dienstpistole einem angeblich unbekannten Kollegen gegeben (wie eingangs erwähnt). Diese Aussage gibt den Polizeibeamten weiter Rätsel auf. Denn sie ist nicht schlüssig, zumal der 17-Jährige bereits den Diebstahl beider Waffen zugegeben hat.

Der Beamte wurde vom LKA mehrere Male – auch im Beisein seines Anwalts – zum Vorfall befragt, blieb aber immer bei seiner Version, einem Kollegen die Waffe ausgehändigt zu haben.

Ob er bewusst eine falsche Aussage macht, kann derzeit nicht gesagt werden. "Vielleicht kann er sich nicht mehr richtig erinnern, hat zum selben Zeitpunkt tatsächlich einem Kollegen eine Waffe geliehen und vergessen, dass dieser sie nicht mehr zurückgebracht hat. Das ist eine Hypothese für die Aussage des Beamten ", so Riedler gegenüber "Heute".

Der Beamte hätte Mittwoch im Beisein seines Anwalts erneut zum neuen Ermittlungsstand befragt werden sollen. Der Rechtsbeistand habe sich aber noch nicht gemeldet UND der Beamte habe sich wegen Krankheit entschuldigen lassen, wie Riedler erzählt. Der Polizist ist nach wie vor bis auf weiteres vom Dienst suspendiert.

Der 17-Jährige wurde festgenommen, ist mittlerweile aber wieder auf freiem Fuß. Riedler weiter: "Wir haben den 17-Jährigen Dienstagnachmittag vier Stunden lang befragt, seine Schilderungen sind schlüssig, wir haben wenig Zweifel, dass seine Version nicht stimmt."

(cru)

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