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So hilft der Veggie-Hype der Fleischindustrie

Zum Leidwesen mancher Vegetarier könnte genau die Fleischindustrie vom Veggie-Boom profitieren.

Heute Redaktion
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Ein vegetarischer Lebensstil soll der Fleischindustrie zugute kommen? Das ist vermutlich das letzte, was hart gesottene Vegetarier hören möchten. Jedoch steigen immer mehr der großen internationalen Player der Fleischindustrie erfolgreich (!) in die Herstellung von fleischloser Kost und Fleischersatz ein. Sie begründen diesen strategischen Schritt mit ihrem Know-How.

Argument: Klimaschutz und Tierwohll

Der größte deutsche Wurst- und Fleischwarenhersteller Rügenwalder Mühle begann bereits 2014 damit eigene vegetarische Produkte auf den Markt zu bringen. Ein Schritt, der dem Unternehmen sogar eine Steigerung der Absatzzahlen zusicherte, wie der "ORF" berichtete. Firmenchef Godo Röben argumentiert den Richtungswechsel in Interviews wie folgt: Er bringt die Debatten über Tierwohl und Massentierhaltung ins Spiel, verweist auf den Einfluss der Fleischindustrie auf das Klima und greift auch die Diskussionen über gesunde Ernährung auf.



Fleischkonzerne kaufen Veggie-Start-ups

Ähnlich machen es viele der Branchenmagnaten, wie die ABP Food Group in Irland und Großbritannien oder die Van Loon Group in den Niederlanden. Immer mehr der großen Fleischhersteller wechseln das Lager bzw. versuchen in Start-ups einzusteigen. Neben strategischen Partnerschaften kaufen sie sich in kleine Firmen ein. Mit logisch-marktwirtschatlichem Hintergrund: Um drohende Verluste zu verhindern, versucht der Hersteller selbst das Konkurrenzprodukt herzustellen.



In Österreich noch ein Nischengeschäft


Neuburger versucht am heimischen Markt einen ähnlichen Weg zu bestreiten. Mittlerweile gibt es vom Leberkäse, der sich nicht so nennen möchte, auch eine vegetarische Variante. In Österreich werden Fleischersatzprodukte aber weiterhin als Nischenmarkt betrachtet. Darauf weisen die aktuellen Marktzahlen hin, die zeigen, dass gerade ein Prozent des gesamten Umsatzes mit Fleischersatzprodukten erzielt wird. Bei Milchproduktersatz sind es zwei Prozent. Nachdem sich 2015 ein Umsatzplus von 16,8 % für Milch- und Fleischersatzprodukte zu verzeichnen war, zeigte sich im Folgejahr wieder ein Rückgang von 6,1 %. 2017 wurde der Ausgangswert von 2015 wieder erreicht, was auf die Fortschritt bei verbesserten Rezepturen zurückzuführen ist.



Fleischkonsum sinkt bei jüngeren Generationen


Vor allem in den jüngeren Generationen sinkt der Fleischkonsum jedoch weiter. Damit steigt der Anteil an Menschen, die sich vegetarisch ernähren. Rund ein Viertel der Bevölkerung gab bei einer aktuellen Umfrage an Flexitarier zu sein. Diese Gruppe fällt auch in den potenziellen Kundenstamm der Fleischindustrie - mehr als sich vegetarisch ernährende Personen, die aus ethischen Gründen auf den Fleischverzehr verzichten. (GA)