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Kein Arzt, kein WLAN, kein TV in Wiens Coronazentrum

58 Betten, fünf Sanitäter, ein Aufenthaltsraum: Das erwartet Touristen in Wien, die positiv auf Corona getestet werden.

Heute Redaktion
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In einem Pavillon des früheren Wiener Geriatriezentrums Lainz wird eine Station für bis zu 58 positive Corona-Patienten eingerichtet. Aufgenommen werden Personen mit leichten oder keinen Symptomen, die keine Möglichkeit der „häuslichen Absonderung" haben – also vor allem Touristen oder Geschäftsleute. Die Ausstattung der Vierbett-Zimmer ist spartanisch. Es gibt Essen aus dem Krankenhaus, Kleidung der Stadt Wien und Tee, aber keinen Arzt. Fünf Sanitäter des Samariterbundes stehen für Hilfe bereit. Die Hietzinger Bezirkschefin Silke Kobald (ÖVP) (siehe Video) fordert Polizeischutz, um die Bevölkerung vor den Kranken zu schützen. Dazu sagt jedoch der derzeitige Sprecher des medizinischen Krisenstabs, Andreas Huber: "Polizeischutz ist derzeit nicht vorgesehen, denn die positiv-getesteten Personen werden lediglich durch die fünf Sanitäter betreut."

Kein Internet, aber Fernseher kommt noch

Falls mehr Menschen betroffen seien sollten und mehr Patienten in die Räumlichkeiten kommen sollten, werde man auch mehr Personal brauchen, so der medizinische Sprecher des Krisenstabs, Andreas Huber zu „Heute". Fernseher sollen noch kommen, Wireless Internet werde es für die positiv-getesteten Geschäftsleute oder Touristen wohl nicht geben. Die Einrichtung soll so lange bestehen bleiben, wie es notwendig sei, betonte Huber.

Mehr als 200 Abstriche wurden schon abgenommen

Mit milden Symptomen können Patienten zuhause bleiben.

Mehr als 200 Abstriche wurden seit Freitag von dem für die Betreuung der Coronavirus-Patienten und -Verdachtsfälle zuständigen Ärztefunkdienst bei den Patienten zuhause abgenommen. Die aufwendigen Tests dauern etwa einen Arbeitstag. Patienten, die positiv auf das Covid-19-Virus getestet wurden, werden vom Gesundheitsdienst der Stadt Wien (MA 15) per Telefon informiert. Je nach Schwere der Erkrankung werden sie anschließend vom Ärztefunkdienst zuhause, im Pavillon im 13. Bezirk oder im Favoritner Kaiser-Franz-Josef-Spital weiterbetreut.

Das Geriatriezentrum am Wienerwald: Todesengeln von Lainz

1904 wurde das Geriatriezentrum am Wienerwald eröffnet und hieß bis 1994 Versorgungsheim Lainz. Das Zentrum besaß die älteste betrieblich genutzte Feldbahn Österreichs mit einer Spurweite von 500 mm. Ende der 1980er Jahre wurde das Geratriezentrum mit den "Todesengeln von Lainz" bekannt: Von 1983 bis 1989 wurde eine große Anzahl Patienten von den Stationshilfen Waltraud Wagner, Irene Leidolf, Stefanija Meyer und Maria Gruber ermordet.