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So sticht Sony die Wii U aus - ein Gedankenexperiment

Heute Redaktion
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Die ungewöhnlichste Hardware-Ankündigung auf der diesjährigen E3 war mit Sicherheit die Wii U, oder genauer gesagt der zugehörige Tablet-Controller der völlig neuartige Steuer- und Gameplay-Erlebnisse ermöglichen soll - bekanntlich ein guter Ansatz, um auf dem Konsolenmarkt für Furore zu sorgen. Das Problem ist nur: Falls sich das Konzept tatsächlich bewährt, könnte das Konkurrent Sony leicht zu seinem Vorteil nutzen.

Mal ehrlich, der Wii U-Controller sieht ein wenig aus wie die bizarre Kreuzung aus einer Etch-a-Sketch-Zeichentafel und einem Tablet, das für so wenig Bildschirmdiagonale viel zu dick geraten ist. Es ist bisher nur ein Prototyp, aber wenn Nintendo an dem Look nicht mächtig feilt, wird er nicht gerade dabei helfen, das Teil ans Gamer-Volk zu bringen. Also sind es die Features, die punkten müssen - und dummer Weise ist Nintendo auch in dieser Hinsicht äußerst angreifbar.

Das offensichtlichste zuerst: Games auf dem kleinen Bildschirm in der Wohnung mitnehmen zu können, ist prinzipiell keine neue Idee. Sony hat bei der PlayStation 3 mit Remote Play schon eine Funktionalität, mit der man manche Spiele auf die PSP streamen kann. Ach ja, und bei der neuen PlayStation Vita geht das auch - die Frage ist nur, ob Entwickler die Option mit ihren Titeln unterstützen. Ob die Wii U es besser können wird, bleibt abzuwarten - fest steht dafür schon, dass Nintendos neuer Controller eben nur ein Controller ist und keine vollwertige portable Konsole.

Somit bleibt der Wii U als schlagendes Argument am ehesten, dass der Touchscreen-Controller neue Spielerlebnisse ermöglicht. Die Kernaussage der E3-Demos: Ein Spieler hat dank eigenem Bildschirm eine eigene Ansicht vom Spielgeschehen, was völlig neue Mehrspieler-Erlebnisse ermöglicht - ob nun als der Gejagte bei Chase Mii oder als mächtiger Gegner, der bei Battle Mii im Hover-Ship auf das gemeine Fußvolk losgeht. Das klingt wirklich neun und damit kann Nintendo zunächst einmal punkten - aber Sony hat eigentlich alle Möglichkeiten, dem Konkurrenten da völlig das Wasser abzugraben.

Wir wissen ja seit Mai, dass Sony an der PlayStation 4 arbeitet. Einen Grund, Remote Play bei der neuen Generation komplett zu streichen, hat der Konzern wohl kaum. Aber was, wenn diese Funktionalität bei der nächsten Konsolen-Generation noch erweitert wird? Dann entsteht womöglich eine PS4, für die eine PS Vita als ebenso vielseitiger externer Controller herhalten kann wie der weiße Ziegelstein für die Wii U - mit dem Vorteil, dass Gamer auch drei Blocks von daheim noch etwas von ihrem tragbaren Teil haben, weil es eine Konsole ist.

Wer jetzt einwirft, dass sich jeder eine Standkonsole und eine mobile leisten will, hat natürlich recht. Aber ein Smartphone oder Tablet haben schon die meisten - Tendenz weiter steigend. Manche nennen beispielsweise ein Sony Ericsson Xperia Play ihr Eigen oder liebäugeln damit, sich ein Sony S1 oder S2 anzuschaffen. Diese drei Android-Geräte verbindet mit der PS Vita, dass sie allesamt Zugriff auf die PlayStation Suite und damit Games-Klassiker von der Original-Konsole haben werden. Sony hat zudem schon klar gemacht, dass auch andere Hersteller eine entsprechend Zertifizierung für ihre Android-Geräte bekommen können.

Damit zum Abschluss dieses Gedankenexperiments: Stellen Sie sich vor, Sony geht einen wirklich neuen Weg - mit Remote Play und PlayStation Suite als Basis - erfolgt ein echter Brückenschlag zwischen der PS4 und Android-Geräten. So könnte Ihr Handy oder Ihr Tablet zum externen Touchscreen-Controller mit persönlicher Perspektive auf das Konsolen-Spielgeschehen werden. Das klingt doch viel spannender als ein klobiger Spezial-Controller, der ohne die Konsole keinerlei Zweck erfüllt! Würde sich Sony auf ein derart innovatives Wagnis einlassen? Eine gute Frage - Nintendo muss jedenfalls hoffen, dass es nicht so sein wird.