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So süchtig macht Tindern

Ist der Konsum von Dating-Apps fester Bestandteil des Alltags, sprechen Experten von einer Dating-Sucht.

Heute Redaktion
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Eine Sucht definiert sich stets dadurch, dass sie den Alltag wenigstens teilweise maßgeblich beeinflusst. Privatleben, Arbeit und Routinen werden gestört und das soziale Leben vernachlässigt."Innerhalb der vergangenen zehn Jahre ist die Zahl der Datingsüchtigen gravierend gestiegen", so der Paartherapeut Cato Jans gegenüber "jetzt".

Dabei tritt eine Begleiterscheinung ein. In gedanklicher Augenhöhe schwebt immer die Vorstellung der Beliebigkeit und Austauschbarkeit des Gegenübers. Daher ist es nicht wichtig, in Potenzial zu investieren. "Kaufhaus-Effekt" formuliert die Psychologie das weit verbreitete Phänomen klingend.

Was sind die Anzeichen einer Dating-Sucht?

Potenzielle Dating-Süchtige gehen auf mehrere, häufig sogar fünf Dates pro Woche. Meist haben sie Schwierigkeiten, sich die Namen ihrer rasch wechselnden Gegenüber und Inhalte der Konversationen zu merken. Oberflächlichkeit im Umgang und die Aussicht auf schnellen Sex dominieren das unbewusst gesteuerte Verhalten. Morgens verbringen sie oftmals bis zu zwei Stunden mit dem Verwenden von Dating-Apps.

Erstmals klingt es wenig beunruhigend, wenn man sich kurzzeitig mit mehreren Menschen trifft. Wird das Verhalten jedoch in den Alltag integriert, wird die Alltagstauglichkeit negativ beeinflusst - manchmal damit auch das Funktionieren im beruflichen Umfeld -, es tritt irgendwann ein Zustand der Frustration und Verstimmung ein.

Fester Bestandteil der Alltagsroutine

Der Weg zum dauerhaften Glück scheint versperrt. Das Leben dreht sich nur mehr um die Benutzung der App. Das beschränkt sich nicht auf WC-Gänge und Wartezeiten, sondern hört auch in Gesellschaft anderer Menschen nicht auf. Auch wenn die Alarmsignale eindeutig scheinen können, folgt das Eingeständnis der Sucht oft viel später.

Je weniger Zeit man alleine verbringt, desto weniger fühlt man sich auch allein

Die Hintergründe sind genauso komplex wie die Ausprägungen. Diese Menschen möchte nicht alleine sein, aber haben auch Bindungsängste. Mit der Dating-Routine gerät diese in den verdrängten Hintergrund. Für den Moment fühlen sie sich nicht leer. Jedoch ist es keine Vorfreude, die sich noch bei einem Treffen einstellt. „Kurzzeitig ist das Daten ein schöner Strauß Blumen für das eigene Ego", meint Jans gegenüber "jetzt". Einsamkeit, Sozialphobie oder Angststörungen sind häufig die Gründe für so ein Suchtverhalten.

In den einsamsten Momenten greift man schnell wieder dazu.

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