Wirtschaft

So viele Retouren werfen Onlinehändler in den Müll

Was machen Onlineshops mit Produkten, die zurückgeschickt werden? Eine neue Studie gibt Aufschluss.

Heute Redaktion
Teilen
Knapp 80 Prozent der Retouren im Onlinehandel werden direkt wiederverkauft.
Knapp 80 Prozent der Retouren im Onlinehandel werden direkt wiederverkauft.
Bild: iStock

Nochmals verkaufen, anders verwerten oder wegschmeißen, weil sich ein Wiederverkauf nicht mehr lohnt: Vor dieser Frage stehen Onlinehändler, wenn retournierte Ware bei ihnen eintrifft.

Eine Studie der Universität Bamberg über die Retourenentsorgung im Jahr 2018 zeigt, welche Option die Händler am häufigsten wählen: Knapp 80 Prozent werden direkt wiederverkauft. 13 Prozent gelangen als B-Ware in den Handel. Will heißen: Die Produkte werden mit Rabatten angeboten oder landen im Outlet.

Geringer Anteil landet im Abfall

Tatsächlich weggeworfen werden 4 Prozent der Ware. Entgegen dem oft geäußersten Verdacht, dass Onlineshops Retouren rücksichtslos vernichten, ist dieser Anteil also eher gering. In absoluten Zahlen: 20 Millionen retournierte Artikel wurden entsorgt.

Die Retouren, die weggeworfen werden, haben in 80 Prozent der Fälle einen Wert unter 15 Euro.

"Es wurde schon immer vernichtet"

Bei der Diskussion um vernichtete Retouren plädiert E-Business-Experte Wölfle dafür, "über den Tellerrand des Onlinehandels hinauszuschauen". Im stationären Handel würden ebenfalls Waren vernichtet – sei es, weil sie nicht mehr nachgefragt werden oder weil sie qualitativ nicht mehr in Ordnung sind. "Doch natürlich ist jedes Produkt, das einfach weggeworfen wird, eines zu viel", so Wölfle.

Die 139 befragten Händler sagten in der Studie, dass sie oft gar keine Alternative als die Entsorgung hätten. Bei etwas über der Hälfte der weggeworfenen Artikel (53 Prozent) sei eine Wiederaufbereitung technisch nicht möglich. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Produkt defekt ist oder nicht mehr gereinigt werden kann.

Billiger ist die Entsorgung allemal: Die Befragten schätzten die Kosten im Schnitt auf 85 Cent. In 40 Prozent der Fälle wäre es laut der Studie möglich gewesen, die Retouren wiederzuverwerten oder zu spenden.

Retouren bei Zalando meist einwandfrei

Auf Wiederverwertung oder Spenden setzt Online-Modehändler Zalando. Retournierte Artikel mit kleinen Mängeln gingen ins Outlet, Restbestände als Spende an Organisationen, so Zalando auf Anfrage.

Allerdings könnten rund 97 Prozent der Retouren wieder regulär auf Zalando verkauft werden. "Der Großteil unserer Kunden sendet die Artikel in einwandfreiem Zustand zurück", sagt eine Sprecherin. Vernichtet würden Waren nur in Ausnahmefällen – zum Beispiel wenn dies aus gesundheitlichen Gründen notwendig sei. Das betreffe weniger als 0,05 Prozent aller Artikel.

Amazon sorgte unlängst für Aufsehen. Der Online-Händler sperrt Kunden, die zu viele Bestellungen zurücksenden.