Österreich

Amokschütze war einst ein besonders braver Bub

Sechs Jahre Haft (nicht rechtskräftig) fasste Mario S. heute in Korneuburg aus. Doch wie wurde aus dem einstigen Musterknaben ein Amokläufer?

Heute Redaktion
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Mario S. (18) nannte sich selbst "Wrathkeeper" (Anm.: wrath=Zorn, Hass), hatte in seinem Tagebuch einen "Doomsday" (=Tag des jüngsten Gerichts) festgelegt.

Wie mehrmals berichtet hatte der Soldat im Mai 2018 versucht, im Schulzentrum Mistelbach ein Blutbad anzurichten, schoss mit seiner Baikal auf einen Arztsohn, verletzte diesen schwer, der Schütze konnte aber nicht nachladen, flüchtete und stellte sich später der Polizei.

Persönlichkeitsstörung

Warum Mario S. all diesen Hass entwickelt hatte, versuchte die Gerichtsgutachterin beim Prozess am Mittwoch zu erklären: Der Teenager leide an einer schweren Persönlichkeitsstörung, an emotionaler Verarmung und Einsamkeit.

Bis zum 14. Lebensjahr war Mario S. laut Gutachterin, die auch viel mit der Mutter sprach, ein besonders braver Bub. Schule und Lehre brach er dann zwar ab, flüchtete in die virtuelle Welt, zockte viel am Computer, blieb aber zunächst unauffällig und fand sich erst wieder in den Columbine-Attentätern (Anm.: 13 Tote in den USA 1999) wieder. „Denen erging es wie ihm. Alle anderen sind böse, er das Opfer", so die Gutachterin. "Und niemand hat bemerkt, dass sich hier ein Störungsbild langsam aufbaut", sagte Expertin Gabriele Wörgötter weiter.

Die Sachverständige riet auch zu einer Einweisung: "Hier sind nicht Medikamente das Mittel zur Wahl, sondern eine intensive Psychotherapie." Das Urteil: Eben eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher und 6 Jahre Haft (nicht rechtskräftig).

(Lie)