Gesundheit

"Sofort impfen"– Experte schockt mit Affenpocken-Ansage

Die Affenpocken breiten sich in Europa weiter aus – auch in Österreich sind sie angekommen. Infektiologe Peter Kremsner klärt über das Virus auf.

Nicolas Kubrak
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Einen speziellen Impfstoff gegen Affenpocke gebe es nicht, jedoch seien Menschenpocken-Impfstoffe sehr wirksam, erklärt Infektiologe Peter Kramsner im Kurier-Interview.
Einen speziellen Impfstoff gegen Affenpocke gebe es nicht, jedoch seien Menschenpocken-Impfstoffe sehr wirksam, erklärt Infektiologe Peter Kramsner im Kurier-Interview.
Science Source / PhotoResearchers / picturedesk.com

Kremsner, der als Direktor des Instituts für Tropenmedizin an der Universität Tübingen tätig ist, gehört zu einen der wenigen Ärzte in Österreich, die Patienten mit Affenpocken live gesehen haben. In einem Interview mit dem Kurier klärte der Infektiologe über die tückische Erkrankung auf.

Gefahr einer neuen Pandemie

Die Bilder der vergangenen Wochen erinnern stark an jene aus dem Februar 2020: Erste Meldungen, dass ein bisher wenig bekanntes Virus in Europa eingetroffen ist, der erste Fall in Österreich und eine große Ungewissheit im Land. Könnten die Affenpocken also zu einer neuen Pandemie werden? "In der Medizin kann man generell nichts ausschließen", sagt Kremsner. Jedoch erscheine dies derzeit unwahrscheinlich. Dazu müsse sich das Virus genetisch verändern und dafür gebe es noch keine Hinweise.

Weitere Fälle wahrscheinlich

"Affenpocken sind dann sehr infektiös, wenn man einen sehr engen, direkten Kontakt zu einer anderen Person hatte", stellt der Experte fest. So müsse man sich "ordentlich anhusten" oder mit Tröpfchen anspucken lassen, um sich zu infizieren. Kremsner beruhigt: "Die Übertragung geht nicht so einfach wie das bei dem neuen Coronavirus oder bei Grippewellen der Fall ist." Er vermutet aber, dass in Europa noch weitere Fälle auftreten werden, da die Inkubationszeit zwischen der Infektion und den ersten Symptomen sogar bis zu drei Wochen betragen.

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    Affenpocken sind ein Pockenvirus, das 1958 bei Cynomolgus-Affen und 1970 beim Menschen nachgewiesen wurde. Das Virus besteht aus einem DNA-Kern in einer Proteinhülle, das von einer Hülle umgeben ist. Affenpocken sind zoonotisch, d.h. sie werden von Tieren (z. B. Nagetieren) auf den Menschen übertragen und umgekehrt. Infektionen beim Menschen werden häufig durch Tierbisse oder durch direkten Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten verursacht. (im Bild: Partikel des Affenpockenvirus)
    Affenpocken sind ein Pockenvirus, das 1958 bei Cynomolgus-Affen und 1970 beim Menschen nachgewiesen wurde. Das Virus besteht aus einem DNA-Kern in einer Proteinhülle, das von einer Hülle umgeben ist. Affenpocken sind zoonotisch, d.h. sie werden von Tieren (z. B. Nagetieren) auf den Menschen übertragen und umgekehrt. Infektionen beim Menschen werden häufig durch Tierbisse oder durch direkten Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten verursacht. (im Bild: Partikel des Affenpockenvirus)
    Science Photo Library / picturedesk.com

    "Dann muss man sofort impfen"

    Einen Impfstoff gegen die Affenpocken gebe es nicht, jedoch sei der Menschenpocken-Impfstoff der Firma Bavarian Nordic in der EU zugelassen und könne gegen Affenpocken eingesetzt werden, so Kramsner. Die Wirksamkeit sei hoch und liege bei rund 85 Prozent, allerdings gebe es beim Menschen keine Wirksamkeitsprüfung. Was hält der Infektiologe von einer generellen Durchimpfung? "Eine generelle Durchimpfung aller Menschen, die nicht bereits gegen Pocken geimpft sind, steht derzeit nicht zur Diskussion", stellt er fest.

    Aber: "Was man machen sollte sind sogenannte Ring-bzw. Kontaktimpfungen: Wer erfährt, dass er intensiven Kontakt mit einem infizierten Menschen hatte, der sollte SOFORT GEIMPFT werden!", betont der Top-Experte.

    Quarantäne? "Auf jeden Fall"

    Kramsner befürwortet eine Quarantäne für Affenpocken-Infizierte. Es solle keinen Kontakt zu Menschen und auch möglichst nicht zu Tieren geben. "Es sollte auf jeden Fall vermieden werden, dasss sich das Virus in der Nagetierpopulation in Europa festsetzt und sich dort ein Tierreservoir etabliert. Denn das würde nämlich bedeuten, dass es auch in Europa immer wieder zu kleinen Ausbrüchen kommen kann und das sollten wir auf jeden Fall vermeiden", erklärt der Infektiologe. Man bleibe bis zum Abfall der Krusten infektiös, "daher muss eine Quarantäne zumindest drei Wochen dauern".

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