Community

Sollen Eltern mit ihren Kindern das Bett teilen?

Nur wenige Kinder schlafen die ersten Jahre bei Mutter und Vater im Bett. Das wäre aber sinnvoll, sagen Experten und Eltern.

Heute Redaktion
Teilen
Ein Bett für jedes Kind, oder die ganze Familie zusammen  was halten Sie davon?
Ein Bett für jedes Kind, oder die ganze Familie zusammen was halten Sie davon?
Bild: Unsplash

Ellen Girod sucht auf Facebook einen Tischler. Der soll ihr ein Bett zimmern, in dem die ganze Familie Platz hat. Dazu gehören neben ihrem Mann auch zwei Töchter im Alter von zwei und vier Jahren. "Bisher ähnelt unser Bett einem Matratzenlager. Nun suche ich eine Schreinerei, die einen Rahmen dafür zimmert", sagt die Betreiberin des Blogs "Chez Mama Poule" und freie Journalistin.

Das gemeinsame Schlafen habe viele Vorteile. Einerseits sei es bequemer: Wache ein Kind auf und wolle gestillt werden, brauche sie sich nur umzudrehen. "Dadurch schlafen wir alle mehr", sagt Girod.

Subtile Hinweise aufs eigene Bett

Mit dem großzügigen Familienbett habe sie andererseits genug Platz, so Girod. Ein Alterslimit hat sie ihren Kindern nicht gesetzt. "Mit 18 werden sie nicht mehr in unserem Bett schlafen wollen." Wenn sie Kinderbücher anschaue, in denen ein Protagonist ein eigenes Bett hat, weise sie ihre ältere Tochter schon heute subtil auf die Möglichkeit des eigenen Nachtlagers hin. "Wir werden bald ein Kinderbett einrichten. Dann hat sie die Wahl, ob sie im eigenen Bett schlafen will oder nicht", so Girod.

Zwingen will sie ihre Töchter nicht: "Es ist wie beim Laufenlernen. Gewisse Kinder können es mit 8 Monaten, andere mit 18", so Girod. "Solange sie bei uns schlafen möchten, gebe ich meinen Töchtern die Geborgenheit gern."

Sollen Kinder bei ihren Eltern im Bett schlafen? Und in welchem Alter? Was sind Ihre Erfahrungen mit dem Thema? Schreiben Sie einen Kommentar und diskutieren Sie mit!

Macht Schlafen selbständig?

Während es in einigen Kulturen in Afrika oder Asien selbstverständlich sei, dass Kinder nicht alleine schlafen, werde in vielen europäischen Ländern eine frühe Selbstständigkeit als Tugend angesehen, schreibt das Schweizer Elternmagazin Fritz&Fränzi. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hätten Kinder aber auch hierzulande bei ihren Eltern geschlafen. Dass kleine Kinder nicht allein schlafen können, sei auch evolutionsbedingt: Babys, die in der Steinzeit nicht dicht am Körper eines vertrauten Erwachsenen schliefen, wurden von Hyänen gefressen.

Droht plötzlicher Kindstod?

Moritz Daum, der an der Universität Zürich zu Entwicklungspsychologie forscht, sagt, es gebe Gründe für und gegen das gemeinsame Schlafen. Als positiven Grund nennt er das einfachere Stillen bei Säuglingen. "Die eingenommene Seitenlage verringert oft die durch Geburt entstandenen Schmerzen", sagt er.

"Durch den geringeren Aufwand kommt es zu längeren Schlafzeiten", sagt Daum. "Man wird dadurch nicht unmittelbar vom schreienden Kind aus dem Schlaf gerissen, sondern bekommt aufkommende Unruhe schon sehr viel früher mit." Andererseits werde Co-Sleeping häufig mit verschiedenen Risiken in Verbindungen gebracht, etwa das versehentliche Aufliegen mit der ultimativen Folge des plötzlichen Kindstods.

Sex geht auch anderswo

Die Forschung sei sich diesbezüglich allerdings nicht einig, einige Studien belegten sogar eine Verringerung dieser Gefahr durchs gemeinsame Schlafen. Entwarnung gibt der Forscher bezüglich der Unabhängigkeit: Eine Studie zeige, dass Kinder, die früh gemeinsam mit Eltern schliefen, sogar über eine größere Unabhängigkeit verfügten und mehr soziale Kontakte knüpften.

Es gelte, gewisse Regeln zu berücksichtigen – etwa nicht zu rauchen, nicht zu viel zu trinken oder mit dem Gesicht zum Kind zu schlafen. Eltern, die sich vor einem Verlust der Intimität fürchten, kann der Forscher beruhigen: "Sex kann man auch außerhalb des Familienbetts haben."

(ehs)