Politik

Spindelegger "regiert", Strache "queruliert"

Heute Redaktion
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Erstaunlich ruhig, aber durchaus mit heftigen Inhalten ging die Wahlkonfrontation zwischen Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) und FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache über die Bühne. Themen kamen allerdings zu kurz, denn alles drehte sich um die Themen Zuwanderung und EU. Auch markige Sprüche blieben nicht aus. So ließ Spindelegger wissen: "Ich bin derjenige, der regiert und er ist derjenige, der queruliert."

Erstaunlich ruhig, aber durchaus mit heftigen Inhalten ging die Wahlkonfrontation zwischen Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) und FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache über die Bühne. Themen kamen allerdings zu kurz, denn alles drehte sich um die Themen Zuwanderung und EU. Auch markige Sprüche blieben nicht aus. So ließ Spindelegger wissen: "Ich bin derjenige, der regiert und er ist derjenige, der queruliert."

Gleich von Beginn an wurden die Positionen abgesteckt. Nachdem Straches auf Plakaten gepriesene "Nächstenliebe" das Auftaktthema war, musste sich der FPÖ-Chef die Frage stellen lassen, ob die Freiheitlichen der ÖVP den Rang als christlich-soziale Partei ablaufen wollen. "Sie interpretieren da etwas hinein, Frau Thurnher. Die ÖVP ist bei gewissen Werten abgesandelt. Dinge sind nicht sozial und ich will soziale Gerechtigkeit für Österreich. Sie betreiben mit Ihrer 'Entfesselung' Selbstanklage. Was wollen Sie jetzt anders machen, was Sie in den 27 Jahren in der Regierung falsch gemacht haben?", kontert Strache.

"Wenn es nötig ist, Werte auf Plakate zu schreiben"

Spindelegger wusste sich durchaus zu verteidigen und schwenkte auf die gleiche Linie ein: "Wer es nötig hat, christliche Werte auf Plakate zu schreiben, da weiß man, wie der tickt." Die ÖVP habe dies nicht nötig, denn die Partei lebe genau diese Werte. "Tatkraft, Offenheit - das ist ein anderes Programm als die FPÖ hat", so Spindelegger - und sorgte mit dem ersten von vielen markigen Sprüchen für Aufsehen: "Ich bin der, der regiert, er ist der, der queruliert."

"Sie sind mehr Not als Lösung"

Beim Thema Wirtschaft und dem Problem der Selbstvorsorge der Österreicher stellte sich Strache als Retter aus der Krise dar: "Wer hat denn die Verschüsselung verhindert? Wenn es mich nicht gegeben hätte, würde noch Karl-Heinz Grasser hier sitzen. Sie sind ja auch nur eine Notlösung, mehr Not als Lösung", schoss der Freiheitliche gegen den Vizekanzler. Spindelegger nahm jedoch wieder Fahrt aus der Diskussion: "Das ist eine viel zu ernste Sache, um da persönlich zu werden." Einig wurde man sich schließlich, dass es keine Anhebung des Pensionsalters in der kommenden Legislaturperiode geben sollte.

Fremde: "Hören Sie doch auf mit diesem Märchen"

Bei der Zuwanderung platzte schließlich Spindelegger der Kragen. Nachdem Strache kritisierte, dass durch Arbeitskräfte aus dem Ausland den Österreichern die Arbeitsplätze weggenommen würden, wurde Spindelegger das einzige Mal etwas lauter. "Das ist genau das, was sie uns immer erzählen: Die Fremden nehmen uns alles weg. Hören Sie doch auf mit diesen Märchen. Ich bin fassungslos, wie man Menschen in diesem Land so verunsichern kann."

"Sie sind aufgezogen wie ein Duracell-Hase"

Auch wenn Moderatorin Ingrid Thurnher die Diskussion "weg von der Bierzeltstimmung" führen wollte, biss sich Strache im Asylthema fest. "Sie sind aufgezogen wie ein Duracell-Hase. Wir erleben zum Beispiel im Burgenland, dass neu geschaffene Arbeitsplätze zu 90 Prozent mit Ausländern besetzt sind. Das müssen Sie sich auch eingestehen. Und ein Gebot heißt: Man soll nicht die Unwahrheit sagen." Strache wetterte weiter gegen Asylmissbrauch, ausländische Straftäter und Islamisierung. Als Seitenhieb auf Thurnher, als diese ihn zu bremsen versuchte, stellte Strache wieder die Abschaffung der "ORF-Zwangsgebühren" als Koalitionsbedingung in den Raum.

"Strachme statt Drachme"

Beim Thema EU hatte Spindelegger schließlich die Lacher auf seiner Seite. Nachdem er bereits Straches Plan, die EU-Beiträge Österreichs zu halbieren sarkastisch als Augenauswischerei abgetan hatte ("Offenbar geht ihr Horizont nicht über die Landesgrenzen hinaus!"), schoss sich Strache auf den Euro ein. "Das ist ein Fass ohne Boden und es ist Realitätsverweigerung, wenn man hier eine Diskussion verweigert. Viele Länder stehen ohne Euro besser da, wie erklären Sie das?" Zur Erklärung setzte Spindelegger gar nicht an, sondern gab sich ungewohnt belustigt: "Strache sagt, Griechenland braucht wieder die Drachme, Österreich die Strachme oder so. Wenn wir die Experten wie Strache und Stronach zusammenspannen, bekommen wir da sicher eine tolle Lösung."

Streichelweich bei Koalitionsfrage

Beim Thema Koalition zwischen Schwarz und Blau waren dann beide Seiten wieder handzahm. Für Spindelegger müsse man zusammensitzen und über Gemeinsamkeiten diskutieren, für Strache müssten die Koalitionsbedingungen der FPÖ allesamt umgesetzt werden. Und: Sollte Spindelegger mit seiner ÖVP entgegen den derzeitigen Umfragewerten hinter die FPÖ auf Platz drei in der Wählergunst zurückfallen, wird er nicht wie einst Wolfgang Schüssel (ÖVP) Kanzler, sondern sofort zurücktreten.

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