Bildungsrevolution

Stadt schafft Schulnoten ab – Direktorin "begeistert"

Ab dem Sommer 2025 sollen Noten aus den Schulen von Luzern (CH) verschwinden. Während Lehrer von positiven Erfahrungen berichten, gibt es Kritik.

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Stadt schafft Schulnoten ab – Direktorin "begeistert"
Keine Schulnoten mehr? Luzern prescht vor.
Getty Images/iStockphoto

Das Thema Schulnoten ist auch in der Schweiz seit längerer Zeit ein heißes Thema: Während viele Lehrer bereits seit einigen Jahren eine Überarbeitung der Bewertungs-Skala für Schüler wollen, fordert in neuster Zeit auch Economiesuisse ein neues System. Die Stadt Luzern nimmt nun eine Vorreiterrolle ein und will als erste größere Stadt Prüfungsnoten insgesamt abschaffen.

Ab dem Sommer 2025 wird an den 19 Primarschulen in der Stadt nämlich das "Rahmenkonzept Beurteilung" eingeführt, ein Jahr später sollen die Sekundarstufen und das Gymnasium folgen. Einzig die Semesternoten im Zeugnis bleiben erhalten, da dies im Kanton gesetzlich vorgegeben ist.

Für ihre Arbeit während des Semesters sollen Schüler für jedes Lernziel künftig mit vier Kategorien beurteilt werden: nicht erreicht / teilweise erreicht / erreicht / übertroffen. Bei Aufsätzen erfolgt oft auch noch eine Beurteilung in Textform.

"Gerechter, als es Schulnoten je sein könnten"

Wie die Primarlehrerin Pauline Briw gegenüber dem "Tages-Anzeiger" berichtet, habe sie bisher gute Erfahrungen mit dem Bewertungssystem gemacht, das im Schulhaus Säli schon seit fünf Jahren zum Einsatz kommt. "Unser Beurteilungssystem ist aussagekräftiger und wird dem einzelnen Kind viel mehr gerecht, als Schulnoten das je könnten", sagt sie. Denn im Gegensatz zu Noten, wo Wissens- oder Verständnislücken nach schlechten Noten oft einfach abgehakt würden, erlaube das neue Bewertungssystem, diese Lücken individuell aufzuarbeiten.

Auch die Schulleiterin zeigt sich nach anfänglichen Zweifeln überzeugt. "Zu Beginn war ich auch skeptisch", so Claudia Wedekind, nun sei sie aber "sehr begeistert". Anders als von Gegnern der Abschaffung kritisiert, komme es auch nicht zu mehr oder intensiveren Elterngesprächen, das neue System hat laut der Schulleiterin sogar einen positiven Effekt. "Die Eltern sehen und schätzen, dass die Kinder den Schulstoff besser und umfassender erlernen."

So veränderten sich die Zeugnisnoten

Die Sorge, dass die Zeugnisnoten zum Ende des Semesters den Schülern eine böse Überraschung bereiten könnten, habe sich ebenfalls nicht bewahrheitet: "Tendenziell schneiden sie in den Zeugnissen besser ab, weil sie unter dem Jahr genauer wissen, wo ihre Schwächen liegen, und gezielt daran arbeiten", sagt Klassenlehrerin Briw.

Weniger überzeugt von den Vorstößen für notenlose Bildung ist die Anwältin und Nationalrätin der Grünliberalen Partei GLP, Katja Christ. Sie ist auch Teil der Sachkommission Bildung der Gemeinde Riehen , Kanton Basel-Stadt, ist.

"Niemand behauptet, dass Noten eine exakte Wissenschaft sind, aber es gibt keine überzeugenden Alternativen", sagt sie gegenüber der NZZ. Ihrer Meinung nach stelle man ein "sinnvolles Bewertungssystem" nur infrage, weil die Angst bestehe, dass sich Kinder ungerecht behandeln fühlen würden.

"Fahren ja auch nicht mehr mit der Kutsche rum"

Claudia Wedekind verneint: "Die Schule darf sich weiterentwickeln, wir fahren ja auch nicht mit der Kutsche herum, nur weil es möglich wäre und früher einmal Sinn gemacht hat." Trotzdem sieht Pauline Briw beim neuen Bewertungssystem auch Nachteile: Der Aufwand für die Lehrer sei größer, weil man sich mit jedem einzelnen Kind noch vertiefter befasse.

Zudem gebe es Eltern, die Textbewertungen wegen mangelnder Sprachkenntnisse nicht verstehen würden. "Heute gibt es aber einfache Übersetzungsmöglichkeiten im Internet, die Eltern dürfen sich auch ein wenig bemühen", so die Lehrerin.

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    Helmut Graf

    Auf den Punkt gebracht

    • Die klassischen Schulnoten stehen zunehmend in der Kritik, nicht mehr zeitgemäß zu sein
    • Die Stadt Luzern prescht nun vor: Bis 2026 sollen Noten im Schulalltag durch ein neues Bewertungssystem ersetzt werden
    • Einzig die Zeugnisnoten am Ende des Semesters bleiben erhalten, da dies vom Kanton vorgeschrieben ist
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