Oberösterreich

Star-Verteidiger: "Er hält sich für Erleuchteten."

Jamal Ali A. (33) soll in Wullowitz zwei Männer (32, 63) brutal erstochen haben. Star-Anwalt Wolfgang Blaschitz meint, sein Mandant leide unter religiösen Wahnvorstellungen.  

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    Corona-Handshake: So begrüßt der Beschuldigte seinen Anwalt.
    Corona-Handshake: So begrüßt der Beschuldigte seinen Anwalt.
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    Etwas mehr als eine halbe Stunde dauerte das Verlesen der Anklageschrift. Dabei wurden den Geschwornen noch einmal die grauenhaften Umstände der brutalen Angriffe auf den Rot-Kreuz-Mitarbeiter David H. (32) und  Altbauer Franz G. (63) verdeutlicht.

    Kurz nach 10 Uhr begann dann die Befragung des Angeklagten. Im Vorfeld des Prozesses meinte er noch im Gefängnis. "Ich bereue nichts. Nur Allah kann über mich richten."

    Bewacht von fünf Polizisten zeigte er sich dann vor dem Richter aber etwas kleinlauter. Er meinte: "Ich gebe zu, dass ich Fehler gemacht habe. Es tut mir auch leid." Gleichzeitig beteuerte er aber auch, die Zeugen hätten nicht die genaue Wahrheit gesagt. Antwortete er bei der Befragung zunächst noch in wenigen Worten in Deutsch, mussten die weiteren Aussagen allesamt von einem Dolemtscher übersetzt werden.

    "Mein Mandant hält sich für einen Erleuchteten."

    Sein Verteidiger, Star-Anwalt Wolfgang Blaschitz, meinte, der Angeklagte sei krank. Fühlt sich Jamal Ali A. respektlos behandelt, wird er rasch wütend, erläutert der Jurist.

    "Mein Mandant hält sich für einen Erleuchteten. Er hat religiöse Wahnvorstellungen, leidet an einer Form des Wahns. Dies führt zu zwei Persönlichkeiten", erklärt Blaschitz ausführlich.

    Am Tattag, dem 14. Oktober, fuhr der Beschuldigte mit dem Fahrrad von seiner Wohnung zu seiner früheren Asylunterkunft. Dort suchte er laut eigenen Angaben ein klärendes Gespräch mit David H. Dieser habe nämlich zuvor schon mehrmals gedroht, den Beschuldgten abschieben zu lassen.

    Er habe ihn in der Vergangenheit auch öfter laut mit ihm geschrien. "Ich hatte keine Probleme mit ihm, bin David immer mit Respekt begegnet. Aber diese Situation war nicht akzeptabel für mich. Ich war tief verletzt", so der 33-Jährige zum Richter.

    "Innerlich aufgewühlt gewesen"

    Auch auf dem Weg zur Asylunterkunft sei er "innerlich sehr aufgewühlt gewesen." Als der Beschuldigte den Rot-Kreuz-Mitarbeiter dann beim Wohnheim antraf, habe er gehofft, dass er sich mit ihm annähern und vertragen könne. "Ich habe mir gewünscht, dass er mir etwas freundlicher begegnet." 

    Direkt vor der dem Eingang der Unterkunft, war laut Jamal Ali A. eine mögliche Abschiebung Thema. "Ich habe gesagt, wenn er mich abschieben lassen kann, dann soll er es eben machen", so der Angeklagte. David H. habe dann gemeint, dass er das ja gar nicht könne und habe dann gemeint, der Angeklagte solle das Areal verlassen. Ansonsten würde er die Polizei rufen.  

    Unmittelbar danach zückte er laut Anklage ein Klappmesser aus der rechten Hosentasche und stach auf den Rot-Kreuz-Mitarbeiter ein. "Wie oft?", wird er vom Richter gefragt. Seine Antwort: "Ich weiß es nicht genau - ein oder zwei Mal."

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    Fragen, warum er nicht eine alternative Handlungsweise gewählt hat bzw. warum er nicht einfach wieder nach Hause gefahren ist, kann er nicht beantworten. Der 33-Jährige meinte nur: "Nach unserem Streitgespräch am Vormittag war ich so unruhig und aufgewühlt. Ich wusste nicht was ich machen soll." Nachsatz: "Ich habe mir gewünscht, dass mich David in einem weiteren Gespräch beruhigen kann. Insgeheim habe ich aber gehofft, dass ich ihn bei der Unterkunft nicht antreffe." Die Absicht, dem Rot-Kreuz-Mitarbeiter etwas anzutun, hätte er aber nie gehabt.

    Als das spätere Opfer aber wieder von der Abschiebung sprach und mit der Polizei drohte, sei laut Jamal Ali A. alles wieder hoch gekommen.

    Wie schon berichtet, soll der Angeklagte versucht haben, David H. die Kehle aufzuschneiden. Er habe dabei gesagt: "Ich schneide deinen Kopf! Ich mache allahu akbar!"

    Vor Gericht meinte er dazu: "Diesen Moment habe ich nicht mehr in meinem Kopf. Ich glaube nicht, dass ich das gemacht habe. Ich vermute nicht, dass das so war."

    Am Nachmittag werden noch weitere Zeugen befragt. Dem Angeklagten drohen 20 Jahre Haft oder lebenslänglich. Ein Urteil wird am Freitag, dem zweiten Verhandlungstag, erwartet.