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Stöger: "Einige Spieler sollten wieder weg sein"

Heute Redaktion
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Die Austria steckt in der Krise, nicht nur finanziell. Rang sieben und sechs Punkte Rückstand auf die Meistergrupe ist klar zu wenig. Vorstand Peter Stöger gab Einblicke, wie sich die Veilchen in Zukunft entwickeln sollen.

Vor allem der violette Kader war beim Austria-Talk mit Fan-Vertretern ein Diskussionspunkt. Die violetten Kicker stehen aufgrund der Krisen-Saison so richtig in der Kritik. Stöger verteidigte seine Kicker: "Der Kader ist besser, als wir performen. Wir haben nicht gesagt: ,Oben ist Salzburg und dann kommen wir und jagen sie.' Aber wir schätzen das Potential so ein, dass wir Richtung internationale Startplätze mitspielen können sollten."

Doch woran hapert es am Verteilerkreis: "Trainer Christian Ilzer hat seine Wunschformation noch nicht gefunden, das sieht jeder. Wir müssen schauen, ob es an der Formation, der Ausrichtung liegt, oder die Spieler zu wenig gestärkt werden", analysierte Stöger. "Ein Problem ist, dass die Spieler in der Gruppe zu wenig Erfolge gehabt haben. Der Glaube an die Leistungsfähigkeit der gesamten Mannschaft ist nicht so, wie er sein sollte. All das ist jedenfalls Sache des Trainers. Ilzer bekommt die Chance, es zu korrigieren."

Stögers Transfer-Plan

Ein Ausweg wären Spielertransfers. Doch das eng geschnallte violette Budget lässt kaum Spielraum. Deshalb schwebt Stöger für die Zukunft auch eine andere Kaderstruktur vor. "Für uns ist der österreichische Markt spannend. Spieler sind aber nicht mehr interessant, wenn sie schon 26, 27 sind. Wir haben relativ viele Spieler, die schon im besten Fußballer-Alter sind. Ich hätte lieber, dass die Spieler in diesem Alter schon wieder weg sind, dass sie Karriere gemacht haben."

Und weiter: "Die Spieler müssen sich denken: ,Wie komme ich für fünf Jahre nach Deutschland? Für drei Jahre nach England? Und dann vielleicht für zwei Jahre wieder als Routinier zur Austria zurück?'" Problematisch sind allerdings einige Vertragssituationen. "Nur bei zwei Spielern laufen Verträge aus. Wir müssen schauen, wer stagniert."

Monschein-Verkauf?

Bleibt die Frage, ob es "Notverkäufe" geben muss? Da fällt oft der Name Christoph Monschein, einziger violetter Leistungsträger in Normalform. "Wenn ein Angebot kommt, dass spannend ist – auch für ihn – müssen wir uns damit beschäftigen. Wir hätten Alternativ-Szenarien, aber ein Verkauf ist kein Muss."

Märkte hat Stöger bereits ausgemacht. Neben österreichischen Talenten geht der Blick vorwiegend nach Deutschland. Auch wegen Sportkoordinator Alexander Bade. "Dass in Österreich gute Arbeit geleistet wird, wird registriert. Es gibt Klubs, die keine zweite Mannschaft haben, wo Spieler zu wenig Einsatzzeit bekommen. Diese Spieler könnten wir möglicherweise auch langfristig binden, dass es eine Win-Win-Win-Situation ist. Das ist allerdings auch eine Frage der Kohle. Geschenke gibt es nicht." Dafür müsste allerdings das Scouting ausgeweitet werden.

Österreicher-Topf zur Diskussion?

Erst danach wird der Österreicher-Topf zur Diskussion stehen. "Diese Einnahmen sind momentan wichtig für uns. Wir können es uns nicht leisten, Geld zu verschenken. Sollten wir aber irgendwann wirtschaftlich gut dastehen, ist es eine Frage der Qualität. Dann könnten wir mit Transfer-Erlösen die Einnahmen aus dem Österreicher-Topf durch Transfers lukrieren."

Ralf Muhr in der Kritik

Die Austria-Fans haben sich besonders auf Austria-Sportdirektor Ralf Muhr eingeschossen. Der erfolgreiche Akademieleiter konnte in den letzten Transferperioden keine dicken Fische an Land ziehen. Stöger verteidigte den Langzeit-Austrianer. "Jetzt treiben wir wieder einen durchs Dorf", schüttelte der 53-Jährige den Kopf. "Er ist in einer Situation, in der er sich selbst in seiner Haut nicht wohlfühlt."

Trotzdem schätzt Stöger die Qualitäten des 49-Jährigen, auch wenn dessen Funktion im Klub nicht mehr unumstritten ist. "Er ist ein wichtiger Faktor im Klub, kennt den Verein genau. Ich gebe Leuten gerne die Chance, sich zu bewähren. Er hat strategische und administrative Talente. Er muss nicht zwingend Sportdirektor sein."