Wirtschaft

Studie zeigt, wie Lockdown Frauen stark benachteiligt

Die Corona-Krise zwingt Frauen wieder in traditionelle Rollen. Sie fürchten einen Rückschritt bei der Gleichstellung zu Männern im Berufsleben.

Roman Palman
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Beruf und gleichzeitig Kinderbetreuung stellt viele Frauen im Lockdown vor Probleme
Beruf und gleichzeitig Kinderbetreuung stellt viele Frauen im Lockdown vor Probleme
picturedesk.com/allOver/MEV

Auch wenn die letzten Jahrzehnte einiges an Fortschritt mit sich gebracht haben: Die Corona-Krise wirft alle Bemühungen um weibliche Selbstbestimmung und Unabhängigkeit wieder zurück. Vor allem Mütter sind betroffen, wie jetzt eine aktuelle Umfrage von StepStone unter mehr als 1.900 Arbeitnehmerinnen und Jobsuchenden in ganz Österreich zeigt.

So geben mehr als die Hälfte aller Befragten (56 %) an, im Haushalt allein für den Nachwuchs verantwortlich zu sein. Bei immerhin 29 Prozent teilen sich die Eltern die Erziehungsarbeit, nur in 5 Prozent aller Haushalte übernimmt die Partnerin oder der Partner die Betreuungspflichten.

In Zeiten von Home Office und Home Schooling wirkt sich das doppelt negativ aus: In einer StepStone-Umfrage vom Sommer 2020 geben knapp zwei Drittel aller Frauen an, dass das Arbeiten von zu Hause aus anstrengend gewesen sei (64 %) – aber nur gut ein Drittel der befragten Männer (36 %).

"Unsere Studien zeigen außerdem, dass sich die Krise bei Frauen auch stärker auf die psychische Gesundheit ausgewirkt hat als bei Männern", sagt StepStone-Geschäftsführer Nikolai Dürhammer.

"Die Doppelbelastung wird in der Krise oft zur Drei- und Vierfachbelastung."

Mütter, die unter der Doppelbelastung leiden, haben ganz konkrete Vorstellungen davon, was ihnen bei der Vereinbarung von Beruf und Betreuungspflichten helfen würde: So geben knapp zwei Drittel aller befragten Mütter (65 %) an, dass flexible Arbeitszeiten schon ein Schritt Richtung bessere Vereinbarkeit wären. Auch die Möglichkeit zu Home Office (55 %) sowie Verständnis für die Belange von Eltern (51 %) werden von mehr als der Hälfte aller Befragten als Schritt Richtung mehr Gleichberechtigung von Müttern am Arbeitsplatz gesehen.

"Gute Nachricht für Arbeitgeber"

Ein weiteres Drittel (36 %) wünscht sich, dass Meetings nicht mehr nach 16 Uhr angesetzt werden, mehr als jede Vierte (29 %) möchte für den Arbeitgeber nicht ständig erreichbar sein. Maßnahmen wie Betriebskindergärten hingegen sind nur für 13 Prozent der Befragten wichtig.

"Eine gute Nachricht für Arbeitgeber", sagt Dürhammer. "Während solche Kindergärten nicht überall möglich sind und zum Teil auch einiges kosten, sind andere Wünsche wie flexible Arbeitszeiten und eine familienfreundliche Meeting-Kultur viel einfacher und rascher umzusetzen."

Besonders wichtig in Zeiten von Corona ist auch das sorgfältige Abwägen, ob die persönliche Anwesenheit wirklich notwendig ist: So fordert eine Mutter, dass Arbeitgeber bei Terminen "nicht ohne Grund auf persönliche Anwesenheit bestehen, sondern nur dort, wo es wirklich nötig ist".

"Wir sehen auch, dass Frauen berufliche Entwicklung und ein interessantes Aufgabengebiet wichtiger sind als ein attraktives Einstiegsgehalt", so Nikolai Dürhammer. "Anstatt rein aufs Geld zu schauen, geht es Frauen um Inhalte. Mit vielfältigen Aufgabengebieten können Firmen bei weiblichen Jobsuchenden punkten – und holen sich damit hoch motivierte Fachkräfte ins Unternehmen."

Die laut StepStone Top 10-Wünsche von Frauen an ihre Arbeitgeber:

10. Familienfreundlicher Arbeitsplatz – 18 %
9. Weiterbildungsmöglichkeiten – 20 %
8. Attraktives Einstiegsgehalt – 20 %
7. Führung auf Augenhöhe – 22 %
6. Ausgewogene Work Life Balance – 23 %
5. Spannende Aufgaben und Projekte – 25 %
4. Sichere Anstellung – 30 %
3. Flexible Arbeitszeiten – 34 %
2. Kollegiale Zusammenarbeit – 38 %
1. Anerkennung meiner Leistungen – 40 %

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