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Die Geister der Summerwind Mansion

Sie gilt als das am meisten heimgesuchte Haus in Wisconsin: die Summerwind Mansion am West Bay Lake.

Heute Redaktion
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In einem kleinen Waldstück am Ufer des West Bay Lake in Wisconsin stehen die Überreste der Villa Summerwind. Sie galt lange als das verfluchteste Haus des Bundesstaates mit mehr Geistergeschichten als tatsächlichen Bewohnern.

Von Anfang an verflucht

Der erste offizielle Besitzer war ab 1916 der amerikanische Handelsminister Robert Lamont, er kaufte die Summerwind Mansion als Ferienhaus für sich und seine Familie. In den kommenden 15 Jahren sollten die Lamonts Zeuge unerklärlicher Begebenheiten werden.

Erst viele Jahre später, als das Haus bereits wieder verkauft war, begannen die Lamonts zu erzählen: Von Objekten im Haus, die sich wie durch Geisterhand bewegten, unerklärlichen Geräuschen und Schatten, die von Raum zu Raum wandern. Diese Umstände störten die Lamonts aber kaum.

Der Geist zeigt sich

Komische Ereignisse hin oder her: Die Familie Lamont liebte ihr Ferienhaus – bis sich an einem verhängnisvollen Abend der Geist von Summerwind zeigte. Laut Robert Lamont waren er und seine Frau gerade beim Abendessen, als die Tür zum Keller mit einem Knall aufsprang und sich auf der Treppe die Silhouette eines Mannes materialisierte.

Lamont, der in diesem Augenblick eher an einen Einbrecher als an einen Geist glaubte, zog seine Waffe und schoss auf den vermeintlichen Eindringling – erfolglos. Die Kugeln glitten durch die Figur und schlugen in die Wand dahinter ein. Lamont und seine Ehefrau flohen und kehrten nie wieder in das Haus zurück.

Lieber vermieten als selber darin wohnen

Nachdem es einige Jahre leer stand, wurde die Summerwind Mansion in den 1940er-Jahren von der Familie Keefer gekauft. Über die verschwiegenen Keefers ist nicht viel bekannt – nur dass sie das Haus, das ursprünglich eine Ferienresidenz werden sollte, nach dem ersten Sommer doch lieber vermieteten, als selbst darin zu wohnen.

Gäste erzählten, dass besonders Mrs. Keefer Angst vor dem Haus zu haben schien. Bei der Schlüsselübergabe kam sie höchstens bis zur Haustür und verließ das Grundstück dann fluchtartig.

Bauarbeiter verweigern Arbeiten am Haus

In den frühen Siebzigern war das Haus erneut auf dem Markt. Gekauft haben es Arnold und Ginger Hinshaw, die gemeinsam mit ihren sechs Kindern einzogen. Sie wollten das inzwischen etwas zerfallene Haus renovieren, hatten aber Mühe, Arbeiter zu finden.

Der Ruf des Hauses hatte sich im Ort herumgesprochen, und die lokalen Handwerker wollten lieber nicht in dem verfluchten Anwesen arbeiten. Die Hinshaws beschlossen darauf, einen großen Teil der nötigen Arbeiten selbst zu übernehmen.

Knochen in verstecktem Raum

Bei diesen Arbeiten stieß Arnold auf einen kleinen, versteckten Raum hinter dem Schlafzimmerschrank. Er selbst passte nicht durch die Öffnung, seine jüngste Tochter Mary aber schon: Das Mädchen kroch in das Zwischenräumchen. Dort fand Mary etwas, was sie wohl noch eine Weile verfolgen wird: mehrere Knochen und einen Schädel.

Anstatt die Behörden zu informieren, ließen die Hinshaws den Schädel dort und gipsten die Wand einfach zu. Einige Jahre später öffnete Arnold die Wand erneut – und die Knochenreste und der Schädel waren verschwunden. Die Geistersichtungen dagegen häuften sich.

Von Geistern in den Wahnsinn getrieben

Ginger und die Kinder fühlten sich beobachtet im Haus. Erneut hörte die Familie unerklärliche Geräusche, sah Gegenstände, die sich bewegten, obwohl niemand in der Nähe war. Ginger sah eines Nachmittags eine weibliche Figur im Wohnzimmer erscheinen.

Arnold Hinshaw verkraftete die Geistersichtungen weniger gut als seine Familie: Er konnte nicht mehr schlafen und begann plötzlich, mitten in der Nacht auf seiner Hammondorgel zu spielen. Er behauptete felsenfest, diese Klänge würden die bösen Geister vom Haus fernhalten. Arnold verlor kurz darauf seinen Job, die Ehe zwischen ihm und Ginger lief schlecht.

Vom Haus zum Restaurant

Der traurige Höhepunkt der Erlebnisse der Hinshaws war ein Selbstmordversuch von Mutter Ginger. Nach nur sechs Monaten im Haus floh Ginger mit den Kindern zu ihren Eltern und verließ Arnold. Auch er wollte nicht länger in dem Haus wohnen, das seine Familie zerstörte.

Einige Jahre später kaufte ein gewisser Raymond Bober das Haus mit Plänen, es in ein Restaurant umzubauen. Bober war aber kein anderer als der Vater von Ginger Hinshaw. Während der Umbauarbeiten kam es zu weiteren Geistersichtungen: Gingers Bruder sah Silhouetten im zweiten Stock und rannte in die Küche.

Erneut durchlebt

Dort durchlebte er die letzten Momente der Lamonts im Haus: Er sah ebenfalls eine Gestalt in der Kellertür und behauptete danach, auch die Schüsse gehört zu haben – und sogar das Schießpulver riechen zu können. Er verließ das Haus und kehrte nie zurück.

Die anderen Handwerker im Haus beschwerten sich beim Bauherren über vermisstes Werkzeug und verschwundene Pläne, behaupteten gar, dass sich die Dimensionen der Räume ändern konnten. Keiner der Pläne, die die Handwerker zeichneten, schien am nächsten Tag noch zu stimmen. Auch die Handwerker wollten nicht in das Haus zurückkehren.

Besuch von Geisterexperten

Raymond Bober war von den Geistergeschichten fasziniert. Er begann mit Ouija-Boards (Gläserrücken) mit den Geistern zu kommunizieren und lud bekannte Geisterjäger in die Summerwind Mansion ein. Bei einer Hypnose-Session sah Bober angeblich den Erbauer des Hauses, einen gewissen Jonathan Carver. Laut Bober gab es im Keller ein Dokument, das von Carver unterschrieben war und als Beweis dienen sollte – dieses Dokument wurde aber nie gefunden.

Nachdem das Restaurant-Projekt unter anderem an den abergläubischen Handwerkern gescheitert war, schrieb Raymond Bober ein Buch über seine Erlebnisse im Haus: "The Carver Effect" erschien 1979.

Das Haus jedoch stand erneut leer, bis es 1986 von drei Investoren gekauft wurde, die das Schicksal von Summerwind endlich positiv beeinflussen wollten. So weit sollte es nie kommen: Bei einem Sturm 1988 wurde das Anwesen vom Blitz getroffen und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Heute steht nur noch der steinerne Kamin.