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Supermärkte menschenleer, Regale voll

Bei einem Lokalaugenschein bei Wiener Supermärkten in der City wird eines klar: Die Regale sind voll, die Kundschaft bleibt aus.

Heute Redaktion
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In den eigenen vier Wänden scheint die Welt derzeit eigentlich normal zu sein. Erst wenn man seine Wohnung für den notwendigen Einkauf verlässt, wird einem klar, dass sich vieles verändert hat. "Heute" hat einige Wiener Supermärkte besucht und bei einem Rundgang zur Mittagszeit bemerkt: Derzeit sind die Regale voll, aber die Menschen fehlen.

Erster Stopp Lidl: Neue Pickerl am Fußboden

Der Lidl in der Zieglergasse ist immer gut besucht. Er hat viel Obst und Gemüse und bietet alles, was das Herz begehrt. Auch in der zweiten Corona-Quarantänewoche gibt es hier keinen Mangel an Lebensmittel. Beim Eingang stehen viele Pflanzen, Düngemittel, Erde und Samen. "Was für eine fantastische Idee, nun die Fensterbänke, Balkone, Gärten oder Innenhöfe zu verschönern", denkt man sich beim Eintreten. Vor der Kasse kniet die Chefin der Filiale. Sie klebt gerade die neuen Abstandsmarkierungen an. "Bitte nimm Rücksicht und halte Abstand - #gemeinsam schaffen wir das", steht auf dem großen blauen quadratischen Klebeplakat. Die Mitarbeiter tragen Handschuhe und manche auch einen Mundschutz. Die Einkäufer halten Abstand zueinander. In jedem Gang steht maximal ein Mensch, man lächelt sich an, geht sich aber aus dem Weg. Auffällig sind die vielen Reinigungsmittel. Sie stehen bei den Angeboten, auch Scheibenfrostschutzmittel gibt es in Aktion. Selten zuvor hat man erlebt, dass die Einkäufer so nett die Verkäufer fragen: "Haben Sie noch Ingwer?"

Bei der Kassa fällt auf, dass es kein Plexiglas zum Schutz der Mitarbeiter gibt. "Das kommt wohl erst nächste Woche", sagt die Verkäuferin. "Sie konnten nicht alle Supermärkte damit eindecken so schnell", erklärt sie verständlich und mit einem Lächeln.

Billa-Durchsagen: "Halten Sie Abstand"

"Halten Sie Abstand zueinander", hört man aus dem Einkaufsradio beim Eintreten vom Billa. Fast keine Menschen sind hier zu sehen. Nur Mitarbeiter, die sich gegenseitig bei Laune halten, schlichten und nachräumen. An den Regalen, die voll sind,

hängen Zetteln, die auf den notwendigen Abstand hinweisen und auch vor Hamsterkäufen abraten. "Fair sein, immer mit der Ruhe, Raum geben und kontaktlos zahlen", steht dort geschrieben. Auch hier sieht man eine Kundin, die eine Verkäuferin fragt, wie es denn den Kindern gehe. So etwas ist in Wien eine äußerst seltene Szene. Die Verkäufer haben hier auch Plexiglas und Handschuhe zu ihrem eigenen Schutz im Kassabereich.

Hofer: Ein Turm mit Klopapierrollen

Beim Hofer stehen gleich beim Eingang die "Freuden des derzeitigen Lebens", nämlich die Backzutaten. In der Mitte findet man einen hohen Turm - den einige Kunden umkreisen. Manche bleiben stehen und machen Fotos, der Turm ist nämlich aus Klopapier. Bei der Kassa fragen sich die Menschen gegenseitig, wer denn vor wolle. "Eilig hat es hier doch keiner", lächelt ein Herr in der Schlange und auch die anderen Kunden nicken ihm einstimmig zu. Der Verkäufer ist auch hier mit Plexiglas geschützt und trägt Handschuhe.

Etsan: Desinfektionsmittel und Handschuhe

Überraschend war der Besuch beim Supermarkt Etsan: Hier gibt es viele frische Früchte, Obst und Gemüse. Sogar die derzeit beliebte Frucht Granatapfel gibt es dort noch zu finden. Auch Desinfektionsmittel und Handschuhe stehen im Regal. Alles ist schön geschlichtet, die Kundschaft fehlt auch hier derzeit. Kunden kaufen nur zwei drei Zutaten, die sie benötigen. Den Großeinkauf haben wohl alle schon vor Wochen erledigt.

Spar: Osterhasen lachen einen an, die Selbstbedienungskassa ist beliebt

Auch beim Spar ist wenig los um die Mittagszeit. Man hat keine Sorge, dass jemand zu nahe kommen könnte. Beim Eingang erkennt man gleich die Osterhasen und die Lämmchen. Eine einsame Osterzeit erwarten viele von uns, da das Social Distancing uns auch zu Ostern dazu verdammt, von unseren lieben Familienmitgliedern getrennt zu bleiben. Ob wohl viele schon Schokohasen kaufen? Auch hier sieht man Menschen mit nur wenigen Lebensmittel in der Hand zur Kassa schreitend, viele nehmen sich Blumen mit nach Hause. Im Kassabereich lächeln auch hier die Menschen sich gegenseitig an. "Wir haben ja keinen Stress", hört man eine Frau sagen. So viel Zeit und so wenig Hektik hat man wohl selten im Supermarkt erlebt. Praktisch sind beim Spar die Selbstbedienungskassen. So besteht weniger Kontakt mit anderen, auch wenn man merkt, dass sich die Menschen dies gerade am meisten wünschen würden.