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Swap war ein "Deal mit Zerstörungspotenzial"

Heute Redaktion
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"Ein Geschäft mit einem derartigen Zerstörungspotenzial hat im Schuldenportfolio der öffentlichen Hand nichts verloren" - Gutachter Christian Imo hat am Montag im Linzer Swap-Prozess den verlustreichen Deal zwischen Stadt und BAWAG P.S.K. regelrecht zerlegt. Er sei äußerlich ein Zinstauschgeschäft, tatsächlich aber eine Devisenoptionsstruktur mit 21 exotischen Optionen.

"Ein Geschäft mit einem derartigen Zerstörungspotenzial hat im Schuldenportfolio der öffentlichen Hand nichts verloren" - Gutachter Christian Imo hat am Montag im den verlustreichen Deal zwischen Stadt und BAWAG P.S.K. regelrecht zerlegt. Er sei äußerlich ein Zinstauschgeschäft, tatsächlich aber eine Devisenoptionsstruktur mit 21 exotischen Optionen.

Dem früheren Linzer Finanzdirektor Werner Penn wird vorgeworfen, eine spekulative Zinswette bei der BAWAG abgeschlossen und Ausstiegsangebote ausgeschlagen zu haben. Der ehemalige SPÖ-Stadtrat Johann Mayr soll als Finanzreferent den Deal genehmigt haben. .

"Kaum beherrschbar"

Das Geschäft sei "in hohem Maß intransparent, hochspekulativ und kaum beherrschbar", so Imos Einschätzung. Man könne solche Dinge nur mit einem professionellen Risikomanagement machen. Bereits bei Abschluss seien erhebliche Verlustpotenziale gegeben gewesen, auch ohne Finanzkrise. Das Chancen-Risiko-Potenzial für die Stadt bezifferte Imo mit bis zu 1:14. Zudem sei das Geschäft auch von der BAWAG falsch bewertet worden.

Noch mehr Risiko

Der Swap sei von der Stadt mit einem Negativwert von 20 bis 21 Millionen Euro gekauft worden. Für den Gutachter ist das "eine wesentliche Abweichung von einem fairen Preis". Das Geschäft habe nicht der Risiko-Optimierung gedient, sondern zu einer wesentlichen Erhöhung des Risiko-Portfolios geführt.

Inhaber und Stillhalter

Bei einer Option gebe es immer einen Inhaber - in diesem Fall die BAWAG. Dieser habe das Recht, in einem bestimmten Zeitraum ein bestimmtes Gut zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen. Dafür habe er eine Prämie zu zahlen. Seine Gewinnmöglichkeit sei unbegrenzt, der maximale Verlust sei die Prämie. Die andere Seite, der Stillhalter (die Stadt Linz), könne hingegen nur einen begrenzten Gewinn lukrieren, trage aber unbegrenztes Risiko, erklärte der Gutachter den Schöffen.

Anhand einer Tabelle rechnete er vor, wie sich - einen gleichbleibenden Libor vorausgesetzt - die Gewinne bzw. Verluste bei unterschiedlichem Euro-Franken-Verhältnis entwickeln würden: Demnach hätte die Stadt bei einem Kursverhältnis von 1,62, wie es zu Geschäftsabschluss herrschte, auf zehn Jahre gut 27 Millionen Euro lukriert. Bei den von Penn als Worst Case angesehenen 1,45 wären etwa 5 bis 6 Millionen Euro Verlust pro Jahr - "nicht zu verneinen, aber in Grenzen" - zu beklagen gewesen, rechnete Imo vor.

Milliardenschweres Problem

Bei einer theoretischen Euro-Franken-Parität wäre man bereits mit 1 Mrd. im Minus gewesen, so der Gutachter weiter. "Dass keiner gedacht hat, dass es zur Parität kommt, glaube ich. Aber unmöglich war es nicht. Der Kurs war im freien Fall" und werde seit 2011 nur mit größten Anstrengungen der Schweizer Nationalbank rund um 1,20 gehalten.

Urteil am Mittwoch?

Am Mittwoch muss das Gericht noch über einige Beweisanträge des Privatbeteiligten-Vertreters entscheiden. Wenn diese nicht zu einer weiteren Verzögerung führen, sollte bereits an diesem Tag das Urteil gesprochen werden. Es stehen aber noch zwei Reservetermine kommende Woche zur Verfügung.