Österreich

Testamentsfälschung im großen Stil

Heute Redaktion
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Am 16. April beginnt am Landesgericht Salzburg der Prozess um die Testamentsfälschungs-Affäre am Bezirksgericht Dornbirn. Insgesamt zehn Angeklagten wird darin vorgeworfen, über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten Testamente zu ihren Gunsten manipuliert zu haben. Dadurch sollen sie sich um mehr als 10 Millionen Euro bereichert haben.

Die Fälschungen von 16 Testamenten und zwei Schenkungsverträgen sollen von insgesamt vier Bediensteten des Bezirksgerichtes Dornbirn meist nach dem selben Schema durchgeführt worden sein. Sie haben laut Anklage die Dokumente derart manipuliert, dass das jeweilige Erbe nicht an die rechtmäßigen Erbberechtigten, sondern an eingeweihte Personen floss. Die Mittäter wollten sich das abgezweigte Vermögen später untereinander aufteilen.

Gleiches Schema

Echte Testamente wurden gefälscht. Falls kein Testament vorhanden war, wurde eines erstellt, damit das Vermögen nicht dem Staat zufiel. Die Unterschriften der Verstorbenen, die in Akten zu finden waren, wurden abgepaust. Dann verfasste man einen Text, der von den vermeintlichen "Testamentszeugen" bestätigt wurde.

Bei Hausdurchsuchungen und Recherchen am Bezirksgericht Dornbirn stachen den Ermittlern zahlreiche Besonderheiten und Gemeinsamkeiten ins Auge: Aufbau, Form, Schriftbild, Punktation, orthografische Fehler und Syntax gleichen sich bei fast allen gefälschten Testamenten. Das Urkundenverzeichnis (UV-Register) wies für die Jahre 1973 bis 2006 zahlreiche Manipulationen auf. Die inkriminierten Testamente sind im UV-Verzeichnis entweder nicht erfasst worden, oder die entsprechenden Einträge wurden durch Überklebungen, Radierungen und Überschreibungen bearbeitet. Das UV-Register für die Jahre 1951 bis 1972 ist nach wie vor unauffindbar.

Junge Richterin macht Fall publik

Als "Aufdeckerin" der Testamentsaffäre gilt eine junge Richterin am Bezirksgericht Dornbirn. Ihr waren bei der Bearbeitung eines Verlassenschaftsfalls Ungereimtheiten aufgefallen. Die Richterin erstattete im März 2009 Anzeige. Eine Anzeige eines Richters im Jahr 2002 und einer Betroffenen im Jahr 2003 gingen ins Leere, Ermittlungen wurden mangels Beweise eingestellt.