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Thiem: "Täglich schlechte Arbeit im Verband"

Heute Redaktion
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Im ersten Profijahr stürmte Dominic Thiem (21) auf Platz 39 der Weltrangliste. Am Samstag tauscht er Sturmgewehr gegen Tennisschläger und startet auf Teneriffa den Saison-Feinschliff. In "Heute" spricht er über Geld, Schwächen, die Davis-Cup-Kritik und 2015.

Im ersten Profijahr stürmte Dominic Thiem (21) auf Platz 39 der Weltrangliste. Am Samstag tauscht er Sturmgewehr gegen Tennisschläger und startet auf Teneriffa den Saison-Feinschliff. In "Heute" spricht er über Geld, Schwächen, die Davis-Cup-Kritik und 2015.

"Heute": Rekrut beim Panzerbataillon 33 in Zwölfaxing oder Tennisprofi: Was ist härter?  

Dominic Thiem: "Tennisprofi zu sein ist schon anstrengender. Der Stress in einem engen Tennismatch ist  größer – dazu das viele Reisen. Bundesheer ist aber auch nicht ohne: Ich war 16 Stunden am Tag auf den Beinen."

"Heute": Du bist die Nummer 39 der Welt.  Märchen oder der  logische Lohn harter Arbeit?

Dominic Thiem: "99 Prozent ist Arbeit. Ich halte den Begriff Talent für eine Lüge. Es gibt keinen Topspieler, der es ohne Arbeit geschafft hat. Wenn ein Dimitrov oder Federer Kunstschläge spielen, dann deshalb, weil sie es im Training 100.000 Mal gemacht. Ich will 2015 weiter nach oben. Die Top 20 sind mein Ziel. Am Samstag fliege ich für drei Wochen nach Teneriffa. Dann heißt es: vier Stunden Tennis und zwei Stunden Fitness pro Tag."

"Heute": Wo setzt du an?

Dominic Thiem: "Bei meinen Schwächen. Ich stehe zu weit hinten am Platz. Dann beim Return, bei meiner Beinarbeit und der Quote beim ersten Aufschlag."

"Heute": Was ist  deine größte Stärke?

Dominic Thiem: "Ich weiß, dass ich mit Vorhand und Rückhand jedem Spieler wehtun kann. Das war für mich eine extrem wichtige Erkenntnis."

"Heute": Was war dein bestes Match 2014?

Dominic Thiem: "Spielerisch gegen Wawrinka in Madrid, kämpferisch gegen Gulbis in New York. Auch das Match gegen Lopez bei den US Open war gut."

"Heute": Was wird sich 2015 für dich ändern. Ist es wie im Fußball, dass als Aufsteiger die zweite Saison die schwierigste ist?

Dominic Thiem: "Es ist eine neue Situation, die Punkte verteidigen zu müssen. Als Aufsteiger wird es nicht leichter, weil mich die Gegner besser kennen. Andererseits ist es als Neueinsteiger extrem hart – vor allem körperlich. Jede Woche das Reisen, der Jetlag. Es gleicht sich also auch wieder aus."

"Heute": Dein Aufstieg war rasant. Gab es in deiner Karriere Momente, wo du an dir gezweifelt hast?

Dominic Thiem: "Schon. Anfang 2012 habe ich bei Futures als erfolgreicher Junior mehrere Erstrunden-Niederlagen kassiert. Da dachte ich mir: Das ist härter als erwartet."

"Heute": Heute steigt das Daviscup-Finale Frankreich gegen Schweiz. Wer gewinnt?

Dominic Thiem: "Puh. Ich hätte auf die Schweiz getippt. Aber jetzt, wo Federers Rücken zwickt, glaube ich, machen es die Franzosen."

"Heute": Du nennst dich Patriot. Musst du da nicht immer Davicup spielen?

Dominic Thiem: "Wenn ich sehe, wie beim Verband trainiert und täglich das ganze Jahr über extrem schlechte Arbeit geleistet wird, wundere ich mich: Da gibt es keine Kritik. Ich werde aber kritisiert, weil ich einmal nicht Daviscup spiele. Gegen Gegner, die wir auch mit der fünften Garnitur schlagen. Werde ich gebraucht, bin ich hoffentlich wieder dabei."

"Heute": Du hast heuer 715.534 US-Dollar verdient. Was hast du dir geleistet?

Dominic Thiem: "Noch nichts. Beim Heer habe ich kein Geld gebraucht. Und für Urlaub blieb keine Zeit."