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Timoschenko lässt sich nun doch behandeln

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Die inhaftierte ukrainische Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko will sich nun doch von einem deutschen Arzt in der Ukraine behandeln lassen. Das teilte der Chef der Berliner Charite, Karl Max Einhäupl, am Freitag nach einem Besuch im Gefängnis mit. Die unter Bandscheibenproblemen leidende Politikerin, die mit einem Hungerstreik gegen ihre Haftbedingungen protestiert, hatte bisher auf einer Behandlung in der Charité bestanden.

Timoschenko habe ihre vorläufige Zustimmung erteilt, am Dienstag in ein Krankenhaus in Charkiw verlegt zu werden, erklärte Einhäupl, der die 51-jährige Ex-Regierungschefin zuvor zusammen mit Orthopädie-Chef Norbert Haas besucht hatte. Behandelt werden soll Timoschenko seinen Angaben zufolge von einem Arzt der Charité, der dabei von ukrainischen Medizinern unterstützt wird.

Timoschenko verbüßt in Charkiw eine siebenjährige Haftstrafe wegen Amtsmissbrauchs. Einhäupl hatte sie zuletzt im April im Gefängnis besucht und von einer Behandlung in ihrer Heimat abgeraten, weil bestimmte Therapien dort nicht möglich seien. Auch die deutsche Bundesregierung hatte wiederholt angeboten, sie in Deutschland behandeln zu lassen.

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte vor Timoschenkos Einlenken, in den Gesprächen mit der ukrainischen Regierung werde es weiter darum gehen, dass Timoschenko eine "angemessene medizinische Behandlung bekommt". Das werde "in der Ukraine sicherlich so nicht möglich sein". Timoschenkos Gesundheitszustand verschlechtert sich nach Angaben ihrer Tochter unterdessen von Tag zu Tag. Am Donnerstag sei ihre Mutter "viel schwächer" gewesen "als noch vor ein paar Tagen", sagte Jewgenija Timoschenko im ZDF.

Sie könne sich zurzeit "praktisch gar nicht bewegen". Zu Timoschenkos Vorwürfen, wonach sie im Gefängnis auch misshandelt wurde, wird es in der Ukraine keine strafrechtlichen Ermittlungen geben. Zeugenaussagen hätten ergeben, dass Timoschenkos Angaben "nicht richtig" seien, sagte Generalstaatsanwalt Viktor Pschonka in Kiew. Aus Protest gegen den Umgang mit Timoschenko will die EU-Kommission der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine geschlossen fernbleiben ().