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TripAdvisor löscht Hinweis über Vergewaltigungen

Heute Redaktion
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TripAdvisor (Symbolbild)
TripAdvisor (Symbolbild)
Bild: imago stock & people

Medienberichten zufolge soll das beliebte Reiseportal "TripAdvisor" mehrere Beiträge über sexuelle Missbräuche in einem Ressort in Mexiko entfernt haben.

In den letzten Jahren sollen auf dem Reiseportal mehrere Hinweise von Usern gelöscht worden sein, die von Vergewaltigungen in einem bestimmten Ressort in Mexiko berichten. Meldungen diesbezüglich veröffentlichten sowohl "Gizmodo" als auch das "Milwaukee Journal Sentinel".

Laut Medien soll im Iberostar Paraiso beim Playa Carmen bereits im Jahr 2010 ein weiblicher Gast von einem angestellten Security-Mitarbeiter vergewaltigt worden sein.

Nach dem Vorfall hatte die Frau auf "TripAdvisor" öffentlich über den Missbrauch geschrieben, um andere Frauen und Gäste vor dem Ressort zu warnen. Das Reiseportal soll von dem Bericht Wind bekommen und die Beiträge sofort gelöscht haben, schreibt "Gizmodo".

Beiträge nicht "familienfreundlich"

Doch warum entfernt "TripAdvisor" den Hinweis? Die offizielle Begründung: Die Beiträge wären nicht "familienfreundlich". Und die Richtlinien des Reiseportals würden dies aber strikt vorsehen.

Dass dies aber ein schlimmer Fehler war, zeigte sich nur ein Jahr später. Im selben Ressort wurde eine 19-Jährige ebenfalls von einem Security-Guard vergewaltigt. Der Mann fiel über den Gast in ihrem eigenen Badezimmer her und missbrauchte sie.

Vier Jahre später, 2015, dann wiederholte sich der Vorfall dann sogar. Und wieder im Ressort Iberostar Paraiso. Ein Pärchen soll im besagten Ressort gerade Urlaub gemacht haben. Eines Tages wurde der Ehemann mit Alkohol ausgeknockt und seine Gattin vergewaltigt.

Frauen sollten gewarnt werden

Auch die missbrauchte Frau teilte ihre Erfahrung auf "TripAdvisor" und berichtete über den Vorfall. Andere Gäste sollten unbedingt gewarnt werden. "Vielleicht wäre mir das nicht passiert, hätte ich den Beitrag von der Frau gelesen", zitiert "futurezone.at" die Frau. Doch auch ihr Beitrag wurde gelöscht.

Wie "Gizmodo" berichtet, ist kaum nachvollziehbar, welche Berichte über sexuellen Missbrauch und Vergewaltigungen vom Reiseportal gelöscht werden.

Stellungnahme von TripAdvisor

"heute.at" wollte es genau wissen und hat direkt beim Reiseportal nachgefragt. In der offiziellen Stellungnahme heißt es wörtlich:

"Auf der TripAdvisor Plattform finden sich mehr als 535 Millionen Bewertungen und Meinungen von Reisenden aus aller Welt, die über ihre Erfahrungen zu Hotels, Restaurants, lokalen Attraktionen und Airlines schreiben. Wie jedes andere Unternehmen, das mit Informationen zu tun hat, ist es uns ein Anliegen, die vorhandenen Richtlinien zur Veröffentlichung der Inhalte einzuhalten, um die Genauigkeit und Integrität der Bewertungen sicherzustellen.

TripAdvisor hält – schon seit Gründung – eine strikte Trennung zwischen Sales- und Content-Teams ein. Entgegen der Behauptungen und Aussagen, die im aktuellen USA Today Artikel aufgestellt wurden, gibt es keine Verbindung zwischen kommerziellen Beziehungen zu unseren Partnern und der Art, in der unsere Richtlinie zur Veröffentlichung von Inhalten auf Bewertungen und Forums-Beiträge angewendet werden.

Wir entschuldigen uns in aller Form bei dem im Artikel genannten Opfer von sexueller Gewalt, dessen Forums-Beitrag vor sieben Jahren auf TripAdvisor entfernt wurde. Inhalte, die nicht in familienfreundlicher Sprache verfasst wurden, wurden zu diesem Zeitpunkt als Verstoß gegen die Richtlinie gewertet. Vor mehr als sieben Jahren hat dies bedeutet, dass jedes Wort jugendfrei sein musste. Vor einigen Jahren haben wir diese Richtlinie angepasst und erlauben nun anschaulichere Bewertungen auf unserer Seite von persönlichen Erfahrungen in Fällen von Vergewaltigungen oder sexueller Belästigung. Wir haben erkannt, dass die frühere Auslegung der Richtlinie zu eng war und damit diese Art von Informationen anderen vorenthalten wurde.

Im Verlauf der letzten Jahre hat diese Veränderung dazu geführt, dass eine Vielzahl von schwerwiegenden Erfahrungen aus erster Hand auf der Plattform publiziert wurden. Eine Suche auf TripAdvisor, zeigt, dass man eine Reihe an Erfahrungsberichten finden kann, die persönliche Erfahrungen beschreiben, die mit den Themen Raub, Diebstahl, sexuelle Belästigung und Vergewaltigung in Verbindung stehen. Wir glauben daran, dass jede persönliche Erfahrung zählt und als Information für andere Reisende, die sich ein Bild machen wollen, zur Verfügung stehen sollte.

Nachdem wir darüber informiert worden sind, dass der Forums-Beitrag unter der alten Auslegung der Richtlinie gelöscht wurde, haben wir diesen innerhalb der überarbeiteten Policy wieder online gestellt.

Wir sind geschockt, was dem Opfer während seines Urlaubs in Mexiko widerfahren ist und sind der Meinung, andere Reisende sollten von diesem Vorfall wissen.

Damit wir Reisende noch besser informieren und weitere Details liefern können, arbeitet TripAdvisor an einem „Hinweis", der auf den Profil-Seiten der Unternehmen live geschaltet werden kann. Dieser Hinweis informiert über Gesundheits- und Sicherheitsrisiken sowie Diskriminierungsvorfälle bei den jeweiligen Betrieben, wenn diese in den Medien oder anderen vertrauenswürdigen Quellen öffentlich gemacht werden.

Im Zuge unserer Bestrebungen, die Informationen, die es in der Reise-Industrie gibt, so akkurat wie möglich zur Verfügung zu stellen, werden wir unsere Moderations- und Veröffentlichungsrichtlinien weiterhin anpassen und optimieren."
(wil)