Wirtschaft

Trotz Pandemie: Mehrheit ging mal krank zur Arbeit

Laut Arbeiterkammer ist die Zahl der Krankenstände 2020 zwar insgesamt gesunken. Das liegt aber auch daran, dass immer mehr krank zur Arbeit gehen.

Leo Stempfl
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Die Zahl der Krankenstände ist zwar gesunken, aber mehr Menschen gingen krank zur Arbeit.
Die Zahl der Krankenstände ist zwar gesunken, aber mehr Menschen gingen krank zur Arbeit.
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Die Arbeiterkammer Oberösterreich konnte nun einen genaueren Blick auf die Krankenstände im Pandemiejahr 2020 werfen. Dabei hat sich gezeigt, dass ganze vier von zehn Personen keinen einzigen Tag im Krankenstand waren. Dafür hat sich die durchschnittliche Anzahl der Tage jener, die krank waren, deutlich erhöht: von 8,7 auf 10,1.

Generell gesunken ist die Zahl der Krankenstände. Das liege aber auch daran, dass immer mehr Menschen krank zur Arbeit gehen. "Wer krank ist, ist krank und muss sich auskurieren. Darum wäre ein Kündigungsschutz im Krankenstand so wichtig", sagt der oberösterreichische Arbeiterkammer-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Vier Tage länger krank

Länger wurde der Krankenstand etwa bei psychischen Krankheiten, die Dauer stieg von 32 auf 36 Tage an. "Das liegt daran, dass sich depressive Symptome während Corona verfünffacht haben. Angstzustände und Schlafstörungen sind für viele Arbeitnehmer/-innen zum ständigen Begleiter geworden. Die Zahlen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) zeigen, dass rund zehn Prozent aller Krankenstandstage auf psychische Probleme und Verhaltensstörungen zurückzuführen sind", so Kalliauer.

Für manche Branchen waren Lockdowns, Hygienevorschriften und Social Distancing fast ein Segen. Die Krankenstandsfälle gingen stark zurück, die Grippewelle entfiel komplett. Auch gingen weniger in den Krankenstand, weil ein Arbeiten von zu Hause aus ohnehin oft der Regelfall war.

Mehrheit arbeitete krank

Dass die Krankenstände trotzdem durchschnittlich länger dauerten, ist darauf zurückzuführen, dass viele Arztpraxen überlastet waren oder auf Notbetrieb heruntergefahren wurden. Zudem wurden unentdeckte Krankheiten schlimmer, weil nicht unbedingt notwendige (Vorsorge-)Untersuchungen aufgeschoben wurden. Dahinter steckte auch die Angst, sich bei anderen Menschen anzustecken.

Quer durch die Branchen gaben 2019 39 Prozent der Oberösterreicher an, zumindest einmal krank gearbeitet zu haben. Im ersten Quartal 2021 war dieser Wert auf ganze 53 Prozent gestiegen. "Die Arbeit im Home-Office darf nicht als Ersatz für einen Krankenstand gesehen werden", stellt Kalliauer klar.