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Trump: "Deutschland ist Gefangener Russlands"

Gleich zu Auftakt des NATO-Gipfels kritisierte US-Präsident Donald Trump Deutschland scharf. Kanzlerin Angela Merkel wies dies zurück.

Heute Redaktion
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US-Präsident Donald Trump im Gespräch mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg (2. von li.) beim Gipfel in Brüssel.
US-Präsident Donald Trump im Gespräch mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg (2. von li.) beim Gipfel in Brüssel.
Bild: Reuters

Am Mittwoch begann der NATO-Gipfel in Brüssel ohnehin mit viel Bauchweh bei den beteiligten Ländern. US-Präsident Donald Trump hatte seit Wochen moniert, dass sein Land viel mehr zu dem Militärbündnis beitrage, als alle anderen.

Kein anderes Mitglied zahle die vereinbarten 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die NATO ein aber alle erwarten sich den Schutz der USA. Er hatte mehreren Ländern sogar schriftliche Zahlungsaufforderungen geschickt und forderte am Mittwoch erneut mehr finanzielle Zuwendungen. Außerdem drohte Trump mit einem Rückzug aus dem Bündnis und einem Abzug der Truppen aus Deutschland.

Abhängig von Russland

Zu Beginn des Gipfels schoss er sich gleich wieder auf Deutschland ein: Das Land sei "ein Gefangener Russlands", da man von den dortigen Energielieferungen abhängig sei. 60 bis 70 Prozent würden aus Russland stammen, so Trump. Reuters berichtete, laut offiziellen deutschen Zahlen betrage diese Quote an Öl- und Gasimporten aus Russland 35,3 Prozent.

Im Gespräch mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte Trump: "Ich finde es sehr traurig, dass Deutschland riesige Öl- und Gas-Deals mit Russland abschließt. Wir sollen Schutz vor Russland bieten und Deutschland zahlt jedes Jahr Milliarden über Milliarden an Russland."

"Wir beschützen Deutschland, wir beschützen Frankreich, wir beschützen alle diese Länder und eine Vielzahl von ihnen geht her und schließt Pipeline-Deals mit Russland bei denen sie Milliarden Dollar an Russland zahlen. Ich finde das sehr unangemessen", fuhr Trump fort.

Stoltenberg versuchte die Wogen zu glätten: "Selbst während des Kalten Krieges haben NATO-Partner Geschäfte mit Russland gemacht."

Merkel verteidigt sich

Bundeskanzlerin Angela Merkel antwortete ihm Stunden später: "Ich habe selbst miterlebt wie ein Teil Deutschlands von der Sowjetunion kontrolliert wurde. Ich bin sehr froh darüber dass wir heute in Frieden in der Bundesrepublik Deutschland vereint sind. Daher können wir sagen, dass wir eine unabhängige Politik betreiben und unabhängige Entscheidungen treffen."

Sie wies auch zurück, dass Deutschland zu wenig zur NATO beitrage: "Deutschland tut eine Menge für die NATO. Deutschland stellt die zweitmeisten Truppen, unsere Militärkapazitäten werden der NATO angeboten und bis heute sind wir stark in Afghanistan engagiert. Damit verteidigen wir auch die Interessen der USA." (red)

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