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Tschernobyl bekommt neuen Sarkophag

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Die Ukraine hat mit dem Bau eines neuen Schutzmantels um den Katastrophen-Reaktor von Tschernobyl begonnen. Am 26. Jahrestag des Reaktorunfalls leitete Staatschef Viktor Janukowitsch am Donnerstag mit einem symbolischen Knopfdruck offiziell die Bauarbeiten ein.

Die neue Schutzhülle soll bis 2015 fertiggestellt werden und wird schätzungsweise eineinhalb Milliarden Euro kosten. Janukowitsch dankte am Reaktor im Anwesenheit von Bauarbeitern sowie den Botschaftern Chinas und Japans den Geberländern, die bei der Finanzierung des Großprojektes helfen. Bisher flossen aus dem Ausland rund 550 Millionen Euro in einen entsprechenden Fonds, den Rest steuert die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung bei.

Deutsch-französische Kooperation

Der nach dem Unglück am 26. April 1986 zur Eindämmung der radioaktiven Strahlung errichtete Beton-Sarkophag über dem zerstörten Reaktor war über die Jahre brüchig geworden. Der Auftrag der Regierung zum Bau einer neuen Schutzhülle ging 2007 an das französische Konsortium Novarka.

Das auf Gebäudehüllen spezialisierte rheinland-pfälzische Unternehmen Kalzip aus Koblenz ist am Bau der Stahlhülle direkt beteiligt. "Mit 109 Metern Höhe, 260 Metern Breite und 150 Metern Länge ist es die größte bewegliche Halle der Welt", sagte Joachim Wolke von Kalzip.

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Chronologie der Tschernobyl-Katastophe

Die Schreckensbilder vom explodierten Kernkraftwerk Tschernobyl, von verstrahlten Einsatzhelfern und Menschen auf der Flucht sind vielen Menschen bis heute im Gedächtnis. Vor 26 Jahren explodierte in der damals noch zur Sowjetunion gehörenden Ukraine ein Druckröhrenreaktor - die bis dahin schwerste nukleare Katastrophe weltweit. Die Zahl der Todesopfer infolge des schweren Unglücks ist umstritten.

Verstrahlung bis heute ein Problem

Noch heute leiden in der Region große Landstriche unter der Verstrahlung. Konstruktions- und Bedienungsfehler führten am 26. April 1986 zur Kernschmelze und zur Explosion des Reaktormantels. Ein druckfester Sicherheitsbehälter fehlte, Trümmer und spaltbares Material wurden hinausgeschleudert. Eine 30 Kilometer große Sperrzone um den Reaktor wird bis heute streng bewacht.

120.000 Menschen umgesiedelt

Insgesamt war ein Gebiet von mehr als 200.000 Quadratkilometern in der Ukraine, Weißrussland und Russland stark betroffen. 120.000 Menschen wurden umgesiedelt. Das Ausmaß der Katastrophe verschwieg wurden von der Sowjetführung tagelang verschwiegen.

600 Millionen Betroffene

Über 600 Millionen Menschen sollen nach Angaben von Atomkritikern gesundheitlich von der Katastrophe betroffen sein, weil sie erhöhter Strahlung ausgesetzt sind. Radioaktive Partikel hatten sich über große Teile Europas verbreitet. Ärzte sehen darin ein Risiko für Krebs und andere Krankheiten. Die Zahl der Todesopfer lässt sich kaum schätzen - die Weltgesundheitsorganisation sprach von bis zu 17.000 Toten, Atomkritiker gehen von 100.000 und mehr aus.