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Vergiftet uns Tschernobyl immer noch?

Heute Redaktion
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Vor 33 Jahren erschütterte die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl die ganze Welt. Aber hat die Reaktor-Explosion auch heute noch Auswirkungen auf unsere Gesundheit?

Am 26. April 1986 passierte das damals Undenkbare: In Reaktorblock 4 des ukrainischen Kernkraftwerks Tschernobyl kam es während eines Testlaufs durch Überhitzung des Reaktors und der folgenden Explosion zum Super-GAU. Die Umgebung um das havarierte Kernkraftwerk wurde völlig verstrahlt, 49.000 Menschen mussten umgehend die nahegelegene Stadt Prypjat verlassen.

Tagelang wurde radioaktives Material in die Luft geschleudert und zog als Giftwolke über weite Teile Europas – auch über Österreich. Das Bundesgebiet zählte zu den am stärksten betroffenen Gebieten Westeuropas.

Besonders im Salzkammergut und den Nachbargebieten, der Welser Heide und den Hohen wie den Niederen Tauern und der Koralpregion/Südostkärnten schlugen sich die radioaktiven Teilchen nieder. Doch wie viel ist davon noch übrig? Dass eine hohe Strahlenbelastung allgemein zu einem Anstieg von Autoimmun- und Krebserkrankungen in der Bevölkerung führt, belegen zahlreiche Studien. Sind wir in Österreich nach fast 33 Jahren immer noch vom Fallout Tschernobyls betroffen?

Radioaktives Österreich

Ja. Die Auswirkungen des Super-GAUs sind auch in Österreich immer noch messbar. MIT-Professorin Kate Brown schätzt deshalb die Anzahl der Toten durch die Spätfolgen der Katastrophe weltweit auf bis zu 150.000, auch wenn diese nicht nachgewiesen werden können. Auch heute noch können gewisse Lebensmittel, die aus den vergifteten Gebieten kommen, krank machen.

In Deutschland werden deshalb nicht nur aus Osteuropa importierte Konsumgüter untersucht, sondern auch jene aus den südlichen Landesteilen. Besonders in Richtung der Alpen ist die Strahlenbelastung immer noch in einigen Teilen überhöht. Denn aufgrund starker Regenfälle konnten die Schadstoffe der radioaktiven Wolke hier besonders leicht in die Böden gelangen.

Besonders in den Wäldern reicherte sich dieses an. Weil es dort nicht in tiefere Bodenschichten wandern kann, wird es durch Wildtiere und vor allem Pilzen aufgenommen und in ihren Körpern gebunden. Über diese gelangt das radioaktive Isotop Cäsium-137 – es hat eine Halbwertszeit von etwa 30 Jahren – dann in unsere Nahrungskette. Besonders Rehwild und Wildschweine sind stärker belastet als etwa Weiderinder. Auch bei Pilzen gilt es Vorsicht walten zu lassen: Gerade Reifpilze und Maronenröhrlinge neigen dazu, Cäsium-137 in sich aufzunehmen.

Die Dosis macht's ...

"Sie sind noch immer stark belastet, von ihrem übermäßigen Verzehr raten wir ab. Aber bei den Eierschwammerln und Steinpilzen liegen die Mittelwerte deutlich unter den Grenzwerten, ihr Konsum stellt in der Regel kein Problem dar", erklärte Manfred Ditto vom Gesundheitsministerium laut einem Bericht des "ORF".

Insgesamt geben die Daten für die Wissenschaft aber keinen Anlass für gesundheitliche Bedenken. Der Verzehr normaler Mengen Wildfleisch (im Schnitt ein halbes Kilo pro Jahr) stellt für uns Österreicher keine Gefahr dar. Strahlenschützer Ditto: Das "entspricht in etwa der Dosis eines halbstündigen Flugs."

Tiere erobern die Todeszone von Tschernobyl:

(rcp)