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Türkei: Gedenkfeiern zum Putschversuch

Heute Redaktion
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Ab heute gedenkt die Türkei des gescheiterten Putschversuchs vor 12 Monaten: Er brachte damals fast Präsident Erdogan zu Fall – und 50.000 Menschen hinter Gittern.

Sieben Tage lang werden sich im ganzen Land Türken bei so genannten "Demokratiewachen" auf Plätzen und Straßen versammeln, um an den gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli und 16. Juli 2016 zu erinnern.

Rückblick:

Eine Gruppe von Armeeangehörigen hatte damals versucht, die demokratisch gewählte Regierung der Türkei zu stürzen. Der Putschversuch begann mit einer Erklärung von Soldaten: Die Macht sei übernommen worden, das Kriegsrecht verhängt. Soldaten besetzten die Bosporus-Brücken in Istanbul mit Panzern, blockierten den Atatürk-Flughafen.

Am Taksim-Platz lieferten sich Polizei und Soldaten wilde Gefechte – Teile des Parlaments wurden aus der Luft und von Panzern beschossen, 290 Menschen starben.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief seine Anhänger noch in der selben Nacht zum Widerstand auf. Polizei und einfache Landsleute stellten sich in großer Zahl gegen die Putschisten, der Putschversuch scheiterte.

Für den Umsturzversuch macht der Boss vom Bosporus den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen verantwortlich, Erdogans Schergen gehen seither mit aller Härte gegen vermeintliche Gülen-Anhänger vor: Mehr als 50.000 Menschen wurden verhaftet, 100.000 Staatsbedienstete entlassen oder suspendiert und zahlreiche Medien geschlossen.

Erdogan will eine Rede halten

Höhepunkt der laufenden Gedenkfeiern in der Türkei wird eine Ansprache von Recep Tayyip Erdogan im Parlament im Ankara sein. Geplant ist sein Auftritt am Sonntagmorgen, 02:32 Uhr (01:32 MEZ). Die seltsame Uhrzeit ist genau jener Zeitpunkt, an dem die Putschisten 2016 das Parlament bombardierten. Weiters soll wie in der Putschnacht ein besonderer Gebetsruf von den Minaretten der Moscheen erklingen.

Außenminister Kurz verbot Türken-Minister die Einreise

Türkeis Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci wollte am Sonntag anlässlich der Gedenkfeiern zum Putschversuch in Wien vor der türkischen Community bei einer Veranstaltung der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), die der türkischen Regierungspartei AKP nahesteht, auftreten – doch Außenminister Sebastian Kurz verbot ihm die Einreise.

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Nihat Zeybekci wollte in Wien auftreten, Außenminister Sebastian Kurz lässt ihn aber nicht einreisen. Montage: Reuters/Graf

Begründung des Ministeriums: Der türkische Minister wolle "ausschliesslich zum Zwecke eines öffentlichen Auftritts" hierherkommen . "Es besteht Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit in Österreich." Zu einem bilateralen Besuch wäre Zeybekci hingegen "natürlich willkommen", heisst es von offizieller Seite weiter.

Die Türkei schäumt: Das türkische Außenministerium sprach von einem "warnenden Beispiel". Österreich sei "bei der Verteidigung demokratischer Werte nicht ehrlich". Der ehrenwerte Wirtschaftsminister habe an einer Veranstaltung teilnehmen wollen, mit der der Gefallenen und Verletzten gedacht werden sollte, die sich dem verräterischen Putschversuch entgegengestellt haben, um die Demokratie zu verteidigen …"