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Über 50 Muslimbrüder in Kairo erschossen

Heute Redaktion
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Bild: MOHAMMED SABER (EPA)

Bei der Auflösung einer Demonstration von Anhängern des abgesetzten Staatschefs Mohammed Mursi sind am frühen Montagmorgen über 50 Menschen getötet worden. Der Vorfall ereignete sich vor dem Gebäude, in dem der gestürzte Präsident Mohammed Mursi vermutet wurde. Nach Tagen vergleichsweiser Ruhe eskaliert die Lage in Ägypten.

Bei den Gefechten vor dem Hauptquartier der Republikanischen Garden wurden neben den mindestens 50 Toten auf Seiten der Muslimbrüder 322 weitere Menschen verletzt. Die salafistische Nour-Partei kündigten daraufhin an, sich mit sofortiger Wirkung aus den Verhandlungen über die politische Zukunft des Landes zurückzuziehen.

Nach Militärangaben kam es zu den Zusammenstößen, als Angreifer versuchten, den Offiziersclub der Republikanischen Garde zu stürmen. Zuvor hatte es in Kairo Gerüchte gegeben, dass sich der vom Militär gestürzte Präsident Mohammed Mursi dort aufhalten könnte. Nach Armeeangaben wurde auch ein Offizier getötet, 40 Soldaten verletzt. Das Militär nahm etwa 200 Bewaffnete fest. Sie hätten unter anderem Schusswaffen und Brandsätze bei sich gehabt, hieß es in der Stellungnahme.

Aussage gegen Aussage

Die Muslimbruderschaft hingegen erklärte, dass ihre Unterstützer bei einer Protestveranstaltung während des Morgengebets attackiert worden seien. Der Sprecher der Organisation, Gehad al-Haddad, schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, Polizei und Armee hätten versucht, einen Sitzstreik der Mursi-Anhänger mit Gewalt aufzulösen. Die islamistischen Muslimbrüder riefen die Ägypter zum Aufstand gegen die Militärmachthaber auf, die Mursi in der vergangenen Woche abgesetzt hatten.

"Die Partei Freiheit und Gerechtigkeit ruft das große ägyptische Volk auf, sich gegen die zu erheben, die die Revolution mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen stehlen wollen und dabei auch über Leichen gehen," hieß es auf der Facebook-Seite der Bruderschaft.

Parteizentrale der Muslimbrüder geschlossen

Die ägyptische Justiz ordnete zugleich am Montag die Schließung der Zentrale der Partei für Freiheit und Gerechtigkeit an. In dem Gebäude in der Hauptstadt Kairo seien Messer, brennbare Flüssigkeit und andere Waffen gefunden worden, die gegen Demonstranten eingesetzt werden sollten, erklärte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Die Partei für Freiheit und Gerechtigkeit ist der politische Arm der islamistischen Muslimbruderschaft.

Nour-Partei zieht sich zurück

Der Sprecher der Nour-Partei (Partei des Lichts), Nader al-Bakkar, erklärte über Twitter: "Wir haben als Reaktion auf das Massaker vor dem Club der Republikanischen Garde beschlossen, uns mit sofortiger Wirkung aus allen Verhandlungen zurückzuziehen." Die Salafisten hätten sich zur Teilnahme an den Beratungen bereit erklärt, um Blutvergießen zu verhindern. "Nun fließt das Blut in Strömen", fügte er hinzu.

Die ultra-konservative Nour-Partei hatte sich ursprünglich an der Suche nach einer neuen Führung in Ägypten beteiligt. Die Gespräche verliefen bisher jedoch erfolglos, weil sich die Salafisten laut Medienberichten gegen Favoriten wie den Friedensnobelpreisträger Mohammed El-Baradei und den Sozialdemokraten Siad Bahaa El-Din gestellt hatten und eine politisch neutrale Persönlichkeit verlangten.