Wien

Über 50 Jahre alter Gemeindebau wurde zum Passivhaus

Erstmals wurde ein bestehender Gemeindebau zu einem Passivhaus umgewandelt. Der Heizwärmebedarf sank durch die Sanierung um 91 Prozent.

Louis Kraft
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    Der Gemeindebau in der Hütteldorfer Straße 252 (Penzing) wurde in den spätene 60er Jahren errichtet. Dennoch ist er so energieeffizient wie ein Neubau.
    Der Gemeindebau in der Hütteldorfer Straße 252 (Penzing) wurde in den spätene 60er Jahren errichtet. Dennoch ist er so energieeffizient wie ein Neubau.
    PID/Martin Votava

    Der Gemeindebau in der Hütteldorfer Straße 252 (Penzing) wurde von 1969 – 1971 errichtet. 2018 wurde mit der Sanierung der in die Jahre gekommenen Anlage mit 56 Wohnungen begonnen. Das besondere: Erstmals wurde dabei international ein bestehender Gemeindebau in ein ökologisch "vorbildliches" Passivhaus verwandelt. 

    Das hilft nicht nur dem Klima, sondern macht sich auch im Geldbörsl der Mieter bemerkbar: Durch die neue Wärmedämmung wurde der Heizwärmedarf des Wohnhauses um 91 Prozent auf 9,50 kWh/m2/a reduziert. Zudem wurde im Zuge der Sanierung ein neuer Schallschutz zur vielbefahrenen Durchzugsstraße geschaffen. Neben Dämmung, Sonnen- und Schallschutz wurden auch Photovoltaikpaneele in die neu errichtete Glasfassade integriert.

    Öko-Gemeindebau als "Win-Win-Situation" für alle

    "Leistbarer Wohnraum und ökologische Nachhaltigkeit vereinen sich hier auf beeindruckende Art und Weise", zeigt sich Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) begeistert. Wiener Wohnen habe mit den Sanierungsarbeiten einen Meilenstein gesetzt, wichtige Erfahrungswerte gesammelt und eine absolute Win-Win-Win-Situation hergestellt. "Durch die enorm gesteigerte Energieeffizienz ersparen sich die Mieterinnen und Mieter einen Großteil der Energiekosten, zudem konnte die Umwelt durch die CO2-Reduktion entlastet werden", so Gaal.

    Zufrieden zeigen sich auch die Bewohner: Peter Urban lebt von Beginn an, also seit 51 Jahren, im Gemeindebau in der Hütteldorfer Straße. Er freut sich vor allem über die Schall- und Wärmedämmung. "Die neuen Fenster sind wirklich grandios, wir hören kaum mehr Motorenlärm. Und wir haben schon einen erklecklichen Betrag bei den Heizkosten zurückbekommen, mehrere hundert Euro", erzählt der 75-Jährige. Dennoch sei die Miete gleichgeblieben: "Wir zahlen so viel wie vorher".

    Stadt setzt auf städtetaugliche Solarkraft

    Für Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) steht der Gemeindebau in der Hütteldorfer Straße für "sozialen Klimaschutz". Er hob vor allem die neue Photovoltaikfassade hervor, die ein "gelungenes Beispiel für den Weg, den wir in Wien mit der Photovoltaik-Offensive gehen" sei.

    Die Stadt setzt dabei auf den städtetauglichen Ausbau von Sonnenstrom. Das heißt: Flächen, die es schon gibt, sollen mit Photovoltaik-Paneelen ausgestattet werden, zum Beispiel Dächer oder Hausfassaden. Bis 2030 sollen über 500.000 Wiener mit Sonnenstrom versorgt werden, so Czernohorszky.

    Förderungen verhindern Mieterhöhungen

    Für die umfassende Sanierung und Verbesserung des Gebäudes auf Passivhausstandard müssen die Bewohner keine höheren Mieten bezahlen. Ein wichtiger Beitrag, um dies zu ermöglichen, war neben der Mittelfinanzierung aus dem wohnfonds_wien zusätzlich eine Förderung der Europäischen Union. Bei dem EU-GUGLE Projekt ("European cities serving as Green Urban Gate towards Leadership in sustainable Energy") soll die Umsetzbarkeit von Niedrigstenergie-Sanierungen im Gebäudebestand demonstriert und ein europaweiter Erfahrungsaustausch ermöglicht werden.

    Ansprechpartner für Hausbesitzer und Hausverwaltungen, die ihre Häuser modernisieren und Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauches setzen wollen, ist der wohnfonds_wien. Mehr Informationen dazu gibt es hier.