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Unangepasster "Iceman" Favorit in Barcelona

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Rekordweltmeister Michael Schumacher wartet seit seinem Formel-1-Comeback bereits 42 Rennen vergeblich auf einen Podestplatz. Kimi Räikkönen dagegen hat ihn zuletzt in Bahrain bereits im vierten Anlauf geholt. Kimi Räikkönen wäre aber nicht Kimi Räikkönen, würde ihm Platz zwei eine emotionale Regung abringen. Der Finne weiß, dass sein Lotus konkurrenzfähig ist. Am Wochenende in Barcelona ist das Renault-Nachfolgerteam der Geheimfavorit.



"Wir sind gut in Form. Die Basis des Autos ist gut, obwohl es in einigen Bereichen auch noch Verbesserungsbedarf gibt", referierte Räikkönens Teamkollege Romain Grosjean. Der Ex-Weltmeister dagegen ist ein Mann großer Worte nicht - zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Räikkönens Desinteresse an Presseterminen hat in der Königsklasse fast schon Kultstatus. In Montmelo spielte er unter dem Tisch abwechselnd mit Handy und Wasserflasche.

Kimi, "ein echter Typ"
Für den "Iceman" zählt primär die Leistung auf der Strecke - und ein schönes Leben außerhalb davon. Das hat er sich in den vergangenen zwei Jahren Auszeit auch gemacht. Seine Rückkehr wurde fast schon herbeigesehnt, der 32-Jährige belebt das Geschäft. "Es heißt immer, es gibt keine echten Typen mehr in der Formel 1", sagte der Salzburger Josef Leberer. "Kimi ist genau so einer."

Leberer ist Physiotherapeut bei Sauber und hatte Räikkönen bei dessen Ex-Team einst fit für die Königsklasse gemacht. Sein Gefühl für Fahrzeuge habe der Finne schon bei ersten gemeinsamen Mountainbike-Touren in den österreichischen Alpen bewiesen, die er zur Hälfte auf dem Hinterrad absolvierte. Das Verhältnis ist immer noch ein enges. "Wenn er jemanden gut kennt, kann er ein sehr herzlicher Mensch sein", versicherte Leberer. "Viele Dinge interessieren ihn aber einfach nicht."

Von Ferrari auf die Straße gesetzt

Die Unangepasstheit macht Räikkönen in der aktuellen Formel 1 zwar einzigartig, hat ihn aber auch schon einmal den Job gekostet. Ferrari setzte den Weltmeister von 2007 zwei Jahre nach seinem Titel bei vollen Bezügen auf die Straße. Zu groß waren die Unstimmigkeiten, zu lustlos agierte er auch auf der Strecke. Der Siegeshunger ist nach seiner Pause zurück und könnte schon in Barcelona gestillt werden. Dort hat Räikkönen schon zweimal gewonnen, 2005 und 2008.

Lotus mag es warm und kurvig

Der Lotus E20 funktioniert in schnellen Kurven wie auf dem Circuit de Catalunya. Dazu liegen dem Auto warme Bedingungen, das hat Bahrain bewiesen. Bei den Tests vergangene Woche in Mugello war Grosjean der Schnellste, Räikkönen hatte die Übungseinheiten ausgelassen. "Unser Auto gibt uns Selbstvertrauen", betonte Grosjean, in Bahrain Dritter. "Für einen Sieg muss aber alles passen."

In diesem Zusammenhang ließ sich sogar Räikkönen ein Statement entlocken. "Wenn alles gut läuft, dann können wir ganz oben sein", diktierte der Lotus-Star in die Notizbücher. "Aber es ist eng, kleine Probleme können dich sehr weit zurückwerfen. Wir werden alles geben und schauen, was passiert." Bei den Wettbüros ist der Rückkehrer mittlerweile einer der Mitfavoriten. Der in Wien gegründete Online-Anbieter Interwetten ist ab dem Grand Prix von Spanien sogar als Teamsponsor auf dem Auto vertreten.APA/red.