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Und wann wird die Kamera dich erkennen?

Gesichtserkennung ist eine umstrittene Technologie. Auf der einen Seite steht Sicherheit, auf der anderen Kontrolle. Wie sieht es in Österreich aus?

Heute Redaktion
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Eigentlich wollte Herr Ao in China nur ein Konzert besuchen. Doch auf einmal verhaftet ihn die Polizei. Der Grund: Ao war ein gesuchter Verbrecher. Gelungen ist der Polizei diese Festnahme dank Gesichtserkennungssoftware.

In diesem Fall war die Technologie äußerst hilfreich. Demgegenüber stehen jedoch Befürchtungen, dass Gesichtserkennung die Möglichkeit, frei von ständiger Beobachtung durch die Regierung zu leben, bedroht sowie rassistische Ungerechtigkeiten verschärft. Aus diesen Gründen hat San Francisco jüngst ein Verbots für Gesichtserkennungssoftware eingeführt.

Kontrolle versus Sicherheit

Führt die Gesichtserkennung nun zu mehr Sicherheit, oder ist sie doch mehr ein Tool zur Kontrolle? Christoph Müller, Vorstandsmitglied von Grundrechte.ch, sagt: "Automatische Gesichtserkennung kann zwar unter Umständen zu mehr Sicherheit führen, indem zum Beispiel erkannt wird, wenn jemand ohne Berechtigung ein Gebäude betritt oder eine Grenze überschreiten will oder wenn eine gefährliche, gesuchte Person sich im öffentlichen Raum aufhält. Gleichzeitig produzieren diese automatischen Systeme automatisch auch viele Fehlmeldungen und sie betreffen alle Menschen, nicht nur die bösen."

Verschiedene Studien bestätigen diese Aussage. So etwa kommt eine Untersuchung der NGO Big Brother Watch zum Ergebnis, dass die Trefferquote bei Gesichtserkennungssoftwares miserabel ist. Eine weitere Untersuchung des MIT und der University of Toronto konnte aufzeigen, dass dunkelhäutige Frauen oft für Männer gehalten werden.

Gesichtserkennung

Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und Algorithmen sind Kameras heute imstande, Gesichter von Personen nicht nur zu erkennen, sondern auch zu identifizieren. Es handelt sich bei der Gesichtserkennung um ein biometrisches Verfahren, dass in verschiedenen Bereichen eingesetzt wird. So etwa in der Sicherheit, der Kriminalistik oder in der Forensik. Praktische Anwendungen findet die Gesichtserkennung bei Zutrittskontrollen (Gebäuden, Geräten) oder aber auch Grenzkontrollen. Wie aber solche Bild-Datenbanken, mit denen die Kameras Fotos von Person abgleichen, zustande kommen, ist umstritten.

Situation in Österreich

Österreich hat sich bereits eine entsprechende Software zugelegt, um "schwere Straftaten" aufklären zu können. Noch vor Ende des Jahres will das Bundeskriminalamt laut Berichten mit dem Einsatz von Gesichtserkennung beginnen. "Nachdem Fingerabdrücke als Sachbeweis zugelassen worden sind und DNA-Beweise", sei dies der "nächste Meilenstein", wird Sprecher Vincenz Kriegs-Au zitiert. Im Spätherbst, also im Dezember, soll der Echtzeitbetrieb starten. Ab 2020 folge dann die Einbindung der Landeskriminalämter.

Dazu würden nach Raubüberfällen Fotos aus Überwachungsvideos generiert, die mit der Datenbank abgeglichen werden. Der polizeiliche Zugriff auf sämtliche öffentliche Videoüberwachungssysteme sowie der anschließende Abgleich mit Gesichtserkennunssoftware seien aber sehr umstritten. Ein ähnliches System ist bei den E-Gates am Flughafen Wien-Schwechat bereits im Betrieb. Ein flächendeckende Überwachung sei in Österreich aber weder geplant, noch rechtlich überhaupt möglich. (vhu/rfi)