Welt

Vater über IS-Tochter: "Sie hat unser Leben versaut"

Offene Worte fand der Deutsche Mike Messing am Dienstagabend bei Markus Lanz im ZDF. Er sprach über seine Tochter, die mit 15 zum IS ging.

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Vor mehr als vier Jahren flüchtete die damals 15-jährige Leonora aus Deutschland nach Syrien und schloss sich dort der Terrororganisation "Islamischer Staat" an. Die Wochen davor wandelte sich das Mädchen laut ihrem Vater unbemerkt: Erst gab sie Schminktipps auf Youtube, dann konvertierte sie zum Islam, radikalisierte sich und flüchtete schließlich aus dem Elternhaus.

Kaum in Syrien, schon verheiratet

"Wir wussten von einem eher oberflächlichen Interesse am Islam. Wir waren völlig ahnungslos – bis zur allerletzten Sekunde", erklärte ihr Vater Mike Messing am Dienstagabend in der ZDF-Sendung von Markus Lanz. Und er berichtete über die verzweifelten Versuche, seine Tochter zurückzubekommen und dass er sich bis heute nicht erklären kann, wie es soweit kam.

Direkt bei ihrer Ankunft in Syrien wurde die damals 15-Jährige mit einem deutschen Dschihadisten verheiratet. Ab da durfte das Mädchen keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie haben, sporadische Nachrichten kamen nur von ihrem Ehemann, der sich Nihad Abu Yasir nannte, aber eigentlich Martin Lemke heißt. Er soll einen ranghohen Posten im IS-Geheimdienst innegehabt haben, und wimmelte den Vater des Mädchens ab. Ein halbes Jahr später erreichen den Vater Sprachnachrichten seiner Tochter, in denen sie um Hilfe weint, doch ein Fluchtversuch schlägt fehl.

"Sie hat uns das Leben versaut"

So viele Vorwürfe sich der Vater auch macht, so offene Kritik übt er auch an seiner Tochter. Dass sie selbst Gräueltaten begangen haben könnte, sei ihm "vollkommen bewusst. Sie hat sich definitiv schuldig gemacht, nicht nur im Sinne des Gesetzes, sondern auch im Sinne gegenüber ihrer Familie". Und: "Sie hat uns – ich sag's mal auf Deutsch – das Leben versaut. Wir sind seit viereinhalb Jahren mit ihr, und auch für sie, durch die Hölle gegangen."

Heute befindet sich Leonora, die mittlerweile zwei Kinder hat, in kurdischer Gefangenschaft, in Deutschland laufen die Ermittlungen der Generalbundesanwaltschaft gegen sie und ihre Mann wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Zu ihrer möglichen Rückkehr nach Deutschland sagt ihr Vater: "Sollte es zu einer Haftstrafe kommen, kommen ihre Kinder zu uns. Das sind definitiv Opfer, die nichts dafür können, was Vater und Mutter da losgelassen haben."