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Voll okay: Mitten in der Hitze auf Fernkälte setzen

Klingt komisch, ist aber so: Die aktuelle Hitzeperiode und der bevorstehende Sommer sorgen für einen Rekord bei Fernkälte.

Heute Redaktion
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Es muss nicht immer die zentral gesteuerte Klimaanlage für das ganze Haus sein.
Es muss nicht immer die zentral gesteuerte Klimaanlage für das ganze Haus sein.
Bild: Fotolia

2016 wurden bereits 141 GWh "Kälte" mitten im Sommer abgesetzt. Daher rechnet der Fachverband Gas/Wärme "mit einem neuen Absatzrekord 2017", sagt Geschäftsführer Michael Mock.

Der erwartete Absatzzuwachs steht im Zusammenhang damit, dass Unternehmen wie Wien Energie, die Linz AG und die EVN die Fernkälteleistung bis 2020 weiter ausbauen.

Die Wiener haben neben dem AKH mit dem Hauptbahnhof Wien den bis dato größten Fernkälteabnehmer der Republik. Sie planen die Fernkälteleistung in den kommenden drei Jahren auf rund 200 Megawatt zu steigern, was der Leistung von 1,3 Millionen herkömmlichen Kühlschränken entspricht.

Geräuscharme Fernkälte

Seit 2009 hat sich der Verkauf von Fernkälte auf dem österreichischen Markt nahezu versechsfacht. Damit liegt Österreich hinter Frankreich, Deutschland, Finnland, Italien und Norwegen auf Platz sechs.

Aufgrund der Klimaerwärmung rechnet Mock "mit einem starken weiteren Anstieg des Fernkälteabsatzes". Tage über 30 und 35 Grad werden sich häufen. Weitere Gründe für die steigende Nachfrage sieht er in Gebäuden mit großflächiger Verglasung. Aber auch die zunehmenden Komfortwünsche von Konsumenten, die die geräuscharme Fernkälte gegenüber surrenden Klimageräten bevorzugen, unterstützen den Fernkälte-Trend.

Laut Mock wird Europa in 20 Jahren in etwa so viel Kühlenergie wie Heizenergie benötigen und Fernkälte stellt dabei eine wichtige Energieeffizienzmaßnahme dar: Denn Industrie- und Großkunden nützen Fernkälte über das gesamte Jahr, beispielsweise zum Kühlen von technischen oder medizinischen Geräten, Servern, Großküchen oder Laboratorien im Winter sowie zum Klimatisieren von Bürogebäuden, Spitälern oder Einkaufszentren.

Weniger Stromverbrauch

Durch den Einsatz von Fernkälte kann der Stromverbrauch von konventionellen Kühlgeräten maßgeblich reduziert werden. Ein weiterer Vorteil: Fernkälte gilt im Vergleich zu herkömmlichen Klimageräten als besonders sauber und umweltfreundlich, da sie weniger CO2-Emissionen verursacht.

Paradox: Fernwärme wird einerseits im Sommer wie im Winter zur Wärmeversorgung und Warmwasseraufbereitung erzeugt und gleichzeitig aber zur Herstellung der umweltfreundlichen Fernkälte eingesetzt.

Dieselben Energiequellen, die für die Erzeugung von Fernwärme benutzt werden, kann man auch als Antriebsenergie für Kältemaschinen verwenden. Sie nutzen Abwärme aus Industrie, KWK-Anlagen oder Abfallverbrennung, die das ganze Jahr zur Verfügung stehen. Isolierte Rohre transportieren das auf sechs Grad Celsius gekühlte Wasser zum Kunden, mit etwa 16 Grad fließt es zur neuerlichen Abkühlung wieder zurück. (mle)