Life

Vom Styling-Meisterwerk zum Alltagssportler

1996 kam der Boxster auf den Markt. Inzwischen sind die ältesten Exemplare schon veritable Youngtimer. Ein guter Zeitpunkt, um zurückzuschauen.

Heute Redaktion
Teilen

 
Was sofort auffällt, wenn man den Porsche Boxster fährt, ist, dass man nicht auffällt. Tatsächlich wird kaum ein Passant den Mittelmotorsportwagen als Rarität oder gar historisches Fahrzeug wahrnehmen. Dafür sind einfach noch zu viele täglich auf der Strasse unterwegs. Dabei liegt die erste Vorstellung des Einsteigersportwagens bald 25 Jahre zurück.

Porsche ging es, speziell in den USA, im Jahre 1993 nicht besonders gut. Der damalige Vorstandsvorsitzende Wendelin Wiedeking wollte daher eine optimistische und kämpferische Botschaft aussenden. Dafür wurde der 986 an die Detroit Auto Show gebracht, auf dem Heck deutlich mit "Boxster" beschriftet.

Als "zukunftsweisende Sportwagen-Studie" wurde der silberne Prototyp präsentiert und die Begeisterung für den Designwurf von Harm Lagaay war groß.

Vom Prototyp zur Produktionsvariante

Bis zum Porsche Boxster, den man sich in die Garage stellen konnte, war es aber noch ein weiter Weg. Erst 1996 wurden die ersten Fahrzeuge ausgeliefert und sie sahen deutlich anders aus als ihr Vorfahre, die Designstudie von Detroit.

Als der Serien-986 den Journalisten zum Test zur Verfügung gestellt wurde, hieß der hausinterne Konkurrent bei Porsche noch 993, war luftgekühlt und somit klassisch. Der wassergekühlte 996 kam erst ein Jahr später und sah vor allem von vorne fast gleich aus wie der Boxster.

Jener aber hatte unter der Entwicklung zum Serienfahrzeug ein wenig gelitten. Er war 20 cm länger und über 200 kg schwerer als die Studie. Immerhin blieb er vergleichsweise günstig, doch dies war auch nötig, denn inzwischen hatte der Boxster Konkurrenz von allen Seiten erhalten. Es galt, nicht nur gegen den deutlich günstigeren Mazda MX-5 zu bestehen, sondern auch gegen BMW Z3, Mercedes-Benz SLK und den neuen Alfa Romeo Spider.

Gutes Paket

Nicht alle waren vom endgültigen Design des Boxsters begeistert, sachlich aber gab es am Boxster kaum etwas auszusetzen. Der neue wassergekühlte Boxermotor überzeugte mit virbrationsarmem Lauf und drehte locker bis 6700 Umdrehungen. Mit seinen 204 PS beschleunigte er den Boxster in 7,1 Sekunden auf 100 km/h und weiter bis auf 240 km/h, und dies bei geringem Verbrauch. Zudem war er fahrsicher und keine Diva, was seine Manieren im Alltag anging.

Wer sich heute in einen 20-jährigen Boxster setzt, muss als Porsche-Fahrer kaum umgewöhnen. Das Zündschloss sitzt links wie bei jedem 911, die Gänge schalten sich exakt und sicher. Das Dach lässt sich blitzschnell öffnen und dann hat man auch mehr vom schönen Motorklang, der mit schönen Trompeten auffällt, wenn man ihm richtig die Sporen gibt.

Familienähnlichkeit kein Nachteil

Die Ergonomie überzeugt, die Lenkung ist exakt und der Wagen wirkt sehr handlich. Eigentlich ist der Boxster auch 20 Jahre nach seiner Geburt immer noch ein modernes Auto, auch wenn seine Nachfolger sicherlich manches besser und vor allem schneller können. Und dass er einem 996 ähnlich sah, kann man dem Boxster eigentlich nicht zum Nachteil gereichen lassen, eher schon, dass seine Heckpartie nicht ganz so knackig war, wie dies der Detroit-Prototyp verhieß.

Aber als Boxster-Fahrer sieht man ja vor allem nach vorne. Und freut sich darüber, dass man für sagenhaft wenig Geld einen richtig guten gebrauchten Sportwagen kaufen kann. Mit nur knapp fünfstelligen Preisen bietet der Porsche 986 richtig viel fürs Geld.