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Vor 20 Jahren stolperte Mercedes beim Elchtest

Der Start misslang gründlich: Kaum war die A-Klasse auf dem Markt, fiel sie beim Elchtest durch. Trotzdem wurde der kompakte Mercedes zum Erfolg.

Heute Redaktion
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Überlegungen, unterhalb des "Baby Benz" (W201) ein noch kompakteres Auto einzuführen, stellten die Ingenieure bei Mercedes schon in den Achtzigerjahren an. 1981 präsentierten sie ein Nahverkehrsfahrzeug namens "Nafa" als Studie. Optisch wollte dieses Konzeptfahrzeug zwar nicht gefallen, technisch aber überzeugte es mit innovativen Ansätzen wie Vierradlenkung, Frontantrieb, elektrisch gesteuertem Getriebe und Schiebetüren.

1993 zeigte Daimler-Benz in Frankfurt an der IAA die Studie "A". Gerade einmal 3,35 Meter kurz war das Konzeptfahrzeug und es zeigte, wie sich die Stuttgarter einen modernen Kleinwagen mit maximaler Raumausnützung vorstellten. Der sogenannte Sandwich-Boden erlaubte eine besonders platzsparende und sichere Konstruktion, bei der Motor und Getriebe im Falle eines Frontalunfalls unter die Insassen geschoben wurde. Mit einer geneigten und weit vorne montierten Antriebseinheit konnte der Frontbereich so kurz wie möglich gehalten werden, so dass bei einem Radstand von 2,31 Metern ein großer Innenraum entstand.

Vorstellung 1996

Wiederum überzeugte das Konzept, die Form aber waren vielen Leuten zu modern. Die Mercedes-Ingenieure hörten zu und lernten. Als Ergebnis entwickelten sie die A-Klasse, die der Presse 1996 in ihrer endgültiger Form gezeigt wurde. Die offizielle Premiere erfolgte am Genfer Autosalon 1997 und ab Mai desselben Jahres konnten Kunden den neuen Kompakt-Benz bestellen, mit Liefertermin Oktober 1997.

Innovativer Wurf

Mit dem wandelbaren Innenraum und Platzverhältnissen wie in der Mittelklasse konnte die A-Klasse mit 3,57 Metern Außenlänge punkten. Sparsame Vierzylindermotoren und eine gute Aerodynamik sorgten für ein überzeugendes, aber leider auch teures Gesamtpaket.

Die Testberichte vom damals zeigte die A-Klasse zwar in günstigem Licht, aber so richtig überholen konnte der Mercedes die Konkurrenz, vor allem den VW Golf, nicht. Nach Milliardeninvestitionen bedeutete dies bereits eine Niederlage für Mercedes-Benz. Doch es kam noch schlimmer!

Opfer des Elchtests

Bei einem Routine-Test der schwedischen Auto-Zeitschrift "Teknikens Värld" am 21. Oktober 1997 überschlug sich eine A-Klasse beim seither weltbekannten "Elchtest". Dieser Ausweichtest soll das Umfahren eines plötzlich auftauchenden Hindernisses auf einer 50 Meter langen Strecke mit vier Richtungsänderungen bei Tempo 65 km/h simulieren. Brisant: Bis anhin hatte jedes normale Auto den Elchtest von "Teknikens Värld" bestanden.

Die Resonanz war in allen Medien enorm, und das obwohl das Internet damals im Vergleich zu heute noch eine deutlich geringere Wirkung hatte. Kaum eine Zeitung oder ein Fernsehsender, der nicht über die umgestürzte A-Klasse berichtete. Der Marke Mercedes-Benz drohte ein nachhaltiger Imageschaden.

Probleme behoben, Imageschaden abgewendet

Mercedes musste reagieren, stoppte die Auslieferung und rüstete nach. Elektronische Fahrhilfen und eine überarbeitete Abstimmung des Fahrwerks machten die A-Klasse sicherer. Die Modifikationen funktionierten, obschon sie die A-Klasse unnötig steif und weniger komfortabel machte. Dies wurde in einer späteren Modellpflege behoben.

Die Operation gelang, die Kunden ließen sich von der A-Klasse überzeugen, bis 2004 wurden über 1,1 Millionen Exemplare verkauft. Und die A-Klasse gehört bis heute zum Modellprogramm von Mercedes, auch wenn sie inzwischen deutlich konventioneller daher kommt.

Weitere Informationen, viele Bilder und einen Originalprospekt zur Mercedes-Benz A-Klasse gibt es auf www.zwischengas.com.

(jm)

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