Wien
Wiener KiGa-Assistentin soll Bub (4) geschlagen haben
Eine Assistentin soll einen Vierjährigen im Kindergarten geschlagen und gequält haben. Auch von einem sexuellen Übergriff spricht der Bub.
Wieder ein besorgniserregender Fall von Gewalt an Kindern, diesmal in einem Wiener Privatkindergarten (Hietzing): Als ihrem Sohn im April plötzlich ein breiter Streifen Haare auf dem Kopf fehlte, glaubten die Eltern zunächst an eine Krankheit oder ein psychisches Problem. Das Kind habe sich "die Haare ausgerissen", so der private Kindergarten zur Erklärung. Gegenüber einer Psychologin schilderte das Kind später, es sei von der Kindergartenassistentin geschlagen worden, mehrfach. Nun liegt der Fall bei der Staatsanwaltschaft. Unregelmäßigkeiten gab es in dem Kindergarten schon seit langem, wie Recherchen des ORF ergaben.
Als die Eltern die Kindergartenleitung mit den Aussagen ihres Kindes konfrontierten, wiegelte diese ab, nahm die Assistentin in Schutz. Kein anderes Kind hätte von Schlägen erzählt und außerdem habe man die Sache der MA 11 gemeldet, so die Leitung gegenüber dem ORF. Die MA 11 wurde aktiv: "Hier haben wir sofort den Kinderschutz sichergestellt, indem wir veranlasst haben, dass die Mitarbeiterin, die eine Assistentin ist, sofort aus dem Kinderdienst zu entfernen ist“, so Ingrid Pöschmann von der MA 11 (Jugendhilfe) in der "ZiB 2“.
Die Kinder hatten nach den Übergriffen in ihrem Kindergarten Albträume. Lange Zeit wurde nicht gehandelt – Vorwürfe gegen die Kindergartenleitung waren der MA 10 seit langem bekannt
Pöschmann: "Wir haben die Obfrau sowie die Leiterin damals austauschen lassen und die Pädagogin hat von uns klare Vorgaben bekommen hinsichtlich Fortbildung und Supervision.“
Nach Missbrauchsskandalen in Kindergärten in Liesing und Penzing hatte die Stadt im Sommer eine Ombudsstelle eingerichtet, um schreckliche Fälle dieser Art künftig zu verhindern
Schläge und Zwicken in die Geschlechtsteile
Später erzählte das Kind außerdem, die Assistentin habe ihn in die Geschlechtsteile gezwickt. Nach dem Verdacht des Quälens und Vernachlässigens unmündiger Personen befasst sich nun schließlich die Staatsanwaltschaft mit dem Fall. Die Familie hat sich einen Anwalt genommen – dieser sagte, der Fall könnte ausgeweitet werden. "Der vorliegende Fall unterscheidet sich von ähnlich gelagerten Fällen insbesondere dadurch, dass das Kind tatsächlich einen sexuellen Übergriff sehr bildhaft und sehr detailreich schildert“, so Anwalt Johannes Bügler.
Kindergarten ist MA 11 bekannt – Eltern nahmen Kinder aus Betreuung
Dabei ist der Privatkindergarten bei der MA 11 kein Unbekannter – schon in den vergangenen acht Jahren gab es Anschuldigungen von Eltern: Kinder seien unter anderem zum Mittagschlaf und Aufessen gezwungen worden. "Wenn den Kindern übel wurde, wurde nochmal ausgeteilt“, so die Mutter Isabella Hanke – ihr Kind leidet seither an einem posttraumatischen Stresssyndrom. Nach dem "verstörenden Bericht" der MA 11, die den Vorwürfen damals nachgegangen war, hatten fünf Familien ihre Kinder aus der Betreuungseinrichtung genommen.