Politik

VP-Gemeinderäte singen im Nazikeller!

Heute Redaktion
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Bild: »Im Keller« von UlrichSeidlFilm

2.028 Einwohner zählt die Gemeinde Marz im Burgenland. Eine ÖVP-Hochburg. 88 Prozent wählten 2012 schwarz. Dass auch zwei bräunliche Politiker in den Gemeinderat einzogen, wussten damals (hoffentlich) die wenigsten.

Aufgedeckt hat den Nazi-Skandal Puls 4 so: In der Doku "Im Keller" von Ulrich Seidl singen fünf Männer in einem Keller vor Hakenkreuzen und Hitlerbild Volkslieder (siehe Film-Trailer). Puls 4-Reporter Andreas Berger erkennt August H. und Ewald W. - beide sitzen für die ÖVP im Gemeinderat - und fährt nach Marz.
Häufigste Reaktion vor Ort: "Kein Kommentar." H. und W. waren am Donnerstag nicht erreichbar. Josef O., der Besitzer des Kellers, in dem die Dreharbeiten stattfanden, wollte den "ORF" am Donnerstag nicht in die Räumlichkeiten lassen. Er gab jedoch bei den Dreharbeiten im Jahr 2009 ein Interview. "Der Keller gehört eigentlich mir alleine. Da kann ich tun, was ich will. Da hänge ich auf, was ich will und was mir gefällt", sagte er laut "orf.at" damals.

Bürgermeister: "Feucht-fröhliche Musikerprobe"

Bürgermeister Gerald Hüller erklärte gegenüber "Heute", dass er noch nie im Keller von Josef O. gewesen sei. Dieser sei ein im Ort beliebter Musiker und Sammler. "Er ist meines Wissens auch nicht auffällig in Richtung Wiederbetätigung und es hat sich auch noch niemand in diese Richtung bei mir geäußert", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme.

"Ich bin mir auch sicher, dass die im Film zu sehenden Personen unter dem Vorwand, Herr Ochs soll als Sammler und Musiker dargestellt werden, zur Teilnahme an einer 'feucht-fröhlichen' Musikerprobe überredet wurden und überhaupt nichts in Richtung einer Wiederbetätigung zu tun haben, ganz im Gegenteil", teilte Hüller mit. Er unterstrich, dass er die Verharmlosung der Nazi-Zeit verurteile.

ÖVP fordert Rücktritte

ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel forderte in einer Aussendung die Rücktritte der beiden. Auch Landesparteiobmann Franz Steindl verlangte Konsequenzen. Parteichef Reinhold Mitterlehner will am Freitag Stellung nehmen.

Die Landes-VP distanziert sich auf "Heute"-Anfrage vom Nationalsozialismus, will vorerst nur die "Beweggründe klären". "Für die ÖVP ist klar: In Österreich darf kein Platz für Gutheißen des verbrecherischen NS-Systems sein", stellte Christian Sagartz, Landesgeschäftsführer der ÖVP Burgenland, klar.