Welt

"Sie haben Essen für zwei Tage dabei"

Heute Redaktion
Teilen

Nach dem Erdbeben auf der indonesischen Insel Lombok sitzen hunderte Wanderer fest. Ein Tourist, der das Beben erlebt und den Rinjani besucht hat, erzählt.

Ein schweres Erdbeben hat Teile der indonesischen Insel Lombok verwüstet, mindestens 16 Menschen kamen dabei ums Leben. Auch eine 30-jährige Touristin aus Malaysia, die auf einer Wanderung war, wurde getötet. 560 Touristen sitzen am Vulkan Rinjani (auch Barujari) fest. Evakuierungsmaßnahmen begannen im Laufe des Tages. Nach Einschätzung der Behörden werden sie voraussichtlich bis Dienstag dauern.

Wie das Außenministerium bestätigt, sind auch Österreicher unter ihnen. "Wir sind von den indonesischen Behörden informiert worden, dass acht Österreicher als Besucher des Nationalparks registriert sind", so Sprecher Thomas Schnöll.

Unter den festsitzenden Touristen befinden sich zudem auch 13 Deutsche sowie 13 Schweizer. Das Schweizer Nachrichtenportal "20 Minuten" steht mit einem Schweizer Touristen in Kontakt, der gerade erst auf dem Mount Rinjani war und der das Beben in Lombok miterlebt hat. Der 23-Jährige berichtet aus Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens, von den Ereignissen:

Wie war die Situation auf Lombok, als die Erde zu beben begann?

Ich war noch im Bett, aber schon halb wach. Draußen war es sehr still, man hörte nur die Hühner. Als das Beben anfing, dauerte es einen Moment, bis ich begriff, was da los war. Ich sprang auf und rannte aus meinem Zimmer. Der Hotelpool bewegte sich krass und das Wasser war überall am Überschwappen. Dadurch kam mir sofort in den Sinn, dass es einen Tsunami geben könnte. Darum bin ich mit den Hotelangestellten aufs Dach geflüchtet. Aber zum Glück bestand keine Gefahr.

Wie würden Sie die Lage auf dem Vulkan momentan einschätzen?

Eine Woche zuvor war ich mit meiner Familie da. Ich kann nur sagen, dass ich erleichtert bin, dass nicht mehr Wanderer verletzt wurden auf dem Rinjani. Denn normalerweise ist man morgens zu dieser Zeit auf dem Gipfel. Es hätte weitaus schlimmer kommen können für alle Bergsteiger. Denn der Weg bis zum Gipfel ist sehr steinig und kann leicht ins Rutschen kommen.

Was macht die Faszination des Rinjani aus?

Das gibt es Einiges, was die Wanderung sehr besonders macht. Zum einen die atemberaubende Natur, aber auch, dass es eine herausfordernde Wanderung ist. Ohne Porter (Träger, die Red.) hätten wir sie wahrscheinlich nicht geschafft. In der Nacht sieht man vom Rand des Kraters aus so viele Sterne wie nirgendwo sonst. Die Milchstraße ist problemlos zu erkennen – und sogar mit der Kompaktkamera kann man sie sehr einfach fotografieren. Nach dem nächtlichen Aufstieg genießt man dann auf dem Gipfel den Sonnenaufgang und bestaunt den pyramidenförmigen Schatten, den der Rinjani wirft.

Hätten Sie Angst, wenn Sie jetzt dort festsitzen würden?

Ja, schon ein bisschen. Denn der Nachbar-Vulkan in Bali (Mount Agung, die Red.) spuckt im Moment aktiv Asche und es kann gut sein, dass auch der Rinjani aktiver wird, als er jetzt ist. Im Moment gibt er aber zum Glück nur ein bisschen Rauch ab.

Hat man auf einer solchen Exkursion eine Notfallausrüstung dabei?

Nicht, dass ich wüsste. Da auch die Tourenführer meistens Laien sind, denke ich eher nicht. Jedenfalls nicht von Seiten der Guides. Der Nationalpark hat aber ziemlich sicher einen Plan, wie eine Rettungsaktion durchgeführt werden sollte.

Wie werden die Touristen jetzt versorgt?

Eine Wasserquelle gibt es am Kraterrand, das weiß ich. Essen werden wohl die meisten für ungefähr zwei Tage dabeihaben. Auch eine medizinische Grundversorgung werden die Gruppen dabeihaben.

Wie lange kann man dort überleben?

Ich denke so zwei Tage, dann brauchen sie externe Hilfe. Aber Helikopter können auf dem Kraterrand landen, da gibt es genug Platz. Also denke ich, dass Verletzte abtransportiert werden können – und das Nötigste im Gegenzug auf den Berg hochgeflogen wird.

Wie könnte eine Rettungsaktion aussehen? Kommen die Wanderer allein wieder runter oder sind sie auf fremde Hilfe angewiesen?

Ich kann leider nicht genau sagen, was die Wanderer derzeit am Abstieg hindert. Wahrscheinlich sind die Wege verschüttet oder es herrscht Felssturzgefahr. Aber ich bin zuversichtlich, dass in den nächsten 24 Stunden ein sicherer Weg nach unten gefunden wird und die Wanderer diesen benutzen können. Sonst würde ich denken, dass sie per Helikopter geholt werden, vor allem die Verletzten. Aus eigener Kraft kommt man schon hinunter, aber viele sind wohl, auch was die Einschätzung der Risiken betrifft, auf fremde Hilfe angewiesen.

Haben Sie Kenntnis von Verletzten?

Ich weiß nur, dass es verschiedene Gruppen gibt, die an verschiedenen Orten festsitzen wegen verschütteter Wanderwege. Von Verletzten weiß ich nichts.

Würden Sie wieder auf den Vulkan gehen – auch nach dem Erdbeben vom Sonntag?

Ja, definitiv. Nicht in der nächsten Woche. Aber danach sicher wieder. Die Aussicht und die Natur sind das Risiko allemal wert.

Die Bilder des Tages

1/59
Gehe zur Galerie
    <strong>07.05.2024: 1.000 Euro Strafe, weil Kranker mit dem Auto fuhr</strong>. Niko W. (37) bekommt Cannabinoid-Tropfen ärztlich verschrieben. Bei einer Polizei-Kontrolle wurde THC festgestellt – <a data-li-document-ref="120034990" href="https://www.heute.at/s/1000-euro-strafe-weil-kranker-mit-dem-auto-fuhr-120034990">nun muss er Strafe zahlen.</a><a data-li-document-ref="120034990" href="https://www.heute.at/s/1000-euro-strafe-weil-kranker-mit-dem-auto-fuhr-120034990"></a>
    07.05.2024: 1.000 Euro Strafe, weil Kranker mit dem Auto fuhr. Niko W. (37) bekommt Cannabinoid-Tropfen ärztlich verschrieben. Bei einer Polizei-Kontrolle wurde THC festgestellt – nun muss er Strafe zahlen.
    Getty Images, Sabine Hertel, zVg

    (red)