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So kompliziert sind die Wahlen in Bosnien

Heute Redaktion
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Am Sonntag schreiten die Einwohner des kleinen Balkan-Staates zu den Wahlurnen. Nur wissen die eigentlich, was sie da machen? "Heute.at" erklärt den Wahlvorgang.

Bosnien und Herzegowina hat mit einigen Problemen zu kämpfen. Vor allem die Jugend hat es nicht leicht. Ganze 46 Prozent der jungen Menschen sind arbeitslos. Die Aussichten auf Jobs sind schlecht. Die einzige Möglichkeit die Situation zu ändern? Die Wahl.

Am Sonntag schreiten die Bosnier also zu den Wahlurnen. Und dort erwartet sie der wohl längste Wahlzettel der Welt. Diese sind aber notwendig. Denn das Land hat 14 verschiedene Parlamente, drei Präsidenten und hunderte Repräsentanten. Hinzu kommen noch 136 Minister.

Da stellt man sich zurecht die Frage: Wie wählt man eigentlich in Bosnien und Herzegowina? Brechen wir die Wahl in ihre Einzelteile runter.

Präsidentschaft

Zunächst muss man sich für einen Präsidentschafts-Kandidaten entscheiden. Am Ende bilden drei Politiker einen Präsidenten. Der Grund: Jeder dieser Herrschaften repräsentiert eine Wählerschaft des Volkes. Denn der Balkan-Staat ist sozusagen in drei Teile unterteilt: Etwa die Hälfte der Einwohner sind Bosniaken (Muslime), fünfzehn Prozent bilden die Kroaten (Katholiken) und rund 30 Prozent sind Serben (Orthodoxe).

Die Präsidenten übernehmen zum großen Teil die Außenpolitik. Alle Entscheidungen werden nur nach voller Übereinstimmung getroffen. Aus diesem Grund passiert es oft, dass sich Bosnien und Herzegowina bei großen Entscheidungen oft seiner Stimme enthält. So zum Beispiel bei der Frage der UN, ob man Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen solle oder nicht.

Parlament

Wenn man sich für einen Präsidentschafts-Kandidaten entschieden hat, geht es ins Parlament. Hier gibt es keine große Besonderheit. Man wählt, wie auch in Österreich üblich, eine Partei. Normalerweise könnte man nun seine Stimmzettel in die Wahlurne werfen. Nicht so in Bosnien und Herzegowina.

Entität

Jetzt geht die Wahl erst so richtig los. Und gleichzeitig wird es jetzt erst so richtig kompliziert. Bosnien besteht nämlich aus zwei administrativen Abschnitten, die nach dem Balkan-Krieg Anfang der 90er geformt wurden: Die Föderation Bosnien und Herzegowina und die Republika Srpska. Jeder diese Abschnitte hat seine eigenen Präsidenten, Vize-Präsidenten, Premierminister, Parlamente und Minister.

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Hellgrün ist die Föderation Bosnien und Herzegowina, im dünkleren Grün ist die Republika Srpska.

Lebt man in der Föderation Bosnien und Herzegowina, wird es nochmal komplizierter. Dieser Abschnitt ist noch zusätzlich in Kantone unterteilt. In diesem Fall wählt man noch zusätzlich das Parlament für den Teil in dem man lebt.

Wieso so kompliziert?

Das Wahlsystem in Bosnien und Herzegowina wurde 1995 entwickelt. Nach dem Ende des Krieges versuchte man in dem Land alle Ethnien zufrieden zu stellen.

Das größte Problem des Landes ist jedoch nicht das Wahlsystem, sondern die hohe Arbeitslosigkeit und Armut. Ob sich die Situation nach der Wahl am Sonntag ändern wird bleibt zu bezweifeln. (slo)