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Warum diese Luxuswagen im Internet so billig sind

Um die Weihnachtszeit nehmen Betrugsfälle beim An- und Verkauf von Fahrzeugen zu. Bei verdächtig günstigen Preisen sollte man skeptisch sein.

Heute Redaktion
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Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Ein erst vierjähriger Mercedes Benz GLE 350 d Executive 4M wird auf Autoscout24.ch für 13.500 Franken angeboten, umgerechnet 11.500 Euro. Neu kostet ein solches Modell fast 85.000 Euro.

Das Angebot machte Leser R. D.* neugierig, weshalb er sich beim Verkäufer melden wollte. Doch schon da wurde er ein erstes Mal stutzig: "Der Anbieter war auf den ersten Blick ein bestehender Autohändler aus dem kanton Solothurn. Doch die E-Mail-Adresse, die erst auf den Fotos im Inserat angezeigt wurde, hörte sich kurios an und war nicht jene des Autohauses."

Tatsächlich wurde das Konto des Autohändlers missbraucht, wie dessen Inhaber auf Anfrage bestätigt: "Mein Profil auf Autoscout24 wurde schon mehrfach gehackt, um solche Angebote zu publizieren." Er habe deswegen sein Passwort schon mehrfach ändern und die Fake-Deals löschen lassen müssen.

Fake-Website und falscher Pass

Trotz seiner Skepsis fragte D. beim fragwürdigen Inserenten nach. Dieser antwortete in fehlerhaftem Deutsch, dass er und das Auto zurzeit bei einer Schweizer Energiefirma in Norwegen seien. Das Auto werde jedoch bei Überweisung der Hälfte des Kaufpreises sofort durch eine Reederei in die Schweiz geliefert.

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Sowohl die Reederei als auch die angebliche Firma sind im Internet zu finden. Beide scheinen jedoch für ihre Website Metadaten gestohlen zu haben. Zur Vertrauensbildung habe der fragwürdige Händler sogar eine Kopie seines Passes geschickt, der jedoch nicht echt zu sein schien, sagt D.

Bekannte Masche

D. ging nicht auf den Handel ein – zum Glück für ihn: Diese Masche ist als sogenannter Fahrzeug-Vorschussbetrug bekannt, wie Martin Boess, Direktor der Schweizerischen Kriminalprävention, sagt: "In diesem Fall wird der Betrüger die Anzahlung von 50 Prozent des Kaufpreises für das Auto in Norwegen einstreichen, aber nie einen Wagen in die Schweiz liefern."

Gerade kurz vor Weihnachten nähmen Beratungen zu Abzocke und Betrug beim Kauf oder Verkauf von Motorfahrzeugen zu. Aufgrund falscher Namen sowie nicht registrierter E-Mail-Adressen und Telefonnummern seien solche Betrüger schwierig zu ermitteln.

"Deshalb sollte man bei Angeboten mit Vorauszahlung ohne Besichtigung stets vorsichtig sein. Gerade wenn das Fahrzeug oder der Händler angeblich im Ausland sind", sagt Boess. Ungewöhnlich attraktive Preise, unvollständige Verkäuferangaben oder auch Katalogbilder anstelle von echten Fotos könnten Indizien für einen Betrugsversuch sein.

Phishing verhilft Betrügern zu Daten

Den Verkaufsplattformen ist das Vorgehen ebenfalls nicht neu, wie Simon Marquard, Sprecher von Autoricardo.ch, sagt. "Es handelt sich dabei vor allem um Fahrzeuge im oberen Preissegment, die neu oder mit wenigen Tacho-Kilometern zu einem unverhältnismäßig tiefen Preis angeboten werden und im Ausland stehen." Die Betrüger kämen oftmals über Phishing-E-Mails an Daten der Mitglieder und würden darüber inserieren.

Cornelia Magnin von der Scout24 Schweiz AG: "Wir überprüfen Angebote täglich und optimieren die Kontrollprozesse laufend." Betrugsversuche blieben zwar Ausnahmen, ganz ausschließen könne man sie dennoch nicht.

*Name der Redaktion bekannt (red)