Eine Wissenschaft für sich
Warum du so gern Pickel ausdrückst
Auf Social Media bekommen Pickelausdrückvideos Tausende Klicks und auch vor dem Spiegel reizt das Herumdrücken an Unebenheiten. Warum verführt das so?
Ob du es bei dir selbst, bei deinem Partner bzw. deiner Partnerin machst oder am liebsten anderen auf Tiktok, Instagram oder Youtube dabei zuschaust: Viele machen aus dem Pickelausdrücken ein regelrechtes Hobby. Und ähnlich wie beim Rauchen oder Fingernägelkauen ist es gar nicht so einfach, wieder damit aufzuhören. Woran liegt das?
Makellos und befriedigt
Zum einen liegts wohl daran, dass Menschen zu Perfektionismus neigen. Wir haben den Drang dazu, kleine Makel wie Brösel auf dem Tisch, ein herausschauendes Etikett oder eben einen kleinen Pickel schnell zu entfernen. Klappt es, stellt sich bei uns ein befreiendes Gefühl ein – und wir lernen daraus. Diese Befriedigung wollen wir wieder spüren und gewöhnen uns das Verhalten an, durch das wir zu ihr gekommen sind. Dazu kommt der Ekel. Das Gefühl, das Menschen entwickelt haben, um sich vor Krankheiten zu schützen, bringt dich dazu, potenziell gefährliche Stoffe wie Eiter um jeden Preis aus deiner Haut haben zu wollen.
Sichere Bedrohung
Das erklärt allerdings noch nicht, wieso auch Videos von explodierenden Pickeln so faszinieren – vor allem, wenn man bedenkt, dass der Ekel, den wir empfinden, uns eigentlich schützen und dementsprechend abschrecken sollte.
Die Wissenschaft hat deshalb nachgeforscht und einen Ansatz entwickelt. Der Kulturpsychologe Paul Rozin und sein Team veröffentlichten 2013 eine Arbeit, in der 29 Dinge beleuchtet werden, die Menschen lieben, obwohl es eigentlich unlogisch ist. Das sind zum Beispiel das Hören von sehr trauriger Musik, die uns zum Weinen bringt, Achterbahnfahrten oder das Brennen im Mund von scharfem Essen. Die Forscher bezeichnen sie als "sichere Bedrohungen". Aus der Erfahrung weißt du, dass dir durch sie nichts Schlimmes passiert. Dein Körper ist sich da aber nicht so sicher und reagiert entsprechend – dieser Widerspruch macht Spaß. Bei Videos von Pickeln bist du dir bewusst, dass dich der Bildschirm schützt, und kannst den Kick genießen, den der Ekel in dir auslöst.
Spannung und Akzeptanz
Der hohe Spannungsbogen und der erwartbare Ausgang des Videos – eine gereinigte, saubere Pore – sorgen zudem auch beim Anschauen für Befriedigung und Entspannung, zum Beispiel nach einem langen Arbeitstag. Und dann wäre da noch die gesellschaftliche Akzeptanz. Denn auch, wenn du dir die Videos wohl kaum in der Mittagspause im Büro zu Gemüte führen würdest: Seitdem Dr. Sandra Lee alias Dr. Pimple Popper 2015 mit ihren Videos viral ging, gibt es eine ganze Community, die ungeduldig auf den neuesten Content wartet.
So drückst du Pickel richtig aus
Von ärztlicher Seite wird davon abgeraten, selbst an der Haut herum zu quetschen. Bei unsachgemäßem Herumdoktern drohen Infektionen und Narben. Wer sich aber nicht beherrschen kann, sollte zumindest ein paar Regeln beachten, um unangenehme Folgen zu vermeiden.
1. Auf strenge Hygiene achten: Gesicht und Hände gründlich reinigen.
2. Finger weg von "unterirdischen" Pickeln: Den Pickel nur ausdrücken, wenn er auch wirklich "reif" ist. Das erkennst du an seiner Farbe. Ein Pickel, der noch unter der Haut liegt, ist meist kaum sichtbar oder leicht bis stark gerötet. Tritt er an die Oberfläche, wird die Kuppe weiß.
3. Idealerweise wickelst du Kosmetiktücher um deine beiden "Drückfinger" bevor es losgeht
4. Am Rand des Pickels ansetzen und dann sanft drücken. Öffnet sich der Pickel nicht, ist er noch nicht reif genug. Dann ein paar Tage warten.
5. Vorsichtig aus verschiedenen Winkeln drücken, um den Pickel zu leeren.
6. Ist der Pickel leer, die Stelle mit antibakteriellem Gesichtswasser abtupfen und die Stelle jetzt für mindestens eine halbe Stunde in Ruhe lassen, damit die Wunde sich schließen kann.