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Warum jetzt der Impf-Neid um sich greift

Einige feiern ihren Impftermin wie den Geburtstag, andere trauen sich kaum zu sagen, dass sie schon geimpft sind. Was hat es mit dem Neid auf sich?

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Die Impfstraße im ACV.
Die Impfstraße im ACV.
ALEX HALADA / picturedesk.com

Während früher das neue Auto des Nachbarn den Neid aufflammen ließ, ist es heute für viele das Pflaster am Oberarm. Viele warten seit Monaten auf einen Impftermin. Jetzt, wo die Impfkampagne Fahrt aufnimmt, häufen sich die Meldungen aus dem privaten oder Social-Media-Bekanntenkreis von Menschen, die den Piks schon erhalten haben. Und man fragt sich unweigerlich: Warum ist die andere Person schon geimpft – und ich nicht?

Die deutsche Zeitschrift "Stern" gab beim Meinungsforschungsinstitut Forsa eine Umfrage zum Thema Covid-Impfung in Auftrag. Die repräsentative Studie zeigt, dass 40 Prozent der Befragten neidisch auf ihre geimpften Mitbürger sind. Frauen waren dabei mit 37 Prozent weniger neidisch als die Männer, von denen 43 Prozent mit dem unangenehmen Gefühl kämpfen. Auch gibt es laut der Umfrage Ost-West Unterschiede: Die Ostdeutschen sind zu 29 Prozent neidisch, die Westdeutschen zu 42 Prozent.

"Wir erleben eine Aufteilung der Gesellschaft in Privilegierte und Benachteiligte"

Auch der Jugendpsychologe Felix Hof stellt fest, dass der Impfneid wächst. Dieser sei viel komplexer, als andere Neidgefühle: "Sich zu vergleichen und über Unterschiede zu klagen, ist normal. Aktuell gibt es aber eine Aufteilung der Gesellschaft in Risikogruppen, die unterschiedlich schnell zu einer Impfung kommen. Damit haben wir per Verordnung Privilegierte und Benachteiligte."

Laut Hof gibt es aber auch Parallelen zwischen dem Impfneid und banaleren Dingen: "Wenn jemand neidisch ist, weil sein Kollege die Playstation 5 bereits hat, ist das ähnlich wie mit den Impfungen: Die Hersteller kündigen an, dass die PS 5 besser sei, als die ältere Version, doch Gewissheit, dass sie einem gefällt, hat man vor dem Kauf nicht. Auch mit den Impfungen gehen wir gewisse Risiken ein – trotzdem sind viele neidisch auf diejenigen, die bereits geimpft wurden."

"Je länger es dauert, desto größer werden die Gräben"

Auch Gesundheitsökonom Willy Oggier beobachtet den grassierenden Impfneid. Für ihn ist das nachvollziehbar: " Je länger es dauert, bis jemand zumindest den Termin für die erste Impfung hat, desto größer werden die Gräben zwischen Geimpften und Ungeimpften." Das könne auch zu Vordränglern führen.

Er hat Verständnis, dass einige sich diese Ungerechtigkeit nicht ewig bieten lassen wollen: "Wir sind alle pandemiemüde. Und vor allem für die, die sich an die Regeln halten und solidarisch sind, aber nach wie vor keine Aussicht auf Impfung haben, ist es verlockend, nach Lücken im System zu suchen, um schneller an eine Impfung zu kommen."

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