Gesundheit

Warum nicht jeder Mensch ohne Maske ein Verbrecher ist

Wie lebt es sich mit einer Maskenbefreiung? Sind das nicht alles Verweigerer? Unsere Redakteurin erzählt von ihren Erfahrungen im Alltag.

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Die Maskenbefreiung wird leider von Menschen ausgenutzt, die gegen die Maskenpflicht sind. <br>
Die Maskenbefreiung wird leider von Menschen ausgenutzt, die gegen die Maskenpflicht sind.
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Leider passiert es häufig, dass Maskenverweigerer und Menschen, die mit den derzeitigen Bestimmungen nicht ganz einverstanden sind, sich als gesundheitlich problematisch inszenieren, um eine Befreiung der Tragepflicht zu erwirken. Damit tun sie niemandem etwas Gutes. Sie gefährden sogar Menschen aus eben jenen banachteiligten Gruppen.

Weil ersteres Szenario vergleichsweise öfter vorkommt und in der öffentlichen Wahrnehmung viel präsenter ist als ein tatsächlicher Krankheitsfall, kommt es nämlich dazu, dass man gleich ein Urteil fällt, wenn jemand keine Maske trägt. Das ist aber falsch. Denn es kann sich um einen Notfall handeln. Man sollte immer zuerst hinterfragen und dann das Verhalten der Person analysieren, ehe man jemanden zu schnell verurteilt.

Viele Krankheiten sieht man nicht. Ich habe ADHS, Autismus, eine Angsstörung und Panikattacken. Somit falle ich gleich in mehrere Kategorien für Personen mit Ausnahmeregelungen beim Maskentragen beziehungsweise einer Befreiung. Ich muss die Maske also eigentlich nicht tragen, tue es aber so gut wie immer, weil es für mich selbstverständlich ist. Zudem möchte ich unangenehme Situationen vermeiden.

Es gibt nur einzelne Momente, wo ich die Maske kurz abnehme. Das traue ich mich höchstens in einem Notfall, weil mich sonst jemand als Staatsverräter einstuft oder sogar beschimpft - was schon mehrfach geschehen ist. Im Supermarkt, bei den Wiener Linien, in einem Museum und im Schlosspark Laxenburg ist es mir schon einmal passiert, dass ich falsch verurteilt wurde. Das ist gefährlich.

Einzelfälle sind nicht immer schwarze Schafe

Im Museum habe ich gemerkt, dass ich auf ein WC fliehen muss, weil ich gespürt habe, dass ich bald einen „Meltdown“ bekomme. Dabei hatte ich die Maske nicht mehr korrekt auf der Nase und wurde nicht höflich, sondern gleich feindlich gesinnt darauf hingewiesen. Zu einem Zeitpunkt, wo ich mich selbst nicht mehr ausdrücken - und verteidigen - konnte.

Wenn jemand vor einem Meltdown steht, ist er nicht richtig ansprechbar und kann sich in dem Moment, wenn es schon zu spät ist, nicht mehr richtig artikulieren. Ich könnte somit im Extremfall also erst, wenn ich mich beruhigt habe, sagen, dass ich etwas habe. Was mir auch schon passiert ist. Mitarbeiter sollten daher dafür geschult und sensibilisiert werden und die Öffentlichkeit darüber aufgeklärt.

Zu Beginn der Pandemie hatte ich noch keine ärztliche Bestätigung, um mich auszuweisen. Jetzt ist das anders. Durch mein ADHS vergesse ich jedoch auch regelmäßig, die Bescheinigung mitzunehmen, deswegen versuche ich einen Ernstfall sowieso zu vermeiden.

Mein Tipp: Mitdenken und den Zustand der Person beobachten. Nicht jeder ist gleich ein Betrüger.

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    Treten Symptome in einer bestimmten Reihenfolge auf, kann das auf eine Coronavirus-Infektion hindeuten, wie <a href="https://www.heute.at/s/die-reihenfolge-der-symptome-kann-coronavirus-entlarven-100100738">Forscher</a>&nbsp;herausgefunden haben.
    Treten Symptome in einer bestimmten Reihenfolge auf, kann das auf eine Coronavirus-Infektion hindeuten, wie Forscher herausgefunden haben.
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